Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
Schiffe. Tote und Sterbende trieben im Wasser wie Fischschwärme. Auf Schiffen, die noch seetüchtig waren, feuerten die Mannschaften aus kürzester Entfernung aufeinander, gingen längsseits und stürzten sich in den Kampf Mann gegen Mann. Die Winddämonen wurden trotz ihrer überlegenen Kanonen von den größeren und besser organisierten Truppen Daimyo Moris dezimiert. Meeres-Samurai enterten die Gefährte der Piraten, schlachteten die Mannschaften ab und übernahmen die Schiffe. Nach Jacks Schätzung hatten die Piraten schon fast die Hälfte ihrer Flotte verloren.
Durch das Getümmel kam die Nihon Maru immer näher. Geschützt durch einen Ring von seki-bune, unterstützte sie mit ihrem Feuer die anderen Schiffe der Flotte. Mit Hilfe von an ihrem Turm gehissten Signalflaggen und mit Schneckenhornsignalen dirigierte sie die Angriffsmanöver der Samurai. Jede Schwäche in der Abwehr der Winddämonen wurde sofort erkannt und ausgenutzt. Das Blatt wendete sich mehr und mehr gegen die Piraten.
Doch Tatsumaki ließ sich davon nicht entmutigen. »Zehn Mann mit einem klugen Anführer sind besser als hundert ohne Kopf«2, erklärte sie. »Wir müssen ihr Flaggschiff versenken.«
Die Koketsu erzitterte und brach unter dem Zusammenstoß fast auseinander. Verzweifelt klammerten die Männer sich an ihre Ruder, die Kanoniere kämpften mit dem Gleichgewicht, während ihre Kanonen sich fast von ihren Ketten losrissen. Li Ling fiel hin, Jack konnte sich gerade noch auf den Beinen halten.
»Rückzug und wenden!«, brüllte Tatsumaki über das Knattern der Musketenschüsse, die auf das eiserne Dach prasselten, und dem Kanonendonner der zur Verteidigung des Flaggschiffs eingesetzten seki-bune.
Ein Treffer in die Backbordseite erschütterte die Koketsu. Eine Kanonenkugel durchschlug das Deck, Holz krachte und splitterte, verwundete Piraten brüllten.
»Feuer löschen!«, schrie ein Kanonier seine Männer an. Flammen züngelten über das Kanonendeck und breiteten sich in Richtung der Schießpulvervorräte aus.
Jack hätte gern gewusst, wie viele Schäden die Koketsu noch verkraften konnte. Von dem hölzernen Schanzkleid waren nur noch Splitter übrig, das Dach bekam bei jedem Angriff auf die Nihon Maru durch Kanonenschüsse aus nächster Nähe noch mehr Dellen. Die Ruder waren schon so oft abgeschossen worden, dass man sie zweimal komplett hatte ersetzen müssen. Bald war das Schiff nur noch ein schwimmender Sarg.
Durch ein klaffendes Loch in der Bordwand der Koketsu sah Jack Captain Kurogumos Schwarze Spinne und Captain Wanizames Weißen Hai, die sich ein erbittertes Gefecht mit den Meeres-Samurai lieferten. Sie hatten die Aufgabe, die zur Verteidigung des Flaggschiffs eingesetzten seki-bune in Schach zu halten, während die Koketsu und Captain Kujiras Schwertwal versuchten, die Nihon Maru zu versenken.
Für diese Aufgabe hatte Tatsumaki ihre besten noch manövrierfähigen Schiffe zusammengezogen. Doch trafen sie auf unbeugsamen Widerstand. Gefangen im Zentrum von Daimyo Moris Armada, gerieten sie von allen Seiten unter Beschuss. Bis jetzt hatten die Winddämonen bereits drei Schiffe verloren und weitere standen kurz davor, von den Samurai übernommen zu werden. Die Piraten wurden von der gegnerischen Armada überrollt … ohne selbst nennenswerte Erfolge zu verzeichnen.
Die Nihon Maru schwamm hartnäckig weiter auf dem Wasser, die Kugeln der Piraten konnten ihrem Rumpf nichts anhaben. Nicht einmal Captain Kujiras Geduckter Tiger hatte irgendeine Wirkung gezeigt.
»Feuer!«, schrie Tatsumaki fast schon verzweifelt.
Donnernd entluden sich die Kanonen der Koketsu. Als der Rauch sich verzog, stöhnten die Winddämonen enttäuscht auf. Auch die vierte Salve war wirkungslos verpufft, lediglich einige Planken der Nihon Maru waren gesplittert.
»Es ist aussichtslos!«, fluchte der oberste Kanonier und bohrte sein Messer in die hölzerne Lafette. »Offenbar ist der Rumpf mit Eisen verstärkt.«
»Wir dürfen nicht aufgeben«, sagte Tatsumaki.
»Aber was können wir noch tun? Wir haben alles probiert.«
»Versucht es noch einmal mit einem Angriff auf der Steuerbordseite«, befahl Tatsumaki wütend. »Es muss doch irgendeine Schwachstelle geben, irgendeine Ritze im Panzer.«
Die erschöpften Ruderer manövrierten die Koketsu an der scheinbar endlosen Längsseite der Nihon Maru entlang. Währenddessen ging ein Regen von Pfeilen und Musketen- und Kanonenkugeln auf das Piratenschiff nieder. Jack duckte sich mit Li Ling hinter
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