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San Miguel: Roman (German Edition)

San Miguel: Roman (German Edition)

Titel: San Miguel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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die mit der rechten geführte Axt es spaltete, so dass die Scheite zu beiden Seiten herunterfielen und die linke nach dem nächsten Holzstück griff, ganz automatisch, wie ein Uhrwerk –, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ließ er sich von seiner Wut zu einem ganz anderen Ort tragen, einem Ort, wo er blind und leichtsinnig war, wo leicht ein Unfall geschehen konnte. Sie wusste nur, dass das Scheit umgefallen war. Und dass er es mit der linken Hand festgehalten und mit der rechten zugeschlagen und sein Ziel verfehlt hatte.
    Sie hörte seinen Schrei und den Schwall von Flüchen, der darauf folgte, und rannte zur Tür hinaus, so schnell sie konnte. Sie wusste, es war schlimm – er brüllte jetzt, er brüllte wie ein Tier –, und als sie ihn fand, sah sie, dass er seine verstümmelte Hand an das Hemd presste, das von der Brust bis zum Gürtel rot war. Sie sah den Hackklotz, und auch der war rot. Und sie sah die beiden Finger, die gekrümmt und nutzlos neben der blitzenden Schneide der Axt lagen.

DIE SPINNE
    Diesmal blieb er einen Monat fort, einen ganzen Monat, länger noch als damals nach seiner Operation. Es gab eine Infektion, und abermals musste man ihn mit Sulfonamiden behandeln, den Mitteln, auf die er so schlecht reagiert hatte. Wie beim vorigen Mal wirkten sie sich auf seine Augen aus – und darüber hinaus bestand, wie sie aus dem Thornton erfuhr, das Risiko anderer Nebenwirkungen, unter anderem Depression, Anämie und diverse Hautkrankheiten –, aber gab keine andere Möglichkeit. Penicillin war noch nicht ausgereift, und es sollte noch zwei Jahre dauern, bis Streptomycin in Anwendung kam, und so lauteten die Alternativen: entweder Sulfonamide oder der Verlust der Hand durch Wundbrand oder gar Tod durch Blutvergiftung. Die Finger – Zeige- und Mittelfinger der linken Hand – waren verloren. Als er, bleich infolge des Blutverlustes, im Krankenhaus eintraf, waren sie kaum noch mehr als eine Erinnerung.
    Doch das wusste sie in diesem Augenblick noch nicht. Sie wusste nur, dass er verletzt war, schlimm verletzt, und der Schock durchfuhr sie heiß wie ein Blitz. Im Nu war sie bei ihm und zog an seiner Hand, und ihr einziger Gedanke war, dass sie die Blutung stillen, ihn heilen und alles wieder so machen wollte, wie es zuvor gewesen war. Er wehrte sich. Er wandte sich von ihr ab, drückte die Hand an die Brust, stampfte auf und schrie und stieß sie mit Hüften und Schultern von sich. »Hör auf! Hör sofort auf!« befahl sie, und dann senkte sie die Stimme, wie sie es tat, wenn Marianne oder Betsy hingefallen waren, wenn sie sich den Kopf angestoßen oder auf der Veranda einen Splitter in den nackten Fuß gezogen hatten: »Lass mich mal sehen, Herbie, lass mich sehen. Ich tue dir nicht weh.«
    Sie packte ihn und drehte ihn herum, war selbst überrascht von ihrer Kraft, und dann riss sie einen Streifen von seinem Hemd, den sie knapp oberhalb des Ellbogens um seinen Arm band. Sie zurrte ihn fest, bückte sich zum Hackklotz und hob die abgehackten Finger auf, bevor sie ihn mit aller Kraft zum Haus schob, und wenn seine Finger sich seltsam anfühlten in ihrer Hand, wie Lammknöchelchen mit etwas Fleisch, so dachte sie einfach nicht daran, denn ihre Gedanken rasten und kreisten nur darum, dass sie ihn ins Haus bugsieren und die Blutung stillen musste. Sie schob ihn, sie schlug auf ihn ein, als wäre er ein Brotteig – er hatte einen Schock, das war es –, und er setzte sich taumelnd in Bewegung, zur Veranda, durch die Tür, und dann drückte sie ihn auf einen Stuhl und verband die Wunden, so gut sie konnte, mit einem in Streifen geschnittenen Handtuch. »Halt die Hand hoch«, sagte sie, »über deinen Kopf. Über den Kopf, Herbie, hast du mich verstanden?« Anschließend ging sie zum Funkgerät, um Hilfe zu rufen.
    Es war ein nebliger Tag, die Sicht war schlecht und das Flugwetter keineswegs so, wie ein Pilot es sich wünschte, aber die Navy schickte ein Flugzeug, das nicht einmal eine Stunde später auf der Schafweide aufsetzte. Aber was für eine Stunde das war! Wenn ihr je Eis gefehlt hatte, dann jetzt. Sie wickelte die abgehackten, erstarrenden Finger in Verbandsstoff und steckte sie in die Tasche der Jacke, in die sie ihm half – erst die rechte, unverletzte Hand, dann die linke –, obwohl sie wusste, dass es unmöglich war, sie wieder anzunähen. Die Mädchen waren ebenso kreidebleich wie Herbie und bestanden darauf, bei ihm zu bleiben. Elise versuchte, sie zu beruhigen, während sie ihm Aspirin

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