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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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war natürlich drin, nur nicht mehr heute. Er hatte sich heute schon einmal mit einem USB-Stick in der Hand bei der Polizei eingeschlichen; das musste reichen. Außerdem bezahlten sie ihn ja so oder so.
    Der Kellner huschte wieder vorbei und legte ein Tablett mit der Kreditkarte und der Quittung ab. Der Mann ließ beides in seiner Börse verschwinden. Er musste nichts unterschreiben oder irgendwo seine PIN eingeben; es war alles bezahlt und tausend Dollar auf sein Konto überwiesen. Der Mann knöpfte sein Jackett zu, warf einen letzten nervösen Blick gen Himmel, setzte seine Kappe auf und verließ das Café.
    Kathryn Mann saß vier Tische hinter ihm in den Schatten. Sie schaute zu, wie der Informant auf dem großen Ost-Boulevard in der Menge verschwand. Dann trat der Kellner zu ihr und legte ihr die Rechnung zusammen mit der Zeitung hin. Sie steckte die Zeitung in ihre Tasche. Deutlich spürte sie den Umschlag darin. Schließlich bezahlte sie ihre Rechnung in bar, gab ein großzügiges Trinkgeld und machte sich in die entgegengesetzte Richtung davon.

K APITEL 37
    Liv saß im Terminal C des Newark Liberty International Airport und nippte an einem riesigen Becher schwarzen Kaffees. Sie starrte auf die Anzeigetafel. Ihr Flug war noch immer nicht aufgerufen.
    Kaum hatte ihr Handy sich abgeschaltet, da war sie wie der Teufel durch die Rushhour nach Hause gerast und hatte sich für den nächsten Flug nach Europa ein Ticket besorgt. Der erste Teil ihrer Reise würde um 10.20 Uhr beginnen, was ihr gerade noch genug Zeit ließ, ein paar Sachen in ihre Reisetasche zu stopfen, sich ihr Arbeitshandy samt Ladegerät zu schnappen und in ein Taxi zu springen.
    Nachdem Liv ihre private SIM-Karte in das Arbeitshandy gesteckt hatte, hatte sie herausgefunden, dass Arkadian ihr eine lange Nachricht hinterlassen hatte, um sie doch noch davon zu überzeugen, nicht zu kommen. Er hatte ihr seine Durchwahl und Handynummer gegeben und sie gebeten, ihn sofort zurückzurufen. Und sie würde ihn auch zurückrufen. Sie würde ihn zurückrufen, sobald sie in ein türkisches Taxi stieg, das sie zu seinem Büro bringen würde.
    Erst nachdem sie eingecheckt hatte, ließ der Adrenalinschub nach, und die Erschöpfung gewann die Oberhand. Liv wusste, dass sie würde schlafen können, sobald sie in der Luft war; aber jetzt musste sie erst einmal lange genug wach bleiben, um ins Flugzeug zu kommen, deshalb der riesige Kaffee.
    Ihr Handy vibrierte in der Tasche. Sie holte es aus dem Jackett und schaute nach der Nummer. Unterdrückt. Liv hätte es ausschalten sollen. Jetzt würde der Inspektor ihr noch mehr Fragen stellen und wieder versuchen, sie vom Kommen abzuhalten. Liv stieß einen müden Seufzer aus. Plötzlich sehnte sie sich nach einer Zigarette; dann nahm sie den Anruf an.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Hallo«, flüsterte eine tiefe Stimme.
    Das war nicht der Inspektor.
    »Wer ist da, bitte?«
    Es folgte eine kurze Pause, die selbst Livs übermüdeten und mit Koffein vollgepumpten Geist in Alarmbereitschaft versetzte. Ihrer Erfahrung nach waren Menschen, die zögerten, wenn man sie nach ihrem Namen fragte, solche, mit denen man nichts zu tun haben wollte.
    »Ich bin ein Kollege von Inspektor Arkadian«, grollte die Stimme. Der Mann sprach mit dem gleichen Akzent wie Arkadian; nur klang seine Stimme älter und befehlsgewohnter.
    »Sind Sie sein Boss?«, fragte Liv.
    »Ich bin ein Kollege. Hat er Sie kontaktiert?«
    Liv runzelte die Stirn. Warum erkundigte sich ein Cop bei einer Zeugin nach einem anderen? So funktionierte das nicht. Sie sprachen miteinander, nicht mit Außenstehenden.
    »Warum fragen Sie ihn nicht?«
    »Er ist seit ein paar Stunden nicht mehr im Büro gewesen«, erwiderte die Stimme. »Also habe ich mir gedacht, ich könnte es bei Ihnen versuchen. Ich nehme doch an, dass Sie mit ihm gesprochen haben, oder?«
    »Ja, wir haben miteinander gesprochen.«
    »Und über was haben Sie miteinander gesprochen?«
    Jetzt läuteten sämtliche Alarmglocken bei Liv. Dieser Kerl klang nicht wie ein Cop – oder zumindest nicht wie diejenigen, die sie kannte. Aber vielleicht waren Cops bei denen da drüben ja anders.
    Eine Lautsprecherdurchsage hallte durchs Terminal. Livs Flug wurde aufgerufen. Sie schaute zur Anzeigetafel hinauf. Ihr Flug ging von Gate 78. Das lag so weit weg, dass sie fast den Staat verlassen musste, um dorthin zu gelangen.
    »Hören Sie«, sagte sie, rappelte sich auf und nahm ihre Reisetasche. »Ich habe so gut wie nicht

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