Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
ein
Ablenkungsmanöver, damit niemand darauf kommt, dass Luca etwas damit zu tun
hat. Deshalb habe ich Sie angerufen. Sie sollten Gutenberg retten. Elisa di
Loretto war meine Schwester, verstehen Sie? Ich war verheiratet, deshalb heiße
ich Favelli. Sie war meine große Schwester und diese … diese … haben sie in den
Tod getrieben. Ich habe Elisa geliebt, verstehen Sie? Sie war ein ganz
besonderer Mensch.«
»Ispettore Filippo Endrizzi wurde von seiner Familie
auch geliebt, Signora Favelli.« Marisas rauchige Stimme rauschte in Bariellos
Ohren. »Leider können seine Frau und seine zwei Kinder ihm jetzt nur noch
Blumen aufs Grab stellen, weil Jan Herzog ihn erschossen hat. Also kommen Sie
mir nicht mit Liebe.«
»Wo ist er, Rebecca?« Bariello packte sie bei den
Armen. »Wo ist der Papst?«
Rebecca hielt seinem Blick stand. »Ich weiß es nicht,
Commissario. Ich schwöre, Luca hat es mir nicht gesagt.«
»Kommen Sie, Commissario.« Tommasso Lacroix berührte
Bariello am Arm. »Ich bringe Sie in ein Krankenhaus.« Er lächelte. »Aber vorher
geben Sie mir noch die Handynummer Ihrer Frau, damit ich sie für Sie anrufen
kann.«
41
Zur
gleichen Zeit zeichnete in Deutschland der Mond einen Silberstreifen auf die
seichten Wellen der Ostsee.
»Alles gut, Lena?«
Lena fühlte Davids Wärme, als er sie von hinten
umarmte. Sie wandte sich von dem Fenster in Magdas Esszimmer ab und sah ihn an.
»Ja, alles gut.«
»Mein Magen knurrt.« David ließ sie los und setzte
sich an den gedeckten Esstisch mitten im Zimmer. »Mal sehen, was Magda gekocht
hat. Es riecht nach …«
Sie blickten beide zur Zimmertür, als es an der
Haustür klingelte. Einen Augenblick später stand Pater Tobias in der Tür zum
Esszimmer.
Der schmächtige Ordensbruder, den Lena nach dem Brand
im Kloster zwischen den anderen Mönchen gesehen hatte, lächelte. »Stören wir?«
»Natürlich nicht. Kommen Sie rein.«
»Hnnn-Lena!« Amelie drückte sich an Pater Tobias
vorbei durch die Tür und lief zu Lena.
»Amelie!« Lena fühlte sich von den Armen der jungen
Frau umfangen und drückte sie nach einem kurzen Augenblick lächeln von sich.
»He, Amelie. Alles okay?«
»Sie wollte unbedingt heute Abend noch zu Ihnen.« Auf
Pater Tobias' Miene stand eine Entschuldigung. »Und ich …« Er trat in den Raum
und blickte von Lena zu David. »Und ich möchte Sie beide um Vergebung bitten,
für all das, was im Kloster geschehen ist. Niemand von uns wusste …«
»Das ist unnötig.« David stand auf. »Sie können nichts
dafür. Ich hol noch zwei Teller aus der Küche. Dann können Sie und Amelie mit
uns essen. Oder haben Sie schon …«
Pater Tobias schüttelte den Kopf. »Nein, haben wir
nicht.«
Lena setzte sich an den Esstisch, und Amelie nahm
neben ihr Platz. »Setzen Sie sich, Pater. Es lohnt sich. Magda kann wirklich
ausgezeichnet kochen.«
Pater Tobias wählte den Platz gegenüber von Lena. »Ich
kann das alles immer noch nicht fassen, Lena. Pater Jerome … Wir alle haben ihm
vertraut.«
»Er ist ein guter Schauspieler, Pater Tobias.«
Pater Tobias blickte Amelie an. »Magst du nicht in die
Küche gehen? Sicher lässt Magda dich das Essen probieren.«
Amelie ließ sich das nicht zweimal sagen.
»Wie geht es Amelie, Pater, nach alldem?«
»Erstaunlich gut, Lena.« Pater Tobias lächelte. »Ihr
positives Gemüt hilft ihr dabei, es wegzustecken. Trotzdem wird sie noch
Albträume haben. Josua hat angerufen. Morgen kommt er wieder. Amelie ist
deswegen schon ganz aufgeregt.« Er schüttelte den Kopf. »Mein Gott, dass auch
Josua …«
»Er ist jung und beeinflussbar, Pater Tobias.«
Der vertraute Blickwechsel zwischen David und Lena,
als David mit zwei Tellern und Besteck zurückkehrte, entlockte Pater Tobias ein
Lächeln.
Seine Miene wurde wieder ernst, als David sich neben ihn
setzte. »Wir dachten Pater Jerome sei ein herzensguter Mensch«, sagte er,
während er David das Besteck aus der Hand nahm. »Er ist ein ausgezeichneter
Pädagoge, wissen Sie? Auffällig war nur, dass er Pater Nathans Verhalten
gegenüber unseren Schülern nicht der Diözese gemeldet hat. Wir haben Pater
Jerome deswegen bedrängt. Haben ihm gesagt, wenn er nichts unternehme, würden
wir es tun. Andererseits war es auch für uns nicht leicht, Pater Nathan an den
Pranger zu stellen. In seinem tiefsten Innern war er …« Er winkte ab. »Ach,
lassen wir das.«
Lena sah ihn an. »Hat Pater Nathan? Hat er …?«
»Nein.« Pater Tobias schüttelte den Kopf. »Ich
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