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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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nehmen.“
    „Okay“, sagte ich und setzte mich in Bewegung. „Wartet hier.“
    „Wohin willst du?“, fragte Klops. „Die Lage
peilen.“
     
    Alles war ruhig, als ich den Spielplatz überquerte. Das Wasser um das
Karussell herum war schon im Boden versickert und hatte nur eine Schicht Matsch
hinterlassen. Der Nebel überm See war verschwunden. Jetzt würde sich dort kein
Kanu mehr verstecken können. Auch kein Schwimmer.
    Die anderen waren anscheinend immer noch im Wald und suchten. Ich
meinte Rufe zu hören, aber es hätten auch Vögel sein können.
    Ich wusste, in welchem Saal Kerstin schlief, aber nicht, in welchem
Bett. Ich wusste nur, dass ihr Koffer unter dem Bett war und in den Deckel war
ihr Name gestickt.
    Als ich mich an einer Wand des Speisesaals entlangschlich, hörte ich
ein schreckliches Geschepper aus der Küche. Vielleicht erschlug die Köchin
einen Biber zum Abendessen.
    Im Schlafsaal der Mädchen war es still. Alle Betten waren in einer Art
gebaut, für die es in unserem Saal den ersten Preis gegeben hätte.
    Kerstins Bett war das dritte von rechts. Ich sah den Koffer darunter,
aber er war zu groß, um ihn mitzuschleppen.
    Es war fast ein Gefühl wie irgendwo einzubrechen, als ich ihn öffnete.
Aber es ging nicht anders und ich nahm einige T-Shirts, Unterhosen, Strümpfe
und eine Jeans heraus. Ganz unten lagen Sandalen, die nahm ich auch mit.
    Dann fiel mir ein, dass ich keine Tasche hatte, in der ich die Sachen
transportieren konnte. Ich ging zu einem der Schränke. Dort gab es genau wie in
unserem Saal einen Stapel Laken. Ich nahm eins, legte Kerstins Sachen hinein,
knotete es zu und warf mir das Bündel über den Rücken. Als ich gerade wieder
hinausschleichen wollte, hörte ich eine Stimme, die ich auf keinen Fall hören
wollte.
    „Habt ihr sie immer noch nicht gefunden?“
    Ich rührte mich nicht. In einiger Entfernung murmelte jemand eine
Antwort.
    „Aber sie muss hier in der Nähe sein!“ Ich erkannte, dass es die Alte
war, die mit jemandem durchs Fenster sprach.
    Wieder Gemurmel von draußen.
    „Bis dahin kann sie es nicht geschafft haben“, sagte die Alte. „Sie
muss in der Nähe sein.“ Wieder Gemurmel. „Das kann ich doch nicht wissen?!“
    Gemurmel. Ich meinte die Stimme einer Betreuerin zu erkennen.
    „Wir können nur eins zur Zeit machen“, sagte die Alte. „Um die kümmern
wir uns später.“
    Die. Darum kümmern. Mir war klar, dass sie über uns redete. Über mich.
    Ich wusste nicht, ob jemand bei der Suche unser Schloss gefunden hatte
oder ob es ihnen überhaupt aufgefallen wäre, wenn sie es gesehen hätten. Sie
würden wahrscheinlich gar nicht erkennen, was es war.
    Ich sah mich im Saal um. Ein Fenster ganz am anderen Ende stand zehn
Zentimeter offen. Ich sah den Hof, das Karussell und den See dahinter.
    Leise ging ich hin, löste den Haken und öffnete das Fenster
vorsichtig, damit es nicht quietschte wie das Karussell da unten, und lehnte
mich hinaus. Draußen war kein Mensch zu sehen.
    Es war nicht weit bis zum Boden, also warf ich das Kleiderbündel
hinaus. Es schlug mit einem dumpfen Geräusch auf, das keiner hörte. Ich sprang
hinterher, landete neben dem Bündel im Gras und lief zum Waldrand, ohne mich
umzusehen.
     
    Als wir zwischen die größten Tannen kamen, wurde es dunkel. Es war
ein Umweg, den wir machen mussten, um nicht auf die anderen zu stoßen, die
immer noch suchten, aber wahrscheinlich nicht mehr lange.
    „Bald rufen sie die Polizei“, sagte Klops.
    „Ich glaub nicht, dass sie das tun werden“, sagte ich. „Jedenfalls
nicht heute Nacht.“
    „Warum nicht?“
    Ich gab keine Antwort und Kerstin schwieg auch. Sie ging vor mir,
hinter Janne. Nach mir kam der Bogenschütze und dann der mit den Federn. Sie
hatten das Kanu ein Stück in den Wald hinaufgezogen und es mit Tannenreisig und
Gestrüpp bedeckt.
    „Vielleicht können wir euch helfen“, sagte der Bogenschütze, als sie
beschlossen, uns zu folgen.
    Sie waren richtige Krieger. Vielleicht witterten sie den Geruch von
Kampf.
    Kerstin hatte sich hinter einem Gebüsch umgezogen. Als sie zurückkam,
war sie nicht mehr ganz so weiß im Gesicht und ihre Lippen waren nicht mehr so
blau.
    Sie hatte immer noch mit keinem Wort angedeutet, was passiert war.
    Im Wald war es still. Wir näherten uns dem Schloss von Norden.
Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich Micke die ganze Zeit nicht gesehen hatte.
    „Wo ist Micke?“
    „Er ist zur anderen Seite übergewechselt“, sagte Klops.
    „Zur

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