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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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anderen Seite des Sees?“, fragte ich.
    „Zu Weines Truppe“, sagte Lennart, der uns gehört hatte.
    „Wer hätte das ...“, murmelte ich vor mich hin. Es wunderte mich,
dass Micke die Seite gewechselt hatte. Warum wollte er auf der falschen Seite
sein? Er war doch nicht dumm.
    „Vielleicht haben sie das Schloss übernommen“, sagte Klops.
    „Dann müssen wir es uns zurückholen“, sagte ich. Aber ich glaubte
nicht, dass sie es getan hatten, noch nicht, nicht Weines Truppe.
     
    13
     
    Während wir den Pfad entlang gingen, wurde mir bewusst, dass das
Schloss das Einzige war, was ich immer noch meins nennen konnte. Ich hatte das
Gefühl, als wäre mir in diesem Sommer eins nach dem anderen genommen worden.
Mit der Schokolade hatte es angefangen. Und es war, als hätten es die
Erwachsenen von Anfang an so geplant. Sie wollten zeigen, wer das Sagen hatte.
Als würden wir das nicht auch so kapieren.
    Aber sie wollten nicht nur bestimmen. Sie wollten uns besitzen, denn
mit seinem Besitz kann man machen, was man will. Man kann ihn sogar zerstören.
    So war es. Deswegen hatten sie die Kinder in den Wald geschickt, um
nach Kerstin zu suchen, und deswegen wollten sie nicht die Polizei rufen. Die
Polizei würde den Kindern Fragen stellen. Und wir könnten Sachen erzählen, die
niemand erfahren sollte, wenn es nach den Erwachsenen ging -
    Würde einer von uns dem hier entkommen? Vor mir sah ich Kerstins
Rücken. Er war schmal und weiß. Die Sonne war jetzt fast verschwunden und die
Farben krochen zurück unter das Moos und zwischen die Bäume. Alles wurde
schwarz und weiß im Wald. Plötzlich sah ich die Konturen des Schlosses. Ich war
zu Hause.
    „Sieht verlassen aus“, sagte Janne.
    „Gut.“ Ich ging zum Wallgraben. Der Grund war bloß noch schlammig, das
Wasser war schon wieder weg. „Vielleicht sind sie hier gewesen und wieder
gegangen.“
    „Was machen wir jetzt?“, sagte Klops.
    „Wir machen ein Feuer“, sagte der mit den Federn.
    Die Mohikaner hatten die Barsche mitgenommen. Ich prüfte einen von
ihnen. Er wog sicher dreihundert Gramm und war fest und gut.
    Lennart und Klops gingen Zweige und Holz sammeln. Ich ebnete die Asche
in der Feuerstelle, die jetzt kalt war, und überlegte, wer hier gewesen sein
und Feuer gemacht haben könnte. Vielleicht Micke, zusammen mit Weines Truppe.
Ich begriff immer noch nicht, wie er die Seite hatte wechseln können. War ich
kein guter Anführer? Weil ich mich zu häufig von der Truppe entfernt hatte? Der
Alten und den Erwachsenen zu viel Widerstand geleistet hatte? Vielleicht hätte
ich von Anfang an geschickter vorgehen müssen. Es ruhiger angehen müssen. Hätte
nichts von den Schokoladenbonbons sagen sollen. Alles aufessen sollen, was auf
dem Teller im Speisesaal herumkrabbelte.
    Nach einer Viertelstunde hatten wir ein ordentliches Feuer. Wir saßen
im Kreis darum herum und schauten in die Flammen. Kerstin saß neben mir. Ich
wartete auf den richtigen Moment, um sie zu fragen, was passiert war, aber der
Moment war noch nicht gekommen.
    „Werden die das Feuer nicht sehen?“, sagte der Bogenschütze.
    „Nein“, antwortete Janne. „Das Camp ist zu weit entfernt. Und der Wind
weht in die andere Richtung.“ Der Bogenschütze sah sich um.
    „Da habt ihr wirklich was Feines gebaut.“
    Niemand antwortete, aber es tat gut, das zu hören.
    „Wir haben noch ein Reserveschloss“, sagte Janne. „Da können wir
später hingehen. Die Stelle haben sie noch nicht gefunden.“ Er sah sich um.
„Die Mauer ist höher als hier.“
    „Habt ihr was Eigenes?“, fragte Klops. „Ein Dorf oder so was?“
    „Nur das Kanu“, sagte der mit den Federn. „Das ist unser Dorf.“
    „Wir sind Nomaden“, sagte der Bogenschütze. „Wir sind ständig
unterwegs.“
    „Samurai sind auch Nomaden“, sagte Klops. „Wir bewegen uns wie die
Wellen im Meer und deswegen werden wir Wellenmänner genannt.“
    Er sah mich an. Ich nickte ihm zu. Es klang vielleicht etwas
merkwürdig, aber es stimmte.
    „Dafür, dass ihr Nomaden seid, könnt ihr ganz gut bauen“, sagte der
Bogenschütze und lachte. „Und viele Wellen gibt's auch nicht in diesem
Wallgraben.“
    „Man braucht einen Ort, an den man zurückkehren kann“, sagte ich. „Ihr
habt das Kanu. Wir haben das Schloss.“
    Der mit den Federn nickte und zählte alle, die um das Feuer
herumsaßen.
    „Ihr seid sechs vom Camp und Kerstin“, sagte er, als er fertig war.
„Die müssen doch inzwischen längst gegessen haben, oder? Und ihr

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