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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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so lauteten die ersten Worte der Abendmahlsbulle, in der Papst Urban VIII. eine Vielzahl von Exkommunikationsandrohungen und -verfluchungen gegen Ketzer verkündete. Aber nicht nur allein gegen Ketzer, sondern auch gegen diejenigen, die Andersgläubige in ihren Ländern duldeten. Das wiederum sorgte immer wieder für böses Blut bei den Königen und Fürsten der Welt. »Das ist ein mutiger Schritt, Heiliger Vater.«
    »Der erste von vielen«, gab er entschlossen zurück. »Es soll Friede zwischen dem Heiligen Stuhl, Frankreich und Spanien herrschen. Dann gehen wir das Verbot der Jesuiten an. Spätestens in drei Jahren möchte ich ihre Häuser geschlossen sehen. In Rom und anderswo.«
    »Sie werden sich wehren, Heiliger Vater. Ihr werdet in großer Gefahr schweben«, brach es aus ihr heraus, und sie kam sich unglaublich einfältig vor. Als habe der Papst nicht an so etwas gedacht.
    Er lachte sie zu ihrer Erleichterung nicht aus. »Es ehrt Euch, dass Ihr mich warnen möchtet. Aber ich habe ein Theaterstück für die Welt vorbereitet, das mich als Opfer dastehen lassen wird, wenn ich die Jesuiten verbiete. Aber bis dahin muss die Bühne gerichtet sein und Eure Schwestern«, er zeigte auf sie, »sind ein wichtiger Bestandteil der Aufführung. Ich lasse Euch wissen, was sie an die Höfe tragen sollen. Gelingt es, sind wir die Schwarzkittel bald los.«
    »Ich unterstütze Euch bei allem, was Ihr tut, solange es den Menschen nützt.«
    Er lächelte, und sein langes Gesicht schien ein bisschen breiter zu werden. »Ich habe bereits vernommen, dass Ihr eine ehrliche Person seid, Gregoria. Seid unbesorgt.« Er stand auf, legte eine Hand auf ihren Kopf und segnete sie. »Geht hin und bringt meinen Segen zu Euren Seraphim und Novizinnen«, sagte er dann, nahm sie am Unterarm und führte sie zur Tür. »Ich lasse Euch alles zukommen, was Ihr benötigt und wissen müsst, Äbtissin«, sagte er noch einmal ernst und blieb stehen. »Wir gehen diesen Weg gemeinsam. Und wir gehen ihn mit dem Willen des Herrn.« Er schlug das Kreuz über ihr, und sie verneigte sich. »Findet das Böse und bewahrt die Menschheit vor ihm. Der Herr ist auf Eurer Seite.«
    »Eure Worte erfüllen mich mit Freude und Zuversicht, Heiliger Vater«, sprach sie, küsste ehrfürchtig den Ring und verließ das Gemach.

    Gregoria kehrte auf den Petersplatz zurück, wo Sarai, Debora und drei Seraphim sie erwarteten; ihre Waffen lagen unsichtbar und verborgen unter ihren weiten Kleidern.
    »Verlief es, wie Ihr es Euch wünschtet, ehrwürdige Äbtissin?« Über Sarais Gesicht liefen fünf wulstige Linien, ein Andenken an Jeans Schlag. Doch so erschreckend diese Schmisse auch zu sein schienen, sie waren nichts im Vergleich zu den Narben auf ihrer Brust und am Bauch. Gregoria hatte sie bei einem Verbandswechsel gesehen, auch das Sanctum richtete nichts dagegen aus. Die Wunden, die ein Werwolf geschlagen hatte, hinterließen schreckliche Spuren.
    »Ja«, antwortete sie. Seite an Seite gingen sie über den Platz und machten sich auf den Rückweg zu ihrem neuen Heim in Rom. Es war ein kleiner Handelshof, der neben einer alten Kirche stand. Auch die Umbauten in dem Patrizierhof außerhalb der Stadt waren abgeschlossen und hatten das ehemalige Landgut in ein Kloster verwandelt. Besser gesagt: in eine Festung. Ihre Gedanken waren bei Jean, dessen toten Körper sie in Desges begraben hatten. Wieder war er für die Menschen des Gevaudan zum Helden geworden, indem er die wilde Meute seines Sohns Antoine getötet und das Leben zweier Frauen gerettet hatte. Dennoch waren nicht viele Menschen zu seiner Beerdigung erschienen; der Name Chastel besaß nach wie vor einen Makel.
    Der Marquis hatte ihr an Jeans Grab geschworen, die Suche nach Florences Sohn fortzuführen, bis er wenigstens die sterblichen Überreste gefunden hatte. Es hatte für sie nun keinen Sinn mehr gemacht, länger im Gevaudan zu bleiben. Seit dem Tod des Menschen, den sie am meisten geliebt hatte, war der Anblick der Gipfel der Drei Berge unerträglich für sie geworden.
    Als sie nach langem, stillem Marsch durch die Gässchen den Hof betraten, eilte ihnen eine Schwester mit einem Brief entgegen. Er stammte von Florence, und Gregoria öffnete ihn noch auf dem Weg zu ihrer Kammer.

    Ehrwürdige Äbtissin,
    ich schreibe Euch voller Freude, denn nach den Schrecken der letzten Jahre ist nun das Glück zu mir zurückgekehrt. Ich habe einen jungen Mann kennen gelernt, einen Deutschen, der mich zu seiner Frau nehmen

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