Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
Glück sagen, dass ihr mit dem Leben davonkommt.«
Jack fühlte sich betrogen und war wütend. Er brauchte den Portolan, um später als Steuermann arbeiten zu können. Wie sollte er ohne ihn für sich und seine Schwester Jess sorgen? Doch umringt von bewaffneten Winddämonen, konnte er sich keinen Streit leisten. Warum war er so überrascht über Tatsumakis Habgier? Sie war schließlich Piratin.
»Sieh mich nicht so böse an, Jack«, sagte Tatsumaki mit einem versöhnlichen Lächeln. »Ich würde mich freuen, wenn du bei uns bleiben und als Steuermann mit uns nach Südamerika fahren würdest. Zusammen könnten wir die Weltmeere beherrschen … vielleicht sogar nach England fahren …«
Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
Jack schwieg. Er wusste, dass sie das nur sagte, um ihn zu beschwichtigen, denn letztlich hatten sie gegensätzliche Ziele. Er wollte nach Hause, Tatsumaki wollte die Meere plündern. Mit ihr würde er nie nach England kommen. Und wenn doch, würde die britische Navy kurzen Prozess mit den Piraten machen! Außerdem wusste er immer noch einige wichtige Dinge, ohne die man den Portolan nicht verstehen konnte, und hatte nicht die Absicht, Tatsumaki und ihre Winddämonen je in diese Geheimnisse einzuweihen.
»Ich komme schon selber nach Hause«, sagte er schließlich. »Mit meinen Freunden.«
Tatsumaki seufzte enttäuscht. »Dann steht es euch frei, zu gehen.«
»Seht mal!«, rief Li Ling aufgeregt und drehte sich zu ihnen um. »Da kommt Captain Kurogumo.«
Die Schwarze Spinne ging unter großem Jubel längsseits. Captain Kurogumo und seine Mannschaft grüßten die Koketsu mit erhobenen Fäusten. Auf dem Hauptdeck der Schwarzen Spinne lag die Galionsfigur der Nihon Maru, eine goldene Muschel.
»Sie ist aus massivem Gold!«, brüllte Captain Kurogumo und bleckte seine spitzen Zähne. Seine Augen funkelten gierig.
»Wir sollten sie einschmelzen und daraus einen Thron für Euch als Königin des Seto-Binnenmeeres machen, Tatsumaki!«, schlug Captain Hebi vor. Er näherte sich der Koketsu auf dem Kai und verbeugte sich steif.
Die Winddämonen brachen in Triumphgeschrei aus.
Tatsumaki ließ den Blick über ihre jubelnden Gefolgsleute wandern. »Bald haben wir so viel Gold, dass wir für jeden von uns einen Thron machen können!«
Die Winddämonen johlten und schrien.
Captain Kurogumo und einige andere Kapitäne traten auf dem Kai zu Captain Hebi. Nur wenige hatten überlebt, stellte Jack fest.
»Wo ist Captain Wanizame?«, fragte Tatsumaki und suchte unter den rußverschmierten Gesichtern nach der Amazone.
Captain Kurogumo spuckte wütend aus. »Die Samurai haben sie und die ganze Mannschaft des Weißen Hais brutal abgeschlachtet.«
»Und Captain Kujira?«, fragte Tatsumaki erschüttert. »Er war beim letzten Angriff noch neben uns.«
Doch auch die Schwertwal war nirgends unter den geschundenen Piratenschiffen zu sehen.
Captain Hebis Miene verfinsterte sich. »Wir haben unseren Sieg teuer bezahlt.«
»Wir haben viele Kameraden verloren … aber noch viel mehr gewonnen«, rief Tatsumaki trotzig. »Heute Abend feiern wir unseren Sieg und ehren die Gefallenen. Morgen treten wir unsere Herrschaft an und gehen auf Beutezug, wie die Welt es noch nicht erlebt hat. Wir werden auf diesem Meer mit Blitz und Donner herrschen!«
Die Kapitäne brüllten zustimmend, die Winddämonen gerieten außer Rand und Band, trampelten mit den Füßen auf die Decks und schlugen ihre Waffen aneinander. Jack, der mitten in diesem Tumult stand, versuchte sich die Schreckensherrschaft vorzustellen, mit der die Piraten das Meer überziehen wollten. Da hörte er durch den Lärm eine Glocke dreimal schlagen.
Auch Tatsumaki und die Piratenkapitäne hörten sie und wechselten unbehagliche Blicke. Von der Schwesterinsel näherte sich über die Lagune hastig ein Ruderboot.
»Meeres-Samurai … am nördlichen Horizont!«, keuchte der Ausguck, als das Boot vor der Koketsu eintraf.
»Aber wir haben sie doch besiegt«, rief Captain Kurogumo.
Der Ausguck schüttelte den Kopf. »Sie kommen mit einer zweiten Flotte!«
Schrecken und Angst befielen die Winddämonen. Hilfe suchend blickten sie auf ihre Piratenkönigin.
»Wir haben sie einmal besiegt«, sagte Tatsumaki unbeeindruckt. »Und wir werden sie wieder besiegen.«
»Wir haben nicht die Kraft für eine zweite Schlacht, Tatsumaki«, widersprach Captain Hebi.
»Meint Ihr damit, wir sollen vor den Meeres-Samurai fliehen?«
»Was haben wir für eine andere Wahl? Wir sind
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