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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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und bewegte sich auch nicht. Erst jetzt erkannte Jack, dass es sich um die Statue eines Mannes handelte.
    Sie wirkte verblüffend lebensecht, geradezu als sei der Mann im Sitzen zu Stein erstarrt. Doch seine Augenhöhlen waren leer, die Zunge gespalten und der Mund wie zu einem ewigen Schrei aufgerissen. Jack überlief ein kalter Schauer.
    »Das ist eine Warnung«, ertönte Hanas Stimme unvermutet hinter ihm und Jack machte vor Schreck einen Satz nach vorn. »Ein böser Geist des Tempels.«
    Ein Krachen im Unterholz ließ sie beide herumfahren. Sie suchten das Dunkel mit den Augen ab, doch entdeckten sie niemanden. Es herrschte eine gespenstische Stille.
    »Was war das?«, fragte Hana mit einem kaum hörbaren Flüstern.
    »Wahrscheinlich ist ein Ast heruntergefallen«, antwortete Jack, die Hand griffbereit am Schwert. »Lass uns weitergehen.«
    Der Regen fiel jetzt in dicken Tropfen von den Bäumen auf sie nieder und die Luft war drückend und fast zu dick zum Atmen. Dichter Nebel hing zwischen den Bäumen und Jack wurde immer unbehaglicher zumute.
    Ein seltsames Kichern hallte durch den Wald und neben ihnen knackte ein Ast.
    »Hast du das gehört?«, wisperte Hana. Sie war zusammengezuckt und hatte die Augen vor Angst aufgerissen.
    Jack nickte und zog sein Schwert.
    Vorsichtig schlichen sie weiter. Vor ihnen gerieten einige Farnwedel in Bewegung, als seien sie von Geistern belebt. Jack schlug auf sie ein, doch da war niemand.
    Hanas Atem ging vor Aufregung schneller. »Onryo« , flüsterte sie in Panik. »Wir müssen sofort weg von hier!«
    »Beruhige dich, das war wahrscheinlich nur ein Tier«, erwiderte Jack, doch auch er spürte, wie der Nebel sie wie mit Fühlern umschlang und geradezu in sie eindrang.
    Schatten huschten von Baum zu Baum. Jack und Hana gingen vor Angst immer schneller. Plötzlich teilte sich der Nebel und gab den Blick auf eine Pagode frei, von der der Wald vollständig Besitz ergriffen hatte. Die Wurzeln der Bäume hielten ihren Fuß fest umschlungen.
    Sie waren im verlassenen Tempel des Jubu angelangt.
    Verlassen schien er allerdings keineswegs zu sein.
    Hinter ihnen ertönte plötzlich ein irres Lachen. Sie drehten sich um. Vor ihnen stand ein zum Skelett abgemagerter Mann in einem zerschlissenen Gewand. Seine Wangen waren eingefallen, die Augen tief in den Höhlen eingesunken. Er stand unter einem alten Torbogen, dem Eingang zum Tempelbezirk, den sie offenbar unbemerkt passiert hatten. Den Fuß nachziehend und eine Hand ausgestreckt torkelte er auf sie zu und krächzte: »Wisst ihr die Lösung?«
    Jack und Hana wichen vor dem grässlichen onryo zurück. Als sie an einem weiteren baufälligen Gebäude vorbeikamen, schnellte plötzlich eine knochige Hand aus dem Eingang und packte Hana. Hana schrie unwillkürlich auf und Jack riss sie los.
    »Wisst ihr die Lösung?«, fragte eine Stimme aus dem Inneren des Gebäudes flehentlich.
    Von überall her fielen jetzt andere Stimmen mit ein. »Wisst ihr die Lösung … die Lösung … die Lösung?«
    Aus dem Nebel tauchten weitere ausgemergelte Gestalten auf. Auf einer Treppe, deren steinerne Stufen bröckelten, stand ein Mann, wiegte sich hin und her und murmelte irgendein Kauderwelsch vor sich hin. Ein anderer schlug sich mit den Händen an den Kopf und heulte dazu wie ein Wolf. In einer Ecke kniete eine Frau, die Kiefernzapfen in eine Schale legte, die Schale auf dem Boden ausleerte und wieder von vorn anfing.
    »Die sind alle verrückt!«, flüsterte Hana.
    Der Chor der Stimmen schwoll an. Der skelettähnliche Mann kam immer näher und die anderen Gestalten folgten ihm. Unversehens sahen Jack und Hana sich umringt und standen mit dem Rücken zur Pagode.
    Schlagartig verstummte der Sprechchor. Die onryo zerstreuten sich und verschwanden im Dunkel.
    Jack hob den Kopf und sah, dass aus einem der oberen Fenster der Pagode ein Kopf herausblickte. Er war kahl, hatte vorquellende Augen und einen Bart und glotzte in wildem Entzücken auf ihn herunter. Der Kopf verschwand und tauchte im nächsten Moment am Fenster im Stock darunter auf. Dasselbe geschah im dritten, zweiten und ersten Stock. Schließlich eilte der Rätselmönch in seinem leuchtend roten Gewand aus dem Eingang der Pagode und verbeugte sich umständlich vor Jack und Hana.
    Er hüpfte um sie herum, fuchtelte in grotesker Nachahmung eines shintoistischen Reinigungsrituals mit einem toten Ast durch die Luft und ließ einige Blätter auf ihre Köpfe niederregnen. Zuletzt blieb er vor Jack stehen

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