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Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)

Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)

Titel: Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothé Kanders
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dem
Moment an, wo Sie vor Gericht damals mich beschuldigt haben, war es mir klar.
Ich kam ihnen als Bauernopfer doch gerade recht, ein verliebter Teenager, der
Marie am Abend des Mordes zum Strand nachgelaufen ist und ihre Leiche gefunden
hat.«
    Lena war neben David getreten. »Ich habe am Abend des
Erntedankfestes Ihr Gesicht gesehen, Pater Jerome. Ich erinnere mich wieder.
Marie lag auf dem Sand am Strand und Sie haben neben ihrem Kopf gekniet. Sie
war blutverschmiert.«
    »Unsinn.« Pater Jerome schüttelte den Kopf.
    Lena starrte ihn an. »Ich habe Sie gesehen, Pater.«
    Ein Augenblick des Schweigens, in dem Pater Jerome zu
Lena hochblickte. »Ich wollte es doch nicht!« Er schüttelte den Kopf. »Ich
wollte es wirklich nicht!«
    »Aber Sie haben es getan!«, hörte Lena sich schreien.
»Sagen Sie endlich die Wahrheit. Warum? Warum, verdammt noch mal?«
    »Weil sie mich erpressen wollte!«
    »Sie wollte Sie wegen Vergewaltigung anzeigen.«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    Pater Jerome starrte auf das Meer. »Nachdem, was
damals in der Kapelle geschehen war, ist Marie fortgezogen. Deshalb dachte ich
schon, ich bräuchte mir keine Sorgen mehr zu machen, dass noch etwas nachkäme.
Sie sei für ein Praktikum im Ausland, sagten die Leute im Dorf. Marie liebte
Schmuck, wollte Goldschmiedin werden. Schon vorher hatte sie einige Stücke
selbst produziert.«
    Lena öffnete ihre Hand. »Wie das Rosenkreuz hier?«
    »Ja.« Pater Jerome nickte. »Sie hat mehrere davon
gemacht. Sie hat in der Klosterbibliothek ein altes Buch gefunden. Rosae
Crucis, die Geschichte der Rosenkreuzer. Sie fand, es sei ein wunderschönes Motiv
für ein Schmuckstück. Mein Gott, vergib mir!« Er vergrub das Gesicht in den
Händen. »Amelie, Marie. Ich wollte das doch nicht.« Seine Hände zitterten, als
er sie wieder vom Gesicht nahm und ineinander krallte. »Monate, nachdem Marie
und ich uns in der Kapelle nähergekommen waren, erhielt ich eine Nachricht von
ihr. Sie wollte mich treffen, am Abend des Erntedankfestes, wieder in der
Kapelle St. Anna, wo alles angefangen hatte. Ich dachte …« Seine Hand zitterte,
als er sich über das Gesicht strich. »Ich … Wir haben uns in der Kapelle
getroffen, und dass sie hochschwanger war, war nicht zu übersehen. Von mir sei
das Kind. Ich sei der Vater. Ich bot ihr zum zweiten Mal an, das Klosterleben
aufzugeben und für sie und das Kind zu sorgen. Aber sie lachte nur. Eine
hässliche Krähe wie mich würde sie nur verabscheuen. Zahlen sollte ich. Zahlen
für das, was ich ihr angetan hätte. Geld. Sie wollte nur Geld. Wenn nicht,
würde sie allen erzählen, dass ich der Vater ihres Kindes sei. Es kam zum
Streit. Ich weiß nicht, ob ich sie gestoßen habe oder sie gestolpert ist. Als
sie hinfiel, stieß sie mit dem Kopf gegen eine Kirchenbank. Sie blutete an der
Stirn und wollte aufstehen, sackte jedoch zurück und fing an zu stöhnen. Sie
hielt sich den Bauch und schrie, das Kind käme, ich solle Hilfe holen. Ich bin
aus der Kapelle gelaufen. Ich wollte es ja. Ich wollte zum Dorf Hilfe holen …«
    »Aber Sie haben es nicht getan.«
    Er sah Lena an. »Es war wie ein Albtraum. Wenn das
Kind zur Welt kam, dann … Woher sollte ich als Ordensbruder denn irgendwelches
Geld nehmen? Mein Leben zerstört für eine Frau, die mich verabscheute. Erst war
es ganz still, nachdem ich aus der Kapelle gelaufen war. Doch dann hörte ich
Marie in der Kapelle schreien. Sie schrie und schrie. Doch ihre Stimme war durch
die Mauern gedämpft. Niemand würde sie hören, außer mir. Ich weiß nicht, wie
lange ich am Strand gesessen und geheult habe. Und dann ging die Tür der
Kapelle auf und sie kam raus, mehr kriechend als stehend, sich den Bauch
haltend und schreiend. Wenn jemand sie gehört hätte …«
    » Ich habe sie gehört.« Lena lief
vor ihm hin und her. »Es war der Abend des Erntedankfestes in Heiligenbrück.
Ich hatte keine Lust mehr auf das Fest. Mein Fahrrad. Ich hatte es am Waldrand
stehenlassen und bin zu meinem Lieblingsplatz am Strand gelaufen.« Sie blieb
stehen. »Ich wollte den Sonnenuntergang über dem Meer sehen. Aber ich bin zu
spät gekommen. Völlig dunkel war es noch nicht, aber der Mond stand schon am
Himmel. Ich erinnere mich. Ich habe damals Maries Gesicht gesehen …«
    *
    Das
Entsetzen ist damals in Maries Gesicht wie in Stein gemeißelt. Blut
läuft ihr über Nase und Mund.
    »Lena, hilf mir!« Sie streckt die Hand nach ihr aus.
Sie will aufstehen, doch jemand packt Marie am Fuß, reißt sie nieder.

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