Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
Vom Netzwerk:
lassen, damit Sie den Toten identifizieren können.«
    »Nein!«, sagte Liv in scharfem Ton.
    »Ich fürchte, irgendjemand wird ihn identifizieren müssen .«
    »Ich meine, es wird nicht nötig sein, mir Fotos zu schicken. Ich kann in ... sagen wir zwölf Stunden da sein.«
    »Sie müssen wirklich nicht hierherkommen, um die Leiche zu identifizieren.«
    »Ich bin gerade im Wagen. Ich fahre direkt zum Flughafen.«
    »Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Doch ist es«, widersprach Liv. »Es ist nötig. Mein Bruder ist vor acht Jahren verschwunden, und jetzt sagen Sie mir, dass er bis vor wenigen Stunden noch gelebt hat. Ich muss kommen ... Ich muss wissen, was zum Teufel er all die Jahre ...«
    Dann war der Akku wirklich leer.

K APITEL 36
    Der Mann mit den fleckigen Händen saß in einem Café und tat so, als würde er die Sportseite lesen. Der Laden war voll, und der Mann hatte gerade noch einen Tisch im Schatten bekommen. Aber inzwischen kroch die Sonne auf ihn zu, und er rückte immer weiter zurück.
    Von dort, wo er saß, konnte er die Zitadelle sehen, und der Anblick machte ihn nervös. Und seine Paranoia war nicht ganz unbegründet. Kaum hatte er nämlich die Travellerschecks auf ein Konto bei der Bank von Trahpah eingezahlt, von dem nur er etwas wusste, da hatte er zwei Nachrichten erhalten. Die erste stammte von jemandem, mit dem er gelegentlich Geschäfte gemacht hatte und der nun die gleiche Information verlangte, die er gerade verkauft hatte. Die zweite kam von seinem Kontakt in der Zitadelle, der ihm angeboten hatte, ihn für seine unverbrüchliche Treue und regelmäßige Informationen fürstlich zu entlohnen. Dieser Morgen hatte sich in der Tat als ausgesprochen lukrativ erwiesen. Nichtsdestotrotz beunruhigte es den Mann ein wenig, Geld für seine ›unverbrüchliche Treue‹ zu kassieren, wenn er gleichzeitig hier, in Sichtweite der Zitadelle, die gleiche Information an noch jemanden weitergab.
    Er schaute von seiner Zeitung auf und winkte dem Kellner, ihm die Rechnung zu bringen. Es war schon seltsam, dass ausgerechnet dieser Fall so viel Interesse erregte. Schließlich handelte es sich weder um ein Sexualverbrechen noch um einen Mord, den beiden Verbrechen, mit denen der Mann traditionell am meisten verdiente. Der Kellner huschte vorbei und hinterließ ein kleines, rundes Tablett mit der Rechnung auf dem Tisch. Der Mann holte seine Kreditkarte heraus und legte sie aufs Tablett. Dann legte er auch noch die Zeitung auf das Tablett, strich sie glatt und fühlte die leichte Beule darin. Und schließlich lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und genoss das Wetter wie ein ganz gewöhnlicher Tourist, als der Kellner sich Zeitung und Tablett schnappte, ohne auch nur einen Schritt langsamer zu werden.
    Die Sonne kroch weiter über den Himmel, und der Mann schob seinen Stuhl zurück. Es musste um Sex gehen. Als er sich die Datei geholt hatte, hatte er einen kurzen Blick hineingeworfen, und da lief definitiv was Perverses mit all den Narben und so. Er vermutete, das heilige Völkchen auf dem Berg wollte was vertuschen.
    Und er wusste auch, dass die andere Partei, die Interesse an den Informationen hatte, der Zitadelle und ihren Bewohnern nicht gerade freundlich gesinnt war. Die Informationen, die er diesen Leuten bei anderer Gelegenheit gegeben hatte, waren Beweis genug dafür. So hatte der Mann ihnen vor ein paar Jahren die Akten zu einem pädophilen Priester gegeben, und ein anderes Mal hatte er ihnen die Telefonnummern von Kronzeugen vermittelt, als gegen ein paar kirchliche Institutionen wegen Betrugsverdachts ermittelt worden war. Der Mann nahm an, dass es hier um etwas Ähnliches ging. Diese Leute versuchten vermutlich, so viel wie möglich herauszufinden, um im richtigen Moment das Feuer zu schüren und die ach so heiligen Männer auf dem Berg in Verlegenheit zu bringen. Aber wie auch immer, für ihn war das gut. Ein netter kleiner Sexskandal und dann auch noch mit religiösem Hintergrund machte sich in den Boulevardblättern immer gut, und die bezahlten besser als jeder andere.
    Der Mann schaute wieder zum Berg hinauf und grinste. Wenn die ihm einen Bonus für seine unverbrüchliche Treue zahlen wollten, sollten sie ruhig. So etwas funktionierte ja vielleicht da oben, wo sich alles um das Jenseits drehte, doch hier unten zählte nur das Hier und Jetzt. Und der Mann würde sie auch nicht ständig auf dem Laufenden halten. Derartige Daten zu beschaffen war verdammt schwer. Die ein oder andere Kleinigkeit

Weitere Kostenlose Bücher