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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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letzte Hindernis entfernt. Jetzt konnte er sein Schicksal erfüllen.

K APITEL 123
    Gabriel kam langsam wieder zu sich.
    Zuerst weigerten sich seine Augen, sich zu öffnen, und er lag, wo er gefallen war, und atmete die verbrannte Luft ein – und noch etwas anderes. Es war ein Geruch, den er zum letzten Mal im Sudan gerochen hatte, nachdem Guerillas einen ihrer Hilfskonvois überfallen hatten. Als Gabriel mit Regierungssoldaten zum Ort des Überfalls gefahren war, hatte der gleiche Geruch in der Luft gelegen. Erst als er den verkohlten Körper eines Fahrers gesehen hatte, der mit dem Lenkrad verschmolzen war, hatte er erkannt, woher dieser Geruch kam.
    Gabriel riss die Augen auf, als er die Verbindung herstellte, und er erinnerte sich wieder an das, was geschehen war.
    Er schaute sich um. Er lag auf dem Boden an der Wand des Hangars, seine Mutter auf ihm. Gabriel schlug ihr ein paar Mal ins Gesicht und legte ihr dann die Finger an den Hals, um ihren Puls zu fühlen. Er war stark und regelmäßig.
    Gabriel packte sie an den Schultern und schob sie sanft von sich herunter. Sein Kopf pochte, als er sich drehte, um seine Mutter in eine stabile Seitenlage zu bringen. Dann lauschte er auf Bewegungen im Hangar, aber er hörte nichts.
    Gabriels Pistole lag auf dem Betonboden. Er hob sie auf und zog probeweise den Schlitten zurück. Die Waffe war unbeschädigt. Schließlich stand er auf. Aber er drehte sich nicht zum Büro um. Er wollte nicht sehen, was dort los war, nicht bevor er sicher war, dass er den Bastard erledigt hatte, der dafür verantwortlich war.
    Geduckt lief Gabriel zwischen den Kisten hindurch in Richtung Tor. Er hatte keine Ahnung, wie lange er ohne Bewusstsein gewesen war, und das war ein Problem. Als die Schießerei begonnen hatte, hatte der Inspektor Verstärkung gerufen. Außerdem patrouillierte die Flughafensicherheit hier alle zwanzig Minuten. Wenn die Behörden den Flughafen dichtmachten, saß er hier in der Falle, und das würde nur der Zitadelle in die Hände spielen. Gabriel griff sich an den Kopf und spürte eine Beule unter seinem Haar. Die Strähnen darum herum waren feucht von Blut. Gabriel schaute auf das Blut an seinen Fingern. Es war hellrot, nicht dunkel und nicht klebrig. Es war noch nicht geronnen. Also konnte er nicht allzu lange bewusstlos gewesen sein, und das war gut; trotzdem musste er sich natürlich beeilen.
    Gabriel erreichte das Ende des Gangs und hockte sich auf den Boden. Mit schussbereiter Waffe spähte er um die Kiste herum. Ein Mann lag zwischen dem offenen Hangartor und dem ersten Kistenstapel. Seine Augen standen weit offen, und sein Hinterkopf war weggeschossen. Gabriel schlich an dem Mann vorbei und hielt weiter nach verdächtigen Bewegungen Ausschau. Schließlich erreichte er das Tor.
    Draußen war alles ruhig: keine Polizei und keine Flughafensicherheit. Ein weißer Van parkte an einem der benachbarten Lagerhäuser. Gabriel war ziemlich sicher, dass es der gleiche war, dem er früher am Tag gefolgt war. Da waren drei Männer in ihm gewesen. Bis jetzt hatte Gabriel aber nur einen gefunden. Er packte das Tor, zog es zu und legte den Riegel vor. Nachdem er so seinen Rücken gesichert hatte, drehte er sich zu dem toten Mann um.
    Irgendjemand hatte mit Blut ein Tau auf die Stirn des Mannes gezeichnet. Um das Einschussloch herum war jedoch alles trocken. Der Mann musste sofort tot gewesen sein. Schade. Gabriel atmete tief durch, um seine Gefühle in den Griff zu bekommen. Er musste sich konzentrieren. Zwei Männer fehlten nach wie vor, und die Polizei war mit Sicherheit auch nicht weit entfernt.
    Gabriel durchsuchte den Toten. Er tastete die rote Windjacke ab, mied aber den blutdurchtränkten Kragen. Wenigstens hatte der Kerl noch gelitten, bevor er gestorben war.
    Gabriel fand die Wagenschlüssel und eine leere Plastikkarte so groß wie eine Kreditkarte. Er erinnerte sich daran, wie der Van am Ende einer Gasse an der Altstadtmauer gewartet hatte. Dort hatte der Fahrer eine Karte durch ein Lesegerät gezogen. Gabriel steckte die Karte und die Schlüssel ein und nahm sich auch die Waffe des Toten. Nicht weit entfernt lag ein Schalldämpfer neben einer großen Tasche. Gabriel nahm den Schalldämpfer und öffnete damit die Taschenklappe.
    Im Inneren befanden sich vier volle 9-mm-Magazine, zwei Handgranaten und eine Plastikkiste mit gefüllten Spritzen, wie Soldaten sie mit in den Kampf nahmen. Gabriel schaute sich die Etiketten ein. In den Spritzen war Ketamin, ein starkes

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