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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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aus. Die Trennung schien ihm nicht leichter zu fallen als ihr.
    »Ich ziehe Schwierigkeiten geradezu an«, erwiderte er mit einem düsteren Blick auf seine Sakeflasche. »Für ein Mädchen ist das nicht der richtige Platz.«
    Doch Hana packte ihn am Ärmel. »Bitte! Du wirst mich gar nicht bemerken.«
    »Nein!«, erwiderte Ronin unwirsch und machte sich los.
    Hana traten Tränen in die Augen. Die Zurückweisung schmerzte sie mehr als die bevorstehende Trennung.
    Auch Jack durfte nicht zulassen, dass Hana ihn nach Nagasaki begleitete. Er war ein noch auffälligeres Ziel als Ronin. Aber er hatte eine andere Idee und löste dadurch gleichzeitig ein weiteres Problem, das ihn seit Kyoto beschäftigte.
    »Hana, kannst du für mich nach Osten gehen, nach Toba?«, fragte er.
    »Ist das ein neuer Auftrag?« Hanas Miene hellte sich ein wenig auf.
    »Ja, sogar ein sehr wichtiger. Du musst Akiko warnen, dass Kazuki nach ihr sucht und sich an ihr rächen will.« Er hielt ihr den Inro hin. »Zeige ihr den, dann weiß sie, dass du meine Freundin bist. Sie wird sich um dich kümmern.«
    »Komm mit mir!«, bat Hana flehentlich.
    »Das kann ich nicht. Ich würde die Skorpion-Bande geradewegs zu Akiko führen. Ich werde in die entgegengesetzte Richtung aufbrechen und eine deutliche Spur hinterlassen, die unsere Verfolger von Toba ablenkt. Wirst du das für mich tun?«
    Hana nahm den Inro mit beiden Händen und nickte entschlossen.
    »Danke«, sagte Jack erleichtert. Wenn alles gut ging, würde Akiko zumindest gewarnt werden.
    Sie verteilten den Proviant, dann machte Hana sich auf den Weg. Jack und Ronin sahen ihr nach. Sie winkte ihnen ein letztes Mal und verschwand kurz darauf hinter einer Kuppe.
    »Tapferes Mädchen«, sagte Ronin. »Ich werde sie vermissen.«
    »Auch ihre Reden?«, fragte Jack, erstaunt über Ronins Geständnis.
    »Sogar die«, gab Ronin zu. Er sah Jack an. »Tut mir leid, dass wir den Portolan nicht gefunden haben.«
    »Wir haben es zumindest versucht«, antwortete Jack tapfer. »Aber du hast Recht, unter den gegebenen Umständen wäre es Selbstmord, weiter nach Botan zu suchen.«
    Es war Zeit, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Sosehr es ihn auch schmerzte – der Portolan war verloren. Was du willst, wird geopfert , hatte der Rätselmönch gesagt. Offenbar hatte er von diesem Opfer gesprochen. Trotz aller Anstrengungen, Strapazen und Gefahren musste Jack die letzte Verbindung zu seinem Vater verloren geben. Er konnte sein Versprechen, das Logbuch nicht in falsche Hände geraten zu lassen, nicht halten. Seine Zukunft war ungewiss.
    »Aber ich werde weiter nach diesem Halunken Botan Ausschau halten«, versicherte Ronin. »Und nach dem Portolan.«
    »Du hast schon mehr als genug getan«, erwiderte Jack. »Bitte begib dich meinetwegen nicht mehr in Lebensgefahr.«
    »Ich habe nicht mehr viel zu verlieren«, sagte Ronin und hielt die Flasche hoch. »Aber es war mir eine Ehre, dir zu helfen, junger Samurai.«
    Damit verbeugte er sich und wandte sich nach Norden, in Richtung Kyoto.
    »Warte!«, rief Jack. »Ich schulde dir noch etwas für deine Dienste.«
    »Du schuldest mir gar nichts.«
    »Doch«, beharrte Jack und eilte ihm nach. »Das ist Ehrensache. Wir haben vereinbart, dass du dir von den Dingen, die wir wiederbekommen, eins auswählen darfst.«
    »Aber ich könnte dir nicht deine Schwerter nehmen.«
    »Dann … nimm die Perle.« Jack öffnete seinen Kimono und zog die goldene Haarnadel heraus. Es fiel ihm zwar schwer, die schwarze Perle wegzugeben, aber Akiko hätte ihn sicher darin bestärkt, sich an die Abmachung zu halten. Das gehörte sich so.
    »Wie rührend!«, ertönte plötzlich eine Stimme, die vor Spott triefte.
    Jack und Ronin fuhren herum. Vor ihnen stand ein Samurai in einem dunkelbraunen Kimono und grinste über ihre verwirrten Gesichter. Er war stämmig, hatte Arme wie geknotete Seile und sah aus wie ein kampferprobter Veteran. Sein verwegenes Gesicht wurde von einem ordentlich gestutzten Spitzbart und einem Schnurrbart eingerahmt. Seine Nase dagegen war plattgedrückt, er hatte sie sich wahrscheinlich im Kampf gebrochen, und über das Kinn zog sich eine Narbe.
    »Ronin! Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich wiedersehen würde«, sagte er und breitete erfreut die Arme aus.
    Ronin starrte ihn verwirrt und zugleich misstrauisch an und griff nach seinem Schwert.
    »Und es kränkt mich, dass du dich nicht an mich erinnerst.«
    Ronin kniff die Augen zusammen und betrachtete den Mann aufmerksam.

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