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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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und er erneut im Drogennebel versank und sich fragte, wie zum Teufel er in eine Höhle am Meer gekommen war.
    *
    Als Sully das nächste Mal aufwachte, war nichts mehr beruhigend. Diesmal hatte er das Gefühl, als hätte man ihm einen Haken durch den Schädel getrieben und ziehe ihn daran in die Höhe. Er versuchte zu schreien, doch es kam nur ein armseliges Winseln heraus. Er versuchte, den Kopf vom Schmerz wegzudrehen, aber der ließ sich nicht bewegen. Seine Augen öffneten sich qualvoll, rollten träge in ihren Höhlen und suchten nach der Quelle des Schmerzes. Kurz sah er unebene Steinwände, erhellt von flackerndem Fackellicht, und die Umrisse bösartig aussehender Maschinen in der Dunkelheit. Erkennen konnte er jedoch nichts, und das schürte mehr noch als der Schmerz die Furcht in ihm.
    Schließlich ebbte der Schmerz ab, und eine Erinnerung bahnte sich ihren Weg durch den Nebel in Sullys Kopf. Er erinnerte sich daran, in den Van gestiegen zu sein, nach dem Sicherheitsgurt gegriffen und einen stechenden Schmerz im rechten Bein gespürt zu haben. Er erinnerte sich an den erschreckenden Anblick der Spritze und wie er versucht hatte, danach zu greifen, doch seine Arme hatten ihm nicht mehr gehorcht. Danach ... nichts mehr.
    Nun schaute Sully auf die Stelle, wo die Nadel gewesen war, und er versuchte, sie zu berühren, doch seine Arme ließen sich genauso wenig bewegen wie sein Kopf. Also rollte er stattdessen die Augen so weit herum, wie es seine Augenhöhlen erlaubten. Er konnte seine Unterarme sehen, die fest an einen Stuhl geschnallt waren. Und er sah auch noch etwas anderes, etwas, das in der feuchten Höhle vollkommen unpassend und überraschend wirkte. Rechts von ihm stand ein kleiner Tisch, und darauf lag ein Laptop mit angeschlossenem Handy. Sully glaubte zunächst zu träumen, doch der Schmerz in seinem Kopf und das Tropfen von etwas Warmem in seinem Nacken machten es real genug. Dann versuchte er, die Füße zu bewegen, doch auch die waren an den Stuhl geschnallt. Sully versuchte, sich loszureißen, doch plötzlich erhöhte sich der Druck in seinem Nacken. Er bemühte sich, dem zu entkommen, aber ein Band um seine Stirn machte das unmöglich. Er konnte sich nicht bewegen. Er konnte nicht atmen. Der Druck wurde immer größer, bis Sully das Gefühl hatte, seine Wirbelsäule würde brechen. So ging das für ein paar Augenblicke, dann ließ der Schmerz wieder nach.
    Sully hörte Schritte hinter sich. »Wer ... Wer ist da?«, krächzte er, und seine Angst war ihm deutlich anzuhören.
    Er spürte einen Zug an seiner rechten Hand und stellte fest, dass sie befreit worden war. Sully wollte sie heben, um sich damit den Nacken zu reiben, doch er kam nicht weit. Sie war mit einer Ledermanschette festgebunden. Also ließ er sie wieder sinken und lauschte auf Bewegungen.
    »Ich bin Polizeibeamter«, rief er in die Dunkelheit hinein und benutzte das Wort wie einen Talisman.
    Die plötzliche Nähe der Stimme an seinem linken Ohr ließ ihn vor Schreck wimmern.
    »Sie haben die Haarfarbe eines Verräters«, sagte die Stimme. »War Judas nicht auch ein Rotschopf?«
    Sully drehte die Augen nach links. Er sah nichts außer dunklen Wänden und flackerndes Licht.
    »Sie sind in eine Garotte eingespannt«, fuhr die tiefe, feste Stimme fort. »Eine der Hauptwaffen, mit denen die Inquisition die Ketzerei ausgerottet hat. Sie hat eine Reinheit an sich, die Sie sicherlich zu schätzen wissen. Eine dicke Metallschraube ist unmittelbar unter ihrem Schädel in die Kopfstütze eingelassen. Wenn man sie in die eine Richtung dreht ...« Sully spürte, wie der Dorn sich in seinen Nacken bohrte, und er schnappte vor Schmerz nach Luft. »... dann spüren Sie den Schmerz. Drehe ich sie andersherum ...« Der Druck schwand wieder. »... empfinden Sie Erleichterung. Also«, sagte die Stimme und kam wieder näher, »was soll es sein?«
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Sully in die Dunkelheit hinein. »Ich kann Ihnen Geld geben. Ist es das, was Sie wollen?«
    »Ich will nur Ihre Loyalität«, murmelte die Stimme, »und ein paar Informationen. Sie müssen wissen, dass es nicht dem Vergnügen dient, dass wir Sie hierhergebracht haben; es war eine Notwendigkeit, die Sie selbst zu verantworten haben. Wir haben Sie um Ihre Loyalität gebeten. Sie haben Sie uns nicht gegeben. Sie haben die Kirche verraten ... und das ist eine Sünde.« Die Stimme kam immer näher, bis Sully den Atem in seinem Ohr spüren konnte. »Würden Sie jetzt gerne Ihre

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