Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
Skandal zu vermeiden. So dachte wenigstens Pater Nathan. Und Sie
wollten nur sich selbst beschützen, Sie Dreckschwein!« Er spuckte vor Pater Jerome
auf den Sand. »Ich hoffe, Sie verrecken im Knast.«
»Aber wieso denkt Jan Herzog, dass der Bischof …«,
ließ Ispettore Visconti nicht locker.
»Josua, denke ich«, Pater Jerome blickte zu Visconti
hoch, »der Sohn unseres ehemaligen Hausmeisterehepaares. Er hat irgendwann mal
ein Gespräch zwischen Nathan und mir belauscht, als wir darüber geredet haben.
Er muss es Jan erzählt haben. Jan Herzog ist die ganzen Jahre über mit uns in
Kontakt geblieben. Schließlich ist Amelie seine Nichte, die einzige Familie, die
ihm geblieben ist.«
Er zog die Beine an und drückte Amelies Strickjacke an
sich. »Amelie. Amelie, mein Kind.« Tränen traten in seine Augen. »Ja, ich habe
Pater Nathan erzählt, dass der Bischof Maries Mörder und Amelies Vater sei.
Aber ich hätte doch niemals gedacht, dass er Amelie deswegen … Nur, um einen
verdammten Kirchenskandal zu vermeiden. Und dass er das Kloster in Brand
stecken würde, das …« Er blickte Lena an. »Warum konntest du die Vergangenheit
nicht einfach ruhen lassen?«
Lena ignorierte seine Worte. »Wieso hat Amelie bei
Ihnen leben dürfen, wenn niemand wusste, dass Sie Ihr leiblicher Vater sind?«
»Es ist mir gelungen, dass das Hausmeisterehepaar, das
früher bei uns lebte, Amelie adoptieren durfte. Sie ist Josuas
Adoptivschwester. Ihr Vater gilt als unbekannt.«
Ispettore Visconti zog sein Handy aus seiner
Jacketttasche, wählte eine Nummer und hielt es ans Ohr. »Si, Ispettore
Visconti, Commissario Bariello …« Er entfernte sich ein Stück.
»Welchen Sinn hat es gemacht, Lena und mich im Kloster
festzuhalten, Pater Jerome?«, sagte David. »Irgendwann hätten Sie uns ja doch
freilassen müssen.«
»Josua wollte schon seit Längerem mit Amelie zu Jan
Herzog nach Rom ziehen. Als Lena aufgetaucht ist, haben wir beschlossen, das zu
beschleunigen.«
David ließ einen abschätzigen Laut hören. »Und Amelie,
der einzige Beweis, dass Sie sich damals an Marie Herzog vergangen haben, wäre
aus der Welt geschafft gewesen. Lena hätte dann ruhig in der Vergangenheit
herumstochern können. Besser nur, Sie hätten Pater Nathan in den Plan
eingeweiht.«
»Ich habe das Feuer im Kloster nicht gelegt.«
Lena zuckte zusammen, als Pater Nathans Stimme
erklang. Niemand hatte ihn mehr beachtet. Auf dem Sand kauernd hatte er
schweigend zugehört.
»Amelie hat sich gewehrt«, sagte er, »als sie vorhin
im Kloster mit mir kommen sollte. Eine angezündete Öllampe ist dabei
zerbrochen. Ich dachte, sie sei erloschen.« Er blickte Pater Jerome an. »Ja,
vielleicht bin ich verrückt. Aber nur, weil ich deinen Lügen geglaubt habe.
Marie Herzog war eine Hure. Doch der Bischof war stark genug, ihrer
fleischlichen Begierde zu widerstehen. Dass du ihr erlegen bist, hätte Gott dir
dennoch verziehen. Aber du bist schwach im Glauben, Jerome. Der Glaube bedeutet
dir nichts, nur du selbst.« Seine Lippen zitterten. » Das kann Gott nicht
vergeben.« Er blickte Lena an. »Beinah hätte ich … Aber sie hat sich so
gewehrt. Der Herr hat mich davor bewahrt …«
Pater Jerome stand auf. »Was?«
Pater Nathan mied seinen Blick. »Amelie ist in die
Kapelle gelaufen.«
Lena spürte ihr Herz rasen.
Sie blickte zu der kleinen weißen Kapelle am Waldrand,
während Pater Jerome bereits dorthin lief.
»Amelie!« Er rüttelte an der Kapellentür, als Lena und
David ihn erreichten. »Die Tür ist verschlossen.«
»Nein.« David rüttelte ebenfalls an der Tür. »Amelie
hat nur etwas davorgestellt.«
»Amelie!«
*
»Hnn-nein!«
Hinter dem Altar in der halbdunklen muffigen Kapelle
hockend hielt sich Amelie die Ohren zu.
Pater Nathan! Er kam! Er würde sie holen! Er würde sie
wieder in das Wasser zerren!
»Hnnn-nein! Nein!« Die junge Frau drückte sich die
Hände ganz fest auf die Ohren. Sie wollte das nicht hören. Sie schrie, als die
Tür aufgestoßen wurde.
Doch dann war da auf einmal Pater Jerome und schloss
sie in die Arme. »Ich ja gut, mein Kind.« Er küsste ihr verweintes Gesicht,
wischte ihr den Spukfaden vom Kinn.
»Hnnn-Pater Nathan … er …«
»Ja, ich weiß, Amelie.« Pater Jerome wiegte sie in
seinen Armen hin und her. »Ich weiß. Aber jetzt ist alles gut.«
»He, Amelie.«
Durch den Tränenschleier sah Amelie Lenas Gesicht.
»Bist du verletzt, Amelie?« Pater Jerome strich ihr
eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Tut dir
Weitere Kostenlose Bücher