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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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gern.
    Das wissen alle mächt`gen Herrn.“

    Doch wer des Teufels Werke tut,
    ungescheut, mit frechem Mut,
    den will ich nie - und sollt` ich brennen -
    dafür noch einen Engel nennen.
    Wer als Engel will erscheinen,
    tu gute Werke, möcht` ich meinen ..."

    Als ob Hagelstein gespürt hätte, dass sein Auftritt vor diesem Publikum kaum Widerhall fand, stahl er sich noch vor dem letzten Beifall davon. Doch kaum, dass er hinter den Arkaden verschwunden war, klopfte Lizerant auf den Tisch und forderte seine Ritter auf, die Becher zu leeren.
    Sancha erschrak. Hatte sie nicht gerade das verhindern wollen? Hagelstein brauchte einen Vorsprung!
    Auf ihr freundliches Drängen hin, gab Lizerant nach. Die Becher wurden noch einmal gefüllt, und der schwere Wein, der zum Ausschank kam, von den Rittern im rechten Maß mit Wasser verdünnt. Leise plauderte man miteinander, verfängliche Themen geschickt umschiffend.
    Als Sancha endlich die Tafel aufhob – Hagelstein musste schon über alle Berge sein – geleiteten die Knechte die Templer die Rampe hinab. Lizerant blieb zurück.
    Sancha wies das Gesinde an, sich zu beeilen und befahl Petronilla und Gala, in ihrer Kemenate auf sie zu warten.
    Fast schämte sie sich ob ihres klopfenden Herzens, als sie zum Brunnen hinüberlief, wo nun Lizerant stand und auf sie wartete. Warum tat sie sich das an? Leonora hätte eine nächtliche Unterredung empört abgelehnt und den Komtur auf den nächsten Tag verwiesen. Und was tat sie, Sancha? Brannte regelrecht darauf, mitten in der Nacht mit Herrn Hochnase unter vier Augen zu sprechen! Dabei lagen die Zeiten, in denen Sola sie hinter ihrem Rücken als „die wilde Sancha, der das Handeln wichtiger ist als das Nachdenken“ bezeichnet hatte, längst hinter ihr. Andererseits musste wirklich nicht immer alles höfisch seinen Gang gehen und unter der Blume behandelt werden.

    Balduin von Lizerant kam auch sofort zur Sache. Er habe eine Nachricht für sie aus der Komturei Mozón erhalten, sagte er, die über Umwegen zuerst nach Toulouse, in die dort ansässige Komturei, und dann hierher gelangt sei.
    "Eine Nachricht für mich? Von Wilhelm Cadeil?"
    Lizerant schüttelte den Kopf. "Cadeil ist nicht mehr Komtur von Mozón. Und leider ist irgendwo auf dem langen Weg, den dieser Brief offenbar nahm, das Siegel erbrochen worden“, fügte er wenig glaubhaft hinzu und zog aus der Tasche seines Umhangs ein mehrfach gefaltetes Pergament heraus, das bereits deutliche Gebrauchsspuren aufwies.
    Sancha, verwirrt, nahm das Schreiben entgegen. „Einen Augenblick, Komtur ...“ Sie eilte zu den Arkaden hinüber, wo einer der Türwächter ein neues Fackellicht aufgesteckt hatte. Nach einem Blick auf das Siegel, stockte ihr der Atem: Das Schreiben war von Miraval ...
    Mit einem Mal vernahm sie nicht mehr nur das leise Branden des Meeres im Hintergrund und die Zikaden - sie hörte ihr eigenes Herz schlagen. Schlagen? Frohlocken! Hatte sie nicht immer gewusst, dass er ihr schreiben würde!
    Sancha schielte zu Lizerant hinüber, der gelassen am Brunnen lehnte und sie beschloss, so schwer ihr dies auch fiel, den Brief später zu lesen, in ihrem Bettgemach, wenn sie allein war. Es galt Haltung zu bewahren, zumal die Möglichkeit bestand, dass er das Schreiben gelesen hatte, ja, vielleicht hatte er sogar selbst das Siegel aufgebrochen. Es war mit allem zu rechnen.
    Sanchas Wangen glühten. Der Templer beobachtete sie. Etwas Teuflisches ging von ihm aus. „Du lauerst ja geradezu darauf, dass ich die Nachricht lese“ , flüsterte sie, „aber diesen Triumph bereite ich dir nicht!“
    Sie steckte das Pergament in den schmalen, überlangen Ärmel ihres Gewandes. Dann kehrte sie zum Brunnen zurück und bedankte sich für Lizerants Mühe und Diskretion. „Habt Ihr mir darüber hinaus noch etwas mitzuteilen?“
    Lizerant legte den Kopf in den Nacken und schwieg.
    „Nun, hat Euch der Wein oder der prachtvolle Mond die Sprache verschlagen?“, fragte Sancha nach einer Weile spöttisch.
    Als er sie wieder ansah, tanzte sein Adamsapfel auf und ab. "Wie Ihr wisst, bin ich dem Gesetz und den Regeln unseres Ordens verpflichtet. Nun hat man mir von höchster Stelle den Auftrag erteilt, Euch ... nun, Euch zu bitten, dass Ihr uns über den Stand Eurer Nachforschungen in Kenntnis setzt.“
    Sancha schluckte. „Nachforschungen? Welche Nachforschungen?“
    Schwer hörte sie den Ritter atmen. Und dann kam es: „Erinnert Ihr euch an das Gespräch, das Ihr und Eure Schwester mit Wilhelm

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