Sanctus
Kugel ins Magazin und steckte es wieder in Arkadians Waffe. »Behalten Sie einfach die Tür im Auge und den Kopf unten«, sagte sie und gab ihm die Waffe zurück. »Haben Sie ein Handy?« Arkadian nickte und bereute es sofort, als ein stechender Schmerz durch seine Schulter fuhr. »Dann rufen Sie Verstärkung. Sie reagieren wesentlich schneller, wenn ein Beamter in Not ist.«
Arkadian schaute der Frau kurz in die Augen; dann nahm er die Waffe mit seiner gesunden Hand.
*
Johann wusste, dass die Bürowände die Sprengwirkung der Granate dämpfen würden. Er musste näher heran oder darauf warten, dass die Leute dort drin herauskamen. Dabei ging er davon aus, dass die Frau drinnen bleiben würde. Sie würde dann zwar von der Wucht der Explosion benommen sein und vielleicht auch ein paar Splitter abbekommen, aber sie würde es überleben.
Dann spürte er plötzlich, dass seine Finger und Füße bereits taub wurden.
Am anderen Ende des Hangars hörte er Glas klirren und knirschen. Irgendjemand bewegte sich dort vorsichtig. Johann blickte zu seiner Waffe auf dem Boden. Er hob sie auf. Sie fühlte sich geradezu lächerlich schwer an. Das war kein gutes Zeichen. Langsam montierte er den Schalldämpfer ab, um sie leichter zu machen. Er legte ihn neben sich auf den Boden und spürte, wie die Kälte seine Knie erreichte, während die Wärme aus seinem Nacken floss.
Seine Zeit war abgelaufen.
Johann nahm die erste der zwei Granaten.
K APITEL 118
Gabriel erhob sich ein Stück und lugte vorsichtig aus dem zerborstenen Fenster. Seit den letzten Schüssen hatte sich nichts mehr im Hangar gerührt. Das konnte nur eins von zwei Dingen bedeuten: Entweder hatte der Mann sich zurückgezogen – in dem Fall würde er ohne Zweifel mit Verstärkung zurückkehren –, oder er wartete einfach ab. Aber wie auch immer, sie konnten hier nicht einfach warten und auf das Beste hoffen. Sie mussten die Initiative ergreifen.
Ein Knirschen erregte Gabriels Aufmerksamkeit, und er drehte sich um. Der Inspektor kroch steif über den mit Glassplittern übersäten Boden zu Liv hinter den Kopierer. Dabei hatte er das Handy im Mund, den verletzten rechten Arm über die Brust gelegt. In der anderen Hand hielt er seine Waffe. Gabriel wollte nicht warten, bis Arkadian die Kavallerie gerufen hatte. Nach seinem Besuch in der Leichenhalle würde man ihn mit Sicherheit festnehmen, und wenn er die nächsten Tage in einer Zelle verbrachte, war niemandem damit geholfen. Der Inspektor erreichte Liv und flüsterte ihr etwas zu. Sie schaute zu Gabriel und lächelte. Gabriel erwiderte das Lächeln; dann drehte er sich um, als er weiteres Glas knirschen hörte. Kathryn und Oscar gingen an der Tür in Position. Gabriel packte seine Waffe und schaute wieder in den stillen Hangar.
Es war noch immer nichts zu sehen.
Gabriel blickte zu seiner Mutter und zu seinem Großvater, die rechts und links der Tür kauerten. Sie hielt die Glock in der Hand, die Gabriel dem Mann abgenommen hatte, der nun im Steinbruch ruhte. Sie schaute ihn über die Schulter hinweg an. Gabriel hob die linke Hand, sodass sie sie sehen konnte, atmete tief durch und ließ die Hand wieder fallen.
Im selben Augenblick riss er die rechte mit der Waffe hoch und feuerte aus dem Fenster hinaus in etwa auf die Stelle, wo er den Mann zuletzt gesehen hatte. Er schoss acht Mal. Drei schnelle Schüsse, um den Gegner zu zwingen, Deckung zu suchen, und fünf etwas langsamere, damit er auch dort blieb.
Dann ließ er seinen Blick erneut durch den Hangar schweifen. Nichts. Kathryn hatte den Feuerschutz genutzt und war nun draußen, den Rücken gegen eine Kiste gepresst.
*
Johann hörte die Kugeln über seinen Kopf hinwegfliegen und gegen das Stahltor prallen. Eine Kugel schlug in den Rand der Kiste, an der er lehnte, und Holzsplitter und Aluminium regneten auf ihn herab. Und die ganze Zeit über hielt er die Hand auf den Hals gedrückt, um den Blutfluss zu verlangsamen und sich so ein wenig mehr Zeit zu verschaffen. Er zählte die Schüsse und bemerkte ihre Frequenz – drei schnell, fünf langsamer – klassisches Deckungsfeuer. Sie verlagerten ihre Stellung. Das hieß, sie rückten gegen ihn vor. Johann lächelte und schloss die freie Hand um die zwei Granaten in seinem Schoß. Allmählich wurde ihm schwindelig.
Nicht mehr lange , dachte er.
Er sprach im Geiste ein Gebet.
Er gab sein Leben in dem Bestreben, Gottes Werk zu verrichten, und der Herr sorgte für die Seinen.
*
Gabriel erreichte die offene
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