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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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ausgesehen, als du zurückgekommen bist“, sagte
Micke.
    Klops, Janne und Micke guckten mich an. Sah ich komisch aus? Ich
fühlte mich komisch. Ich hatte ein Geheimnis und wusste nicht, was ich damit
machen sollte. Ich wollte es nicht mit mir herumtragen.
    „Ich musste wieder zu der Alten rein.“
    „Wollen sie dich nun doch wegschicken?“ Jetzt war es Klops, der
komisch aussah, fast so, als würde er gleich anfangen zu heulen. „Das dürfen
die nicht.“
    „Im Gegenteil. Sie wollte einen Pakt schließen.“
    „Mit uns?“, fragte Micke.
    „Tja ... mit mir.“
    „Ich kapier gar nichts“, sagte Janne.
    Dann erzählte ich. Danach kapierte niemand mehr
etwas. „Das ist bestimmt ein Trick“, sagte Micke. „Und sie hat nichts vom
Schloss gesagt?“, fragte Janne. „Ich bin nicht sicher, ob sie davon weiß.“
    „Klar weiß sie was“, sagte Micke, „die weiß alles.“
    „Sie ist eine Hexe.“ Klops sah mich an. „Aber was machen wir mit den
Schokoladenbonbons?“
    „Ja, was machen wir mit den Schokoladenbonbons?“, sagte Micke und
grinste.
    „Wenn wir die Tüte öffnen, tun wir genau das, was sie will“, sagte
ich.
    „Du hast sie ja schon angenommen“, sagte Micke.
    „Die gehört dir doch sowieso“, sagte Klops.
    „Du hast nichts falsch gemacht“, sagte Janne.
    „Die schon“, sagte Klops. „Du hättest sie wegen Diebstahl anzeigen
können.“
    Wir sollten sie wegen schlimmerer Sachen anzeigen, aber das würde zu
nichts führen. Die Polizei war einige Male bei uns zu Hause gewesen, als es
Krach gegeben hatte, aber das hat Mutter nur für eine kurze Weile geholfen.
Danach war es umso schlimmer.
    „Wenn wir die Mauer fertig haben, essen wir die Schokolade auf“,
sagte ich. „Dann feiern wir.“
    Eigentlich sollten wir warten, bis das ganze Schloss fertig war. Aber ich
fürchtete, bis dahin würde die Schokolade vertrocknet sein.
     
    Auf einer anderen Lichtung stand schon eine große Mauer. Janne und ich
hatten sie entdeckt, als wir kleine Steine suchten. Die Lichtung war
vielleicht einen Kilometer von unserem Schloss entfernt.
    Diese Mauer war rundum mehr als einen Meter hoch. Es waren die
Grundmauern einer Häuslerstelle, die es nicht mehr gab. Wenn man die Mauern
sah, konnte man sich leicht das ganze Haus vorstellen. Komisch, dass wir die
Lichtung nicht schon früher entdeckt hatten. Als ob es sie vorher nicht gegeben
hätte. Aber man musste sich durch verstrüpptes Unterholz kämpfen, um hierher zu
gelangen. Es war wie ein trockener Dschungel. Es gab keine Pfade. Die Menschen,
die hier gewohnt hatten, mussten sich Pfade getreten haben, aber die waren
jetzt alle überwuchert.
    „Hier hätten wir das Schloss bauen sollen“, sagte Janne.
    „Es ist zu weit entfernt.“
    Janne schaute in den Wald. Auf der anderen Seite lichtete er sich, man
sah ein Feld zwischen den Kiefern. Plötzlich hörten wir eine Lokomotive
pfeifen.
    „Hier sind wir der Stadt näher“, sagte er. „Näher als dem Camp.“
    „Möchtest du dorthin?“, fragte ich. „In die Stadt?“
    „Meinst du ... jetzt? Oder in diesem Sommer?“
    Ich wusste nicht, was ich meinte. Das war mir nur plötzlich so
eingefallen. Vielleicht, weil Janne das alles hier verlassen musste und bei
Fremden auf einem weit entfernten Bauernhof leben würde.
    „Ich weiß nicht“, sagte er und drehte sich zu mir um. „Möchtest du?“

„Warum nicht“, sagte ich.
    Ich wusste auch nicht, warum ich das sagte. In die Stadt abzuhauen,
das könnte unwiderruflich eine Reise ohne Rückfahrkarte bedeuten. Vielleicht
würde ich auch auf einem Bauernhof landen, jedenfalls so lange, bis Mutter aus
dem Erholungsheim zurückkam.
    „Wir sollten noch ein bisschen warten“, sagte ich.
    „Aber es ist eine gute Idee.“
    „Wir könnten morgens abhauen und gegen Abend zurück sein“, sagte ich.
„Morgen?“
    „Warum nicht?“
     
    Am Nachmittag wurde die Truppe wieder verdonnert,
mit den Jüngeren Brennball zu spielen. Nicht, dass ich mich beschwerte, aber
wir hatten was Wichtigeres zu tun.
    Diesmal war Kerstin in der anderen Mannschaft. Als sie das erste Mal
an mir vorbeilief, riss sie eine Hand hoch und lachte auf, als ob irgendwas
lustig war. Fast so als hätten wir beide ein Geheimnis.
    Ich freute mich, als sie vorbeistürmte und die Hand hochriss. Mir
wurde noch heißer, obwohl die Sonne nicht plötzlich stärker brannte.
    Dann tauschten wir. Als ich an der Reihe war, den Ball zu schlagen,
sah ich, dass sie sich weiter hinten als alle anderen

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