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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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bewacht. Das ist aber nicht unsere Schuld.“
    Montfort stutzte. „Wer hat sich denn diesen Schwachsinn ausgedacht?“, schrie er unbeherrscht. „Ihr seid mein Gewährsmann für die Auslieferung des Jungen! Ihr wart für ihn verantwortlich! Habt Ihr das vergessen? Was ist das überhaupt für ein christliches Kloster, in dem die Ketzer ein und ausgehen, wie es ihnen gerade passt?“
    Montfort kam erneut derart in Rage, dass sein Freund Hugo von Lacy einschritt, indem er sich nach dem Namen des zweiten Novizen erkundigte.
    „Termes“, gab Marcellus schnell und freimütig preis. „Olivier von Termes.“
    „Termes?“ Montforts Stimme kippte. „Der Sohn von Ramon, dem Häretiker? Der Brudersohn von Benoît, dem Ketzerbischof, der beim Konzil von Pamiers so frech das Maul aufriss?“
    Marcellus senkte betreten den Kopf.
    „Habt Ihr das gehört, Chevaliers ?“
    Die Ritter nickten.
    "Sucht sie! Und wenn ihr sie bis zum Morgengrauen nicht gefunden habt, dann brennt das verderbte Gemäuer nieder, zum Lobe Gottes und zur Ehre Seiner Kirche!"

    Gierig schnappte Damian nach Luft, als er wieder auftauchte. Olivier zog ihn auf die Beine und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Gut gemacht, Kleiner!“
    In der Abgrenzungsmauer befanden sich zwei schlitzartige, konisch verlaufende Schießscharten. Dort stellten sie erstmals fest, dass unter ihnen, wie bei einer Fackelprozession, überall Lichter aufleuchteten, selbst auf den verschlungenen Wegen, die sich durch den Biblischen Garten zogen.
    „Sie sind bereits hinter uns her! Aber was wollen sie von uns?“, jammerte Damian, nicht nur vor Nässe zitternd.“
    „Das fragst du noch? Verdammt, wir sind Faidits!“
    Damian stutzte. Er warf Olivier einen ungläubigen Blick zu. „Aber wie könnten wir Montfort gefährlich werden, wir sind doch noch halbe Kinder!“
    „Du vielleicht“, zischte Olivier. „Schon vergessen? Ich bin der Erbe von Termes. Jemand muss den Franzosen meinen Aufenthaltsort verraten haben.“
    Nun sah Damian völlig entgeistert auf den Freund, dessen Gesicht vom Mondlicht merkwürdig zweigeteilt war.
    „Schwöre mir, niemandem zu erzählen, was ich dir jetzt anvertraue!“, sagte Olivier.
    „Ich schwöre!“
    „Dann hör mir gut zu: Die Franzosen sind hinter einem Schatz her, der sich irgendwo in Okzitanien befindet. Das hat mir mein Vater während der Belagerung unserer Burg erzählt, kurz bevor ich mit Mutter und den anderen durch die unterirdischen Gänge floh. Vermutlich hat der Trencavel, bevor sie ihn ermordet haben, meinen Vater in diese wichtige Angelegenheit eingeweiht. Ich glaub, sie haben Vater gefoltert, um hinter dieses Geheimnis zu kommen. Nur deshalb hat man ihn ins Loch gesteckt, und nicht mit den anderen auf den Scheiterhaufen gestellt. Aber du kennst uns nicht“, sagte er stolz, „Vater würde sich eher das Herz aus dem Leib reißen, als sein Land und seine Freunde zu verraten. Selbst wenn er den Ort des Schatzes wüsste, würde er nicht reden. Tja, und jetzt treten die Franzosen auf der Stelle. Sie wissen nicht weiter. Deshalb sind sie nun hinter mir her, verstehst du? Haben sie mich erst in ihrer Gewalt – gewissermaßen als Pfand –, glauben sie, aus meinem Vater das herauspressen zu können, was sie zu erfahren hoffen. Hélas , wie schlecht sie uns doch kennen!“
    Wie zuvor der Dorn in seinen Fuß, hatte sich bei Oliviers Erklärung eine Nadel aus Misstrauen und Empörung in Damians Herz gebohrt. Wenn es sich nicht um verschiedene Schätze handelte – was natürlich möglich war -, wie konnte Oliviers Vater von seinem, Damians, Familiengeheimnis, wissen?
    Obwohl sein Haarschopf nicht über die Mauer hinausragte, kauerte sich der Junge unterhalb der Schießscharte wie ein ängstlicher Hase zusammen. Er schloss die Augen und beschwor die schreckliche Nacht vor der Übergabe von Carcassonne herauf: Flirrende Hitze. Unsäglicher Durst. Grauenvoller Gestank. Das Gesicht der Mutter, bleich wie der Tod, die Lippen aufgesprungen. Sie folgen Villaine durch die Gänge des Palatiums. Eine Leiter führt nach unten, in ein dunkles Loch. Villaine steigt mit der Fackel voraus. Endlos zieht sich der finstere Gang. Dann ein Stollen, eine Mauer. Eiserne Ringe und ein Hohlraum. Ein Versteck. Mutter legt das Bündel hinein, das sie zuvor mit Pech eingestrichen hat. „Irgendwann kehrst du nach Carcassonne zurück, mein Junge“, sagt sie. „Dann holst du, was dir gehört. Aber bis dahin darfst du mit keiner Menschenseele darüber

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