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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Cadeil führtet, Gräfin? An das, was er über die drei Tore erzählt hat?“
    Sancha warf Lizerant einen überraschten Blick zu. „Selbstverständlich erinnere ich mich daran. Doch seht es mir nach, Komtur ...", sie lachte leise, "an alte Geschichten glaube ich nicht.“
    Nun lachte Lizerant hart auf. „Mit Verlaub, und gerade das glaube ich Euch nicht, Doña Sancha. Zumal es, wie Ihr wisst, ernstzunehmende Hinweise gibt, dass diese Tore existieren.“
    „Und dass sich dahinter etwas befindet, das dem Orden des Tempels gehört?“
    „Der Menschheit, Gräfin. Doch wir sehen uns als die Hüter dieses Schatzes. Uns fiel er durch Gottes Ratschluss in die Hände. Uns wurde er entwendet.“
    Kein Windhauch regte sich mehr. Auch die Zikaden waren verstummt. Die Rosen jedoch, vom Mond in ein diffuses Licht getaucht, kamen Sancha mit einem Mal vor wie ein Heer lauernder Krieger kurz vor dem Angriff auf das Dach des Schlosses.
    Ihre Schläfen pochten. Als sie sich halbwegs gefangen hatte, räusperte sie sich. „Und nun durchkämmt Ihr nach Eurem verlorenen Schatz die halbe Welt? Was ist es denn, das Euch gestohlen wurde?“
    Der Tempelritter betrachtete sie von oben bis unten. „Die Menschheit ist noch nicht so weit, dies zu erfahren.“
    „Die Menschheit? Bei Gott, was seid Ihr anmaßend, Balduin von Lizerant“, entfuhr es Sancha, wobei sie mehr über ihre laute Stimme erschrak, als darüber, dass sie ihn beim vollen Namen genannt hatte. „Bin ich vielleicht die Menschheit? Ich bin von Geblüt! Wie soll ich Euch und Eurem Orden helfen, wenn Ihr mich im Unklaren lasst? Ach ...“, spottete sie wieder in ihrer Not und machte eine wegwerfende Handgebärde, „ich ahne freilich, um was es Euch in Wirklichkeit geht: Um Juwelen, Gold, Scharlachtuch, Silberne Zäume ... und das, obwohl Ihr die Gebote der Armut achten solltet, nicht wahr? Euer Kaplan predigt dies doch mit eiserner Zunge, wie ich mich selbst einmal überzeugen konnte. Und dennoch seid Ihr hinter dem Schatz Salomos her?“
    „Dem Schatz Salomos?“ Lizerant runzelte die Stirn. „Aber nein. Offenbar hat Euch der blonde Narr mit seinem Vortrag von den Raffern und den Reichen den Kopf verdreht. Nun, Falk von Hagelstein – so ist doch sein richtiger Name, nicht wahr? ... Er soll sich in Acht nehmen. Wir stehen auch mit den Komtureien in seiner Heimat in Verbindung.“
    Das Klopfen in Sanchas Schläfen verstärkte sich. Lizerants Drohung war lächerlich. Oder sahen sie den Narren als Rivalen an - bei der Suche nach dem Tor? Sie wurde zornig. „Nur weiter so, Balduin von Lizerant“, höhnte sie zurück, nicht bereit, diesem Ritter etwas zu schenken, „ich merke schon, Ihr fühlt Euch mächtig in Eurem Amt. Mich nimmt nur Wunder, dass Ihr als Mönchsritter die Heilige Schrift so schlecht kennt.“
    „Ihr weicht aus und sprecht in Rätseln!“
    „Nun, steht da nicht geschrieben: Hoffart kommt vor dem Sturz und Hochmut kommt vor dem Fall?“, fragte sie hart.
    Lizerant verzog den Mund. „Gut gekontert, Gräfin!“
    Für einen Herzschlag herrschte Gleichstand zwischen ihnen. Dann fuhr der Komtur einen anderen Kurs: Er wurde leutselig. Man habe erfahren, erzählte er, sich Sancha fast anbiedernd, dass gewisse klerikale Kreise ebenfalls auf der Suche nach dem Tor der Myrrhe seien. Und nicht zuletzt die Gegenseite. Die Katharer. Vor allem ihnen gelte es zuvorzukommen.
    „Bei Gott, die Ketzer suchen auch das Tor? Die Bals-Anbeter sollten gewiss andere Sorgen haben, nicht wahr?“, spottete sie erneut.
    „Schluss jetzt“, sagte Lizerant mit eisiger Stimme. „Beenden wir das alberne Geplänkel.“ Mit einem Gesicht, als gehöre ihm die Welt, trat er einen Schritt auf sie zu und befahl ihr, ihm alles mitzuteilen, was ihr über das Tor bekannt sei.
    Sancha wich nicht zurück, aber sie spürte sofort die Gefahr, die von diesem Mann ausging. Vorbei waren das Lavieren und das Abstecken der Grenzen. „Ihr befehlt mir?“, zischte sie. „Mit welchem Recht? Ich bin Gräfin von Toulouse, falls Ihr das vergessen habt."
    „Gräfin von Toulouse?", versetzte er ihr süffisant, „das ist Elize von Montfort. Euer juveniler Gemahl macht sich lächerlich, wenn er sich weiterhin mit aberkannten Titeln schmückt. Auch ihm zuliebe sollte Euch daran gelegen sein, unseren Orden zu unterstützen. Vergesst nicht: Wir krönen und stürzen Könige und Kaiser!“
    „Könige und Kaiser? Bis hierhin und nicht weiter, Lizerant! Wer aus dieser Welt ein Jammertal macht, das sind

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