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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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erkannte er, was geschehen war. Er ließ sich fallen und drehte sich weg, als der Dämon auf ihn zuflog. Er schlug auf dem Steinboden auf, rollte sich zur Seite und drückte die Waffe an die Brust, die nun nutzlos in seiner schlaffen Hand hing. Die Klinge musste eine Sehne durchtrennt haben. Jetzt war die Hand genauso nutzlos wie die andere. Gabriel war wehrlos.
    Er rollte weiter und brachte Distanz zwischen sich und den Dämon, bis er unmittelbar vor der Schmiede lag. Dann hob er den Blick und sah Cornelius, der bereits über ihm stand. In der Hand hielt er einen langen Metallstab, der aussah wie ein Brandeisen. Er schaute auf Gabriel hinunter und lächelte, als er sah, wie sein Opfer die Waffe in den nutzlosen Händen hielt. Dann lenkte ihn etwas ab, nur kurz, und er schaute an seinem Leib hinab. Das Blut stieg in ihm auf und trat durch die sauberen Schnitte in seinem Fleisch. Gabriel stieß sich mit den Füßen weg von dem Mann und schob den Finger seines gebrochenen Arms in den Abzugbügel.
    Alarmiert von der Bewegung riss Cornelius wieder den Kopf hoch und hob die Metallstange über den Kopf. Er grinste wie ein Wahnsinniger und rückte gegen sein wehrloses Opfer vor. Gabriel packte seine Pistole so fest er konnte. Plötzlich war aller Schmerz wie weggeblasen, und seine Kraft kehrte wieder zurück. Er richtete die Waffe auf Cornelius und schoss dreimal in schneller Folge.
    Einen Augenblick lang stand Cornelius einfach nur da und starrte auf die Löcher in seinem Körper. Er sah, wie das Blut aus ihnen sickerte und sich mit dem aus den Schnitten mischte. Dann blickte er zu Gabriel, trat einen Schritt vor und brach tot zusammen.

K APITEL 143
    Liv hatte das Gefühl, als würde sie in tiefem Wasser versinken, Wasser voller Erinnerungen, die vor ihr herschwammen. Bilder ihres Lebens blitzten wie Fische vor ihr auf und verschwanden wieder. Die reinigende Brise, die sie zuvor gespürt hatte, war nun zu einer Strömung geworden, die mit vergessenen Stimmen flüsterte und Fragmente ferner Erinnerungen mit sich brachte. Liv sank immer tiefer und tiefer, und die Bilder wurden immer weniger, trieben nach oben und fort von ihr, während ihr von unten ein helles Licht entgegenkam.
    Das ist der Tod , dachte Liv und sah das Licht aus der Dunkelheit näher kommen. Dann überwältigte sie das Licht, und neue Bilder drängten sich hinter ihren Augenlidern.
    Da war ein Garten, grün und üppig; ein Mann ging durch ihn hindurch, und die Sonne schien – oder zumindest so etwas Ähnliches wie die Sonne. Dann sperrte der Schatten eines Baums das Licht aus, und Liv fand sich in einer Höhle wieder, umgeben von Männern mit Hass in den Augen.
    Dann war da Schmerz.
    Eine Ewigkeit von Schmerz und Dunkelheit, während ihr Fleisch zerfetzt, mit Klingen zerschnitten und mit Feuer und Öl verbrannt wurde.
    Und da war der Gestank von Blut.
    Und überall war Schmerz, Schmerz aus der Dunkelheit, überwältigend und fesselnd, für immer und immer und immer ...
    Dann sah sie ein Gesicht, die Augen voller Trauer und Mitgefühl.
    Samuels Gesicht.
    Liv konzentrierte sich auf dieses Bild. Sie wollte nicht, dass es genauso schnell wieder verschwand wie die anderen. Sie hielt es mit ihren Augen fest, bis weitere Dinge in ihm geschahen.
    Liv sah Samuels Leib. Er war von der Hüfte aufwärts nackt, und Blut strömte aus Wunden in seiner Haut. Dann war da eine Höhle voller anderer Männer, die die Arme hoben, während einer von ihnen mit scharfer Klinge blutige Kreise um ihre linken Schultern zog. Und sie hörte ein Geräusch, einen Gesang tiefer Stimmen, vorgetragen in einer uralten Sprache, die sie aus irgendeinem Grund verstand.
    »Die Erste«, sagten sie immer wieder und wieder. »Die Erste. Die Erste.«
    Und Schmerz strömte aus der Dunkelheit und explodierte in Livs linker Seite, begleitet vom Geräusch zerreißenden Fleischs. Und eine neue Stimme erklang, eine Stimme voller Leid und Schmerz.
    »Wo ist da Gott?«, schrie Samuel. »Wo ist da Gott?«
    Dann flohen die Bilder, und einen Augenblick lang herrschte Stille, und alles war dunkel.
    Und Liv spürte, wie sie wieder nach oben stieg.

K APITEL 144
    Liv öffnete die Augen.
    Sie war wieder in der Kapelle und lag dort, wo sie hingefallen war. Als sie wieder klar sehen konnte, erkannte sie Gabriels Gesicht über sich. Er lächelte auf sie hinab. Und Liv erwiderte das Lächeln. Sie glaubte zu träumen. Dann streckte er die Hand aus und legte sie ihr aufs Gesicht, und sie spürte seine Wärme und

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