Samurai 3: Der Weg des Drachen
Falten ihres elfenbeinfarbenen Seidenkimonos zu glätten, und schien sorgfältig zu überlegen, was sie antworten sollte. Jack hatte die Worte wiederholt, die sie ihm zugeflüstert hatte, als sie nach ihrer Vergiftung aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht war. Er hoffte, dass sie trotz der offensichtlichen Gefahren weiter auf seiner Seite stand.
»Ich finde auch, wir sollten gehen«, meinte sie schließlich. »Wir sollen Masamoto-sama doch alles sagen, was wir über Dokugan Ryu wissen. Dazu gehört auch alles, was wir über ihn in Erfahrung bringen. Stellt euch vor, wir könnten ihm sagen, wo der Ninja sein Hauptquartier hat. Vielleicht können wir ja sogar Jacks Buch zurückholen.«
Yamato wandte sich Akiko zu. »Warum willst du den Ninja auf einmal unbedingt verfolgen, Akiko? Die letzte Begegnung mit Drachenauge hätte dich beinahe das Leben gekostet.«
»Noch ein Grund mehr, warum ich den Ninja finden will. Außerdem warst du es doch, der ihn unbedingt in eine Falle locken wollte, um die Familienehre wiederherzustellen.«
»Ja, schon«, stotterte Yamato, »abe r … damals hatte mein Vater uns noch nicht aus der Schule ausgeschlossen. Er würde mir nie verzeihen, wenn wir auf eigene Faust versuchten, Drachenauge zu fangen.«
»Wir wollen ihn ja gar nicht fangen«, beruhigte Akiko ihn. »Wir wollen nur wissen, wo er sich versteckt.«
»Ich bin trotzdem dagegen. Was ist mit dem geheimnisvollen schwarzen Ninja, der Jack gerettet hat? Das passt nicht zusammen.« Yamato sah die beiden anderen ernst an. »Habt ihr schon mal daran gedacht, dass Drachenauge diese Spuren eigens für uns gelegt haben könnte? Dass er uns in eine Falle locken will?«
Auf seine Worte folgte unbehagliches Schweigen. Dann machte Akiko eine abschätzige Handbewegung. »Ninjas kämpfen nicht nur gegen Samurai, sondern auch gegeneinander. Der schwarze Ninja stammte wahrscheinlich von einem rivalisierenden Clan und die beiden grünen Ninjas hatten ihr Stammesgebiet verlassen. Du bist gerade rechtzeitig gekommen, um Jack zu retten.«
Yamato sah sie zweifelnd an.
»Was sollen wir sonst den ganzen Tag lang tun?«, fragte Jack. »Kuma-san kann frühestens übermorgen nach Toba weiterreiten.«
»Jack hat Recht«, stimmte Akiko zu. »Wenn wir Pferde nehmen, können wir es an einem Tag nach Shindo und wieder zurück schaffen. Jack kann mit mir reiten. Kuma-san hat sicher nichts dagegen, wenn wir einen Tempel in der Nähe besuchen.«
Yamato schwieg und wandte seine Aufmerksamkeit dem prächtigen Sonnenuntergang zu. Im Gastraum war es still geworden. Die Sonne berührte die Spitze eines Gipfels und schickte goldene Strahlen über den tiefblauen Himmel, der wie ein seidener Kimono über den dunstigen Bergen und dunklen Tälern hing.
Es dämmerte schon. Jack machte einen letzten Versuch, Yamato zu überzeugen.
»Es wäre unsere einzige Chance, Drachenauge zu finden, bevor er uns wieder aufspürt.«
»Er verfolgt uns gar nicht mehr«, entgegnete Yamato. »Er hat das Buch doch schon.«
»Aber es ist verschlüsselt und ich kenne als Einziger den Code«, erwiderte Jack. »Wenn Drachenauge das merkt, kommt er zurück.«
Er wusste, dass der Ninja sich von einem chinesischen Kryptologen helfen ließ, doch bezweifelte er, dass der Kryptologe den in einer fremden Sprache geschriebenen Code so schnell entschlüsseln konnte. Er würde Zeit brauchen. Die Frage war nur: wie lange?
Vielleicht verlor Drachenauge die Geduld und beschloss, Jack zur Preisgabe des Codes zu zwingen.
5
Mutterstolz
»Hier ist es mir nicht geheuer«, murmelte Yamato. Besorgt umklammerte er mit der rechten Hand den langen Schaft seines bo.
Verlassen lag die einzige Straße von Shindo vor ihnen. Staub wirbelte über den Boden und verschwand zwischen einigen heruntergekommenen Hütten. Das Dorf wirkte trotz der warmen Sonne kalt und dunkel und das Innere der Hütten wenig einladend.
»Ein Geisterdorf«, sagte Jack und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Sie banden ihre beiden Pferde an und betraten das menschenleere Dorf.
»Nicht ganz«, flüsterte Akiko. »Wir werden beobachtet.«
Jack und Yamato wechselten einen nervösen Blick.
»Von wem?«, fragte Yamato.
»Zum Beispiel von diesem kleinen Mädchen.« Akiko nickte in Richtung einer strohgedeckten Hütte zu ihrer rechten Seite.
Aus dem Dunkel starrte sie ein schmutziges Gesicht mit ängstlich aufgerissenen Augen an. Dann verschwand es. Akiko näherte sich der Hütte. Jack und Yamato blieben stehen und Akiko sah sich nach
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