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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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hatte:
    T a M + k
    ? s A a l
    Dann verglich sie sie mit der Karte, die sie bei den Blumen gefunden hatte:
    T
    Mala
    Märtyrer
    Sie holte ihren Stift heraus, schrieb das Wort ›Mala‹ in ihr Notizbuch und strich die Buchstaben nacheinander durch, um zu sehen, was übrig blieb.
    Angenommen, das ›T‹ war wirklich das Tau, dann blieben nur drei Buchstaben – s, k und A – sowie zwei Symbole – ›+‹ und ›?‹. Liv stellte sie um und las, was sie geschrieben hatte.
    T + ?
    Ask Mala ... Frag Mala
    So wie die unterstrichenen Zeichen angeordnet waren, sah das richtig aus. Gleiches galt für die Großbuchstaben als Wortanfang. War das die Botschaft, die ihr Bruder ihr hatte schicken wollen? Das ergab zumindest teilweise Sinn. Das T war das Tau, das Symbol des Sakraments, und das Pluszeichen konnte man auch als Kreuz deuten. Das Fragezeichen wiederum symbolisierte das Mysterium seiner Identität, womit die verbliebenen beiden Worte eine Anweisung waren – ›Frag Mala‹. Liv schaute zu Dr. Anata.
    »Wer oder was ist Mala?«, fragte sie.
    Miriam hob den Kopf. Sie hatte mitgelesen, was Liv in ihr Notizbuch geschrieben hatte. »Ich habe Ihnen ja schon erzählt, dass es zu Beginn zwei Stämme gab«, sagte sie. »Einer dieser Stämme waren die Jahwe, die Männer im Berg. Der andere war ein Stamm von Ausgestoßenen, der glaubte, die Jahwe hätten das Sakrament gestohlen und mit seiner Hilfe die Macht über die natürliche Ordnung der Dinge an sich gerissen. Sie glaubten, das Sakrament müsse befreit werden. Dieser Stamm waren die Mala. Sie wurden von den Jahwe verfolgt und aufgrund ihres Glaubens getötet. Aber es gelang ihnen, ihren Glauben am Leben zu erhalten, und insgeheim erwuchs daraus eine neue Kirche im Schatten des Bergs. Als die Jahwe ihren Deal mit den Römern machten und deren Staatsreligion ›neu erfanden‹, fand ihr Hass auf den anderen Stamm sogar Eingang in die Sprache – ›mala‹ ist das lateinische Wort für ›böse‹. Doch obwohl die Zitadelle diese Menschen dämonisierte, ihre Kirchen verbrannte und ihre heiligen Texte stahl und zerstörte, so konnte sie doch nicht ihren Geist vernichten.«
    Liv war angespannt. »Und existieren diese Mala auch heute noch?«, fragte sie.
    Miriam öffnete den Mund, um diese Frage zu beantworten, doch plötzlich richtete sie ihren Blick nach oben. Liv drehte sich um und sah den Schatten eines großen Mannes gegen das gleißende Sonnenlicht. Es dauerte eine Weile, bis ihre Augen sich an das Licht gewöhnt hatten und das Ge sicht Struktur annahm. Erst waren da die Augen, blass und blau ... Livs Puls beschleunigte sich, als sie erkannte, wer das war.
    »Ja«, sagte Gabriel. »Ja, wir existieren noch.«

K APITEL 95
    Von seinem Standort aus hatte Kutlar freie Sicht bis hin zu den großen Heilbädern.
    »Sie ist nicht hier«, sagte er.
    Cornelius ließ die Waffe in seiner Tasche los. Kutlar spielte auf Zeit; davon war er überzeugt. Er klappte das Notebook auf und schaute sich den Stadtplan an. Im Zentrum überlagerten sich die beiden Pfeile fast. »Sie ist hier«, erklärte Cornelius, holte das Handy aus der Tasche und tippte Livs Nummer ein.
    Dann trat er einen Schritt vor, drückte auf ›Anrufen‹ und wartete auf das Klingeln eines Telefons. Er ging näher an den Schrein heran und hörte etwas vor sich.
    Cornelius legte den Kopf auf die Seite, und er nahm im selben Augenblick eine Bewegung wahr, als das Geräusch erneut ertönte. Es kam vom Boden, von den Blumen, und es summte wie eine gefangene Biene. Cornelius hockte sich hin und schob die Hand zwischen die Pflanzen. Seine Finger schlossen sich um das harte Plastikgehäuse eines Handys. Als er es herauszog, vibrierte es noch einmal. Aus seinem eigenen Handy kam eine mechanische Stimme, die ihn aufforderte, eine Nachricht zu hinterlassen. Cornelius beendete den Anruf und ging die Anruferliste, das Adressbuch und das SMS-Archiv von Livs Handy durch. Alles leer.
    Irgendjemand hatte das Handy resettet und weggeworfen.
    *
    Miriam beobachtete, wie der große Mann sich schnell vom Schrein entfernte. An der Mauer sah sie ihn anhalten, mit einem anderen Mann reden und gemeinsam mit ihm auf etwas schauen, das ein Laptop zu sein schien. Gabriel hatte recht gehabt. Die Kerle konnten Livs Handy orten.
    Miriam holte ihr eigenes Handy heraus. Dann machte sie sich auf den Weg zu den Heilbädern, weg von den Männern mit dem Laptop. Sie schaltete ihr Handy aus und dachte darüber nach, es einfach in einen Mülleimer zu werfen,

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