Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
Tempel auf dem Jubu schwarze Magie betrieben. Es gab dort ein Kloster mit geheimnisvollen Mönchen, die angeblich mit der Hand Felsen bewegen und Gedanken lesen und nach ihrem Willen beeinflussen konnten. Sogar über die Naturgewalten herrschten sie.«
Hana überlief ein Schaudern. Jack spürte ihre Angst, musste aber insgeheim lächeln. Ihre Beschreibung erinnerte ihn an die Ninja und ihre Magie der kuji-in . Er hatte selbst miterlebt, wie Ninja mit dem Ring des Himmels ähnliche Dinge vollbrachten, und sogar einige ihrer geheimen Künste erlernt.
»Der Kaiser erklärte sie zu bösen Geistern und schickte seine Soldaten, um den Tempel zu zerstören«, fuhr Hana fort. »Es kam zu einer gewaltigen Schlacht. Von den zehntausend Soldaten, die auf den Berg stiegen, kehrten nur hundert zurück und die meisten davon hatten den Verstand verloren. Keine einzige Leiche der tausend Mönche, die im Tempel gewohnt haben sollen, wurde je gefunden, aber ihre Geister spuken dort angeblich immer noch herum. Wer unerlaubt in ihr Reich eindringt, zieht sich ihren Zorn zu und verschwindet auf Nimmerwiedersehen.«
»Wie hat sich der Rätselmönch dann gegen sie behauptet?«, fragte Jack.
»Er gehört zu ihnen. Wer sein Rätsel nicht lösen kann, so heißt es, verliert seine Seele an ihn.«
Hana verstummte.
»Wir sollten noch ein wenig schlafen«, meinte Jack. Hanas Geschichte hatte ihn beunruhigt, aber er wollte es nicht zeigen. Der Mönch hatte ihm bereits ein Rätsel gestellt und ihm war noch keine Lösung eingefallen.
Sie streckten sich auf ihr Lager aus Blättern aus und Jack vergewisserte sich, dass seine Schwerter in Reichweite lagen. Die vollkommen erschöpfte Hana war schon bald fest eingeschlafen. Jack lauschte auf ihre gleichmäßigen Atemzüge und das Rauschen des Regens, das durch die Höhle hallte. Er schlang die Arme um sich, um sich zu wärmen, und berührte dabei die weiche Seide des an seinem Gürtel hängenden omamori . Behutsam machte er es los und betrachtete das kleine grüne Säckchen.
Wie war es in seinen Besitz gekommen?
Was war passiert, nachdem Ronin ihm das Schlafmittel verabreicht hatte? Hatte der Samurai ihm auch die Verletzungen zugefügt? Warum hatte Ronin sich von der Bande getrennt? Und warum hatte man ihm den Portolan gelassen?
Angestrengt versuchte Jack sich zu erinnern. Draußen flammte der Himmel auf und der Berggott grollte wieder. Er war gerade dabei einzuschlafen, da kehrte die Erinnerung zurück …
46
Überfall
»Sieh dir diesen außergewöhnlichen Inro an, Botan«, sagte eine Stimme.
Jack spürte, wie jemand den Behälter von seinem Gürtel losmachte. Er war kaum bei Bewusstsein und zu schwach, um sich zu bewegen. Der Korb auf seinem Kopf war nach unten gerutscht und er konnte nur vier Paar Füße in Sandalen sehen.
»He, was ist hier los?«, lallte eine Stimme, die Ronin gehörte.
»Das geht dich nichts an«, antwortete eine männliche Stimme unwirsch.
»Ich dachte, er soll verhört werden«, sagte Ronin. »Nicht ausgeraubt!«
»Deine Arbeit ist getan. Nimm deinen Sake und verschwinde!«
»Seit wann trägt ein Mönch solche Schwerter, Botan?«, fragte ein dritter Mann.
»Sieh mal, Manzo, er hat auch eine Geldschnur!«, rief wieder die erste Stimme. »Und ein Bündel mit Proviant, Kleidern und … einem Buch?«
»Was ist das für ein Mensch?«, fragte die barsche Stimme. »Lass uns sein Gesicht sehen, Shoda.«
Der Korb wurde Jack unsanft vom Kopf gezogen.
»Ein Gaijin!«, rief ein ausgemergelter Samurai in einem zerschlissenen grauen Kimono und trat mit dem Korb in der Hand erschrocken einen Schritt zurück.
»Dir kann man so leicht Angst machen, Shoda, das ist doch noch ein Kind!«, spottete ein jüngerer Samurai mit hohen Augenbrauen und einem vorspringenden Kinn. Er schwang eins von Jacks Schwertern. »Mit so einem Schwert könnte ich jeden besiegen.«
»Ich habe keine Angst, Manzo. Ich habe nur nicht mit einem Gesicht gerechnet, das genauso hässlich ist wie deins.«
Ronin, der in großen Schlucken aus einer Flasche trank, starrte den Gaijin verwirrt an.
»Das ist nicht irgendein Gaijin«, erklärte Botan. »Blonde Haare, blaue Augen und Samuraischwerter. Er muss der Gaijin-Samurai sein, hinter dem die Polizei her ist. Wir sind auf eine Goldgrube gestoßen! Auf seinen Kopf ist eine Belohnung von einem ganzen koban ausgesetzt.«
In Shodas Augen trat ein gieriges Funkeln. »Ist dieser Gaijin lebend oder tot mehr wert?«, fragte er. Jack sah sein hämisch
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