Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
was weh?«
»Hnnn-nein.«
Vorsichtig stand er auf und zog Amelie zu sich hoch.
»Alles gut, ja?«
Amelie klammerte sich fest an ihn, als sie die Kapelle
verließen.
»Merda!« Sie sahen den Italiener zum Wasser rennen.
»Mist, Mann!« David rannte ebenfalls zum Wasser. »Der
tut sich was an!«
Die Wellen schlugen bereits über Pater Nathan Emanuel
Lindners Kopf zusammen.
Er hatte die Augen geschlossen und hörte nur das
sanfte Gluckern. Nach ein paar weiteren Metern war er ganz unter Wasser. Luft!
Atmen! Kleine Bläschen blubberten aus seinem Mund. Er riss die Augen auf. Luft! Sein Körper kämpfte gegen ihn, wollte leben, doch sein fester Wille und seine
mit Wasser vollgesogene Kutte hielten ihn am Meeresgrund.
Er breitete die Arme aus.
Nichts hatte noch eine Bedeutung.
39
Die
tiefstehende Abendsonne spiegelte sich in den Fenstern der hohen Häuser der Via
Crescenzio in Rom.
Schwaden als Folge des vorausgegangenen Regens
verflüchtigten sich von dem aufgeheizten Asphalt.
Der Motor des schwarzen Lancia Delta, mit dem
Commissaria Marisa Capecci von der Praxis des Psychiaters Lorenzo Castellari zum Vatikan zurückfuhr, schnurrte
leise.
Seit einer Viertelstunde kam sie nicht von der Stelle.
Rückstau wegen der Baustelle rechts neben ihr. Selbst das Blaulicht half da
wenig, eine Schneise zwischen den im Schritttempo fahrenden Autos zu erzwingen.
Marisas Kopf schmerzte, ihre Nerven schienen zu
flirren. Einen der Hauptdrahtzieher der Kardinalsmorde, Jan Herzog, hatten sie
in der Praxis des Psychiaters zu fassen bekommen, ein Anfang, aber nur ein
Teilerfolg, und mit dem Psychiater hatte ein weiterer Unbeteiligter sein Leben
gelassen.
Er ist nicht da, Marisa , hämmerte Carlo Bariellos Stimme gegen ihre Schädeldecke. Der Heilige Vater ist nicht da. Die Kardinäle werden von Kardinal Rodriguez in
den Dom geführt.
Die Heilige Messe im Vatikan im Petersdom war in vollem
Gange. Bariello war da, zusammen mit weiteren Kräften der Polizia di Stato,
außerdem Soldaten der Schweizergarde, die Gendarmerie, die eingeladene Presse
und Kardinäle, Priester und Nonnen, die trotz Kenntnis der prekären Lage
dennoch an der Messe hatten teilnehmen wollen. Doch einer fehlte: der Papst.
Dann hat er ihn. Dann ist er in den Händen des Mannes, dessen
Identität wir nicht kennen ,
hörte sie ihre eigenen Worte, die sie gesagt hatte, als sie vorhin mit Bariello
aus dem Lancia Delta telefoniert hatte. Oder er ist bereits tot.
Kardinal Rodriguez hatte den Sicherheitskräften
ausdrücklich untersagt, die Heilige Messe zu unterbrechen.
Natürlich hatte er das. Denn er war Wachs in den
Händen desjenigen, der den Papst in seiner Gewalt hatte. Das Leben des Papstes
hatte oberste Priorität.
Oder Rodriguez selbst hatte die Finger im Spiel.
»Verdammt noch mal!« Das Rattern des Presslufthammers
rechts von ihr auf der Baustelle machte Marisa verrückt.
Sonnenstrahlen flirrten in der Heckscheibe des Wagens
vor ihr, dessen Fahrer, von ihrem Blaulicht bedrängt, sichtlich bemüht war, ihr
freie Fahrt zu schaffen.
Haarscharf vermied sie, dass der schwarze Lancia Delta
einen anderen Wagen schrammte, als sich endlich eine Schneise vor ihr auftat
und sie Gas geben konnte.
CDSS.LPB; das Pseudonym für den Mann aus der
Personalakte im Vatikan, dessen Namen ihr der Psychiater nicht mehr hatte sagen
können, bevor er von Jan Herzog erschossen worden war.
Sie aktivierte die Freisprechanlage und wählte
Christian Antonellis Nummer. Christian war noch in der Praxis des Psychiaters,
hatte mithilfe der Empfangsdame dessen Computer geknackt.
»Ja, Marisa noch mal. Hast du die Krankenakte von dem
Mann mit diesem Pseudonym jetzt gelesen, Christian?«
»Wie sollte ich, Marisa? Du hast doch erst vor drei
Minuten bereits zum dritten Mal angerufen.« Die Verbindung knackte. »Es sind
seitenlange Berichte über die einzelnen Sitzungen des Psychiaters mit diesem
Mann. Zeitaufwendig, da etwas zu finden, was für uns relevant ist. Namen und
Orte sind kaum erwähnt und sein echter Name auch nicht, nur immer wieder dieses
Pseudonym CDSS.LPB. Laut dem Psychiater litt der Patient unter einer Psychose.«
»Das ist mir bekannt. Eine schizoaffektive Psychose, offensiv
geworden durch einen Verlust, den er erlitten hat.«
»Dann werde ich speziell danach suchen. Ich brauche etwas
Zeit, Marisa.«
»Zeit haben wir keine, Christian.«
Im Schritttempo bog sie nach rechts von der Piazza del Risorgimento in die Via di
Porta Angelica ein. Das Blaulicht machte ihr
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