Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
klirrend aufeinander. Botan war ein brutaler Kämpfer, der seine ungeheure Kraft zu nutzen verstand. Jack spürte jedes Mal die Erschütterung in seinen Armen, wenn ihre Schwerter zusammentrafen. Er musste Masamotos ganze Schwertkunst aufbieten, um sich gegen Botans wütende Angriffe zu wehren.
Der Regen lief ihnen in die Augen und die nasse Erde verwandelte sich in einen gefährlich rutschigen Morast. Jack wollte Botan mit einem Herbstblattschlag entwaffnen, aber der Samurai behielt sein Schwert in der Hand und konterte mit einem Hieb quer über Jacks Oberarm. Die Klinge schnitt tief ins Fleisch ein und Blut strömte aus der Wunde. Jack schlug Botans Schwert zur Seite, wich zurück und betrachtete erschrocken seinen Arm. Zwar handelte es sich nur um eine Fleischwunde, doch sie ging so tief, dass der linke Arm nicht mehr voll einsatzfähig war.
Auch Botan wusste das und griff Jack mit aller Kraft auf der geschwächten Seite an. Mit einem gewaltigen Hieb schlug er ihm das Kurzschwert aus der Hand und Jack konnte sich nur noch mit seinem Langschwert verteidigen. Erschöpft und heftig blutend musste er immer weiter zurückweichen. Botan setzte ihm nach und deckte ihn mit Schlägen ein. Jack stolperte über einen toten Samurai, rutschte aus und fiel aufs Knie. Sofort war Botan über ihm.
»Jetzt hole ich mir meine Belohnung!«, rief er und hob das Schwert zum entscheidenden Schlag.
In einem Bogen sauste die Klinge auf Jack zu und die Zeit schien stillzustehen … Doch dann bohrte sich der Stahl einer anderen Klinge in Botans Brust. Ächzend griff sich der Samurai ans Herz und kippte tot um.
Hinter ihm stand blutverschmiert und mit hassverzerrtem Gesicht Ronin. Shoda lag regungslos am Fuß des Apfelbaums. Hana zitterte wie Espenlaub, schien aber unverletzt. Ronin kam einen Schritt näher und Jack stand hastig auf und hob sein Schwert. Ronin mochte ihm gerade das Leben gerettet haben, aber er durfte ihm nicht trauen.
»Und jetzt?«, fragte er, von der Hitze des Gefechts noch ganz erregt. »Willst du mir wieder ein Schlafmittel geben? Mich töten? Meine Schwerter stehlen? Oder warst du von Anfang an hinter dem Portolan her? Du hast mich die ganze Zeit im Kreis geführt, Ronin, deshalb sind wir nirgends angekommen! Du bist kein Samurai, sondern ein Säufer und Lügner!«
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Jubu
»Du hast Recht, Jack«, gab Ronin zu und sah ihn traurig an. »Ich habe dich zwar nicht angelogen, aber im Stich gelassen. So wie ich meinen Vater im Stich gelassen und mich selbst aufgegeben habe. Kein Fürst will einen Trinker als Samurai. Ich verdiene es nicht, diese Schwerter zu tragen.«
Wütend stieß er sein Langschwert in den Boden, wo es zitternd stecken blieb. Dann hob er die halb leere Sakeflasche auf und wandte sich im strömenden Regen zum Gehen.
Hana lief zu Jack. »Wohin will er?«
»Wahrscheinlich ins nächste Wirtshaus«, antwortete Jack und riss von Botans Kimono einen Streifen ab, um seinen blutenden Arm zu verbinden.
»Aber er hat sich gar nicht verabschiedet.« Auf Hanas Gesicht vermischten sich die Regentropfen mit Tränen. »Komm zurück, Ronin!«
Doch Ronin ging unaufhaltsam weiter, die Flasche wieder an die Lippen gesetzt.
»Lass ihn!«, sagte Jack. Er riss noch ein Stück Stoff ab und verband damit Hanas blutendes Ohr. »Man kann ihm nicht trauen. Er gehörte zu Botans Bande.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Hana empört. »Er hat mir das Leben gerettet und er hat Botan getötet und dadurch auch dich gerettet!«
»Und er hat mir ein Schlafmittel gegeben und mich ausgeraubt.«
Hana starrte Jack entsetzt an. »Wenn das stimmt, warum hat er dir dann jetzt geholfen?«
»Weil er sich an nichts mehr erinnert! Aber du hast ihn ja selbst gehört. Er hatte tatsächlich den Portolan. Und vielleicht hätte er mich bei der nächsten Gelegenheit wieder ausgeraubt und getötet, um die Belohnung des Shoguns zu kassieren.«
»Aber ich kenne ihn ganz anders«, protestierte Hana und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
Jack ging zu dem Apfelbaum hinüber und zog die Wurfsterne aus dem Stamm. Er wusste, dass er Ronin Unrecht tat. Vor Botans Auftauchen hatte Ronin sich verabschieden wollen, ohne Lohn für seine Dienste anzunehmen. Er hatte gewiss seine Fehler – er war launisch, unberechenbar und dem Alkohol ergeben –, aber er war kein schlechter Mensch. Tief im Innersten erfüllten ihn eine tiefe Treue und ein unerschütterliches Pflichtgefühl. Nach allem, was Ronin für ihn getan hatte, bereute Jack
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