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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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waren.
    Cornelius sah, wie sich ihre Brust beim Atmen bewegte, und er nahm an, der Schlag auf den Kopf würde sie lange genug ausschalten, bis sie an ihrem Ziel waren. Trotzdem schloss er die Türen ab. Dann legte er den Gang ein und fuhr langsam nach Trahpah zurück.

T EIL VI
    I CH BESCHWÖRE EUCH , MEINE B RÜDER ,
BLEIBT DER E RDE TREU UND GLAUBT
DENEN NICHT , WELCHE EUCH VON
ÜBERIRDISCHEN H OFFNUNGEN REDEN !
A LSO SPRACH Z ARATHUSTRA
    Friedrich Nietzsche

K APITEL 122
    »Lasst uns allein!«, befahl der Abt.
    Die Apothecari hoben den Blick. Sie waren überrascht, dass dieser Befehl von jemand anderem als ihrem Herrn kam. Verunsichert standen sie auf und schauten vom Prälaten zu den lebenserhaltenden Maschinen, die sie überwachten, und schließlich zum Abt, der drohend in der Tür stand.
    »Du wirst feststellen«, kam die trockene Stimme des Prälaten irgendwo aus dem Nest aus weißem Leinen, »dass ich hier das Sagen habe. Das solltest du lieber nicht vergessen.«
    »Verzeiht mir, Euer Heiligkeit«, sagte der Abt, »aber ich habe wichtige Neuigkeiten ... in Bezug auf das Sakrament.«
    Die Apothecari warteten auf weitere Anweisungen. »Dann dürft ihr gehen«, sagte der Prälat. Der Abt beobachtete, wie sie noch einmal die Maschinen überprüften, bevor sie den Raum verließen und hinter sich die Tür schlossen.
    »Komm näher«, rief der Prälat aus der Dunkelheit. »Ich will dein Gesicht sehen.«
    Der Abt ging in Richtung Bett und blieb kurz bei den Maschinen stehen. »Bitte, verzeiht, dass ich unangekündigt komme«, sagte er und drehte die Lautstärke des Überwachungsmonitors herunter. »Aber da passiert etwas mit dem Sakrament – etwas Außergewöhnliches.« Er erreichte das Bett des Prälaten und wurde sofort von dessen scharfen schwarzen Augen durchbohrt.
    »Und hat das irgendetwas mit den drei Carmina zu tun, die nirgends im Berg zu finden sind?«
    Der Abt lächelte. »Ah, das«, sagte er.
    »Ja, das.« Seine Wut schien dem Prälaten neue Kraft zu verleihen.
    »Genau darüber wollte ich mit Euch diskutieren.« Der Abt schaute auf den alten Mann hinunter. Er war in den wenigen Stunden, seit der Abt ihn zum letzten Mal gesehen hatte, sogar noch älter geworden. Seine Lebenskraft war fast aufgebraucht, und seine regenerativen Fähigkeiten ließen ihn allmählich im Stich. »Ich habe gerade erfahren, dass sie Bruder Samuels Schwester gefunden haben«, fuhr der Abt fort und wartete auf eine Reaktion des Prälaten. »Ich habe sie angewiesen, die Frau hierherzubringen, in die Zitadelle – zu mir.«
    Ein Hauch von Wärme zeigte sich auf den eiskalten Wangen des Prälaten. »Es ist gemeinhin üblich zu warten, bis man selbst Prälat ist, bevor man derartige Anweisungen gibt.«
    »Verzeiht mir«, sagte der Abt und streckte die Hand aus, als wolle er dem Prälaten eine Strähne aus den Augen wischen. »Aber manchmal muss man wie ein Führer handeln, wenn man einer werden will.«
    Er packte sich ein Kissen und drückte es dem Prälaten ins Gesicht, während er mit der anderen Hand die schmalen Handgelenke des alten Mannes packte, damit dieser ihn mit seinen Klauen nicht kratzen konnte. Hinter sich hörte er, wie der Monitor leise Alarm schlug. Der Abt schaute zur Tür und lauschte auf schnelle Schritte. Doch es kam niemand. Er hielt den Prälaten fest, bis den alten Mann die Kraft verließ; dann nahm er das Kissen wieder weg. Die Augen des Prälaten starrten in die Dunkelheit über seinem Kopf, und sein Mund stand offen. Der Abt ging zum Überwachungsmonitor und regelte die Lautstärke wieder hoch. Sofort heulte das Gerät auf.
    »Hilfe! Schnell!«, rief er und sprang zum Bett.
    Die Tür flog auf, und die Apothecari rannten in den Raum. Einer von ihnen lief sofort zu den Maschinen, der andere zum Prälaten. »Er begann plötzlich, nach Luft zu schnappen«, erklärte der Abt und trat einen Schritt zurück. »Ist alles in Ordnung mit ihm?«
    Der Alarm heulte weiter, und der Apothecarius am Bett schlug auf die Brust des alten Mannes, während der andere einen Defibrillator brachte.
    »Tut, was ihr könnt«, sagte der Abt. »Ich werde Hilfe holen.«
    Er schlüpfte zur Tür hinaus und in den leeren Flur. Doch er holte keine Hilfe, sondern stieg in die unteren Gewölbe des Bergs hinab. Es würde keine Untersuchung geben, denn der Abt war jetzt kommissarischer Prälat, und er würde keine anordnen. Außerdem würde dieser tragische Todesfall von dem überschattet werden, was nun kommen würde.
    Der Abt hatte das

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