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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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das war, und er sprang im selben Augenblick durch die Tür, als ein furchtbares Heulen die Luft zerriss.
    Seine Mutter stand im Hangar. Sie hielt die Plastikplane in der Hand und starrte auf die Überreste ihres Vaters.

K APITEL 125
    Cornelius fuhr durch die Berge und blieb dabei stets knapp unter der Geschwindigkeitsbegrenzung. Mit der zerbrochenen Windschutzscheibe und zwei Toten im Kofferraum konnte er es sich nicht leisten aufzufallen. Cornelius schaffte es bis zum Süd-Boulevard und von dort auf die innere Ringstraße, bevor es Arkadian gelang, den Wagen als gestohlen zu melden. Cornelius war bereits auf dem Weg ins Umbra-Viertel, als die Zentrale eine Fahndung rausgab. Nach dem täglichen Exodus der Reisebusse und Touristenautos, und nachdem die Fallgatter für die Nacht geschlossen worden waren, war das Viertel so gut wie menschenleer. Cornelius bog in eine Gasse und hielt vor einem massiven Stahltor. Er tippte eine SMS und erklärte, wo er war und mit wem.
    Dann wartete er.
    Nach einer Minute hob sich das Stahltor mit lautem Rumpeln, und nach und nach kam dahinter ein Tunnel zum Vorschein. Die Scheinwerfer trafen auf grob behauene Felswände, als Cornelius den Wagen hineinlenkte und dem Tunnel nach rechts folgte. Hinter ihm senkte sich das Stahltor wieder. Cornelius lauschte dem beruhigenden Geräusch der Reifen auf dem unebenen Untergrund. Ihm kam der Gedanke, dass das vermutlich das letzte Mal gewesen war, dass er einen Fuß aus der Zitadelle gesetzt hatte – eine tröstliche Vorstellung. Cornelius liebte die moderne Welt nicht gerade oder die Menschen, die in ihr lebten. Während seiner Zeit in der Armee hatte er genug Hölle auf Erden gesehen. Vor ihm lag die Erlösung, abseits der Welt und hoch im Berg, wo man Gott näher war.
    Der Wagen fuhr durch eine Senke und dann zur Kammer am Ende des Tunnels hinauf. Als das Licht der Scheinwerfer die Kuppel erreichte, erhellte es zwei Gestalten, die wie Phantome mitten in der Kammer standen. Cornelius lenkte nach rechts, weg von den Erscheinungen, und hielt dann an. Er schaltete den Motor aus, ließ die Scheinwerfer aber eingeschaltet. Die beiden Gestalten kamen auf ihn zu. Beide trugen sie die grünen Soutanen der Sancti. Cornelius öffnete die Tür, stieg aus und wurde umarmt.
    »Willkommen zurück«, sagte der Abt, trat auf Armeslänge zurück und betrachtete Cornelius wie ein Vater, der seinen verlorenen Sohn begrüßte. »Bist du verletzt?« Cornelius schüttelte den Kopf. »Dann musst du dich rasch umziehen und mit uns kommen.«
    Der Abt legte Cornelius den Arm um die Schulter und führte ihn zu einer Tür in der hinteren Wand. Als er in den Vorraum dahinter trat, bemerkte Cornelius etwas auf dem Boden. Der Abt lächelte und deutete darauf. Cornelius traten die Tränen in die Augen, als er sich bückte, um das hölzerne Kreuz und die dunkelgrüne Soutane eines geweihten Sanctus aufzuheben.

K APITEL 126
    Die Verbindung wurde unterbrochen. Arkadian schaute aufs Display. Er hatte das Signal verloren. Er runzelte die Stirn, teils aus Frust und teils wegen dem, was ihm die Zentrale gerade gesagt hatte. Er blickte auf den großen roten Fleck an seiner Schulter. Er musste in ein Krankenhaus und seine Frau anrufen, damit sie es nicht aus zweiter Hand erfuhr; aber er hatte nur den Wagen als gestohlen melden können. Unter Schmerzen rappelte er sich auf und hielt das Handy auf der Suche nach einem Signal hierhin und dorthin. Dann hörte er ein Schluchzen durch den Hangar hallen, und er erkannte, dass er vermutlich nicht der Einzige war, der in ein Krankenhaus musste. Er stapfte durch das mit Glas übersäte Büro zur Tür und schaute hinaus.
    Der Anblick, der sich ihm bot, glich einem Renaissancegemälde von biblischer Trauer. Der zerfetzte Leib des alten Mannes lag von einer dicken Plastikplane bedeckt auf dem Boden. Gabriel kniete neben ihm und drückte den Kopf seiner Mutter an seine Brust. Sie weinte und krallte sich mit den Fingern in sein Jackett. Gabriel schaute zu Arkadian.
    »Der Wagen?«, fragte er mit vor Trauer schwacher Stimme.
    »Sie wissen, wo er ist«, antwortete Arkadian. »Alle unsere Wagen haben einen Sender, sodass man sie finden kann, sollte einmal der Funk ausfallen. Allerdings behauptet die Zentrale, der Sender sei wohl defekt. Sie hat gesagt, es sehe so aus, als würde der Wagen sich auf gerader Linie durch mehrere Gebäude und Straßen der Altstadt bewegen, und zwar genau in Richtung Zitadelle.«
    Gabriel schloss die Augen. »Wir sind zu

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