Sandkasten-Groupie
Decken und jeder Raum war quasi offen miteinander verbunden. Die Küche, die selten oder beinahe nie benutzt wurde, grenzte an das Wohnzimmer, in dem ein riesen Fernseher stand, mit allem was das Herz eines Mannes begehrte. Vom Esszimmer führte eine Treppe nach oben, wo eine Art Studio war. Dort war Nics Schlafzimmer mit angrenzendem kleinem Büro. Hier bewahrte er seine Gitarrensammlung und sein Piano auf. Es war immer recht sauber und aufgeräumt in Nics Wohnung, ganz im Gegensatz zu Liams eigener Bleibe. Doch beim Anblick der riesen Fensterfront wäre seine Mutter in Ohnmacht gefallen. Keine Gardine zierte es und alles war ziemlich verdreckt. Nic bremste vor dem großen Tisch im Esszimmer und Liam war so angesäuert, dass er beinahe in ihn hinein gerannt wäre und die vielen Blätter und Fotos auf Nics Tisch übersehen hätte. Irritiert sah er Nic an. „Was ist das alles, verdammt nochmal?“ Liam hielt ein Foto in der Hand, dass Nic und seine Schwester zeigte. Mit Großbuchstaben war das Wort ‚Hure‘ drauf geschrieben. Liam ließ seinen Blick über den Tisch gleiten. Ein weiteres Foto zeigte Mia und Nic in vertrauter Pose am Strand und im Auto. Auf jedem Foto war Mias Gesicht mit einem spitzen Gegenstand unkenntlich gemacht. Dazu tauchte Mias Name in jedem der Drohbriefe auf, die Liam überflog und ihm überkam eine schreckliche Unruhe. „Kannst du dich noch an den Abend erinnern, als ihr kurz gedacht habt Mia wäre gegen einen Baum gefahren und verschwunden?“, fragte Nic tonlos. „Ähm… ja dieser Anblick von dir ohne Shirt hat sich mir in die Netzhaut gebrannt…“, witzelte Liam, verstummte aber, als er Nics Gesicht sah. „Ich glaube ich hab eine Ahnung… eine Vermutung, wer dahinter steckt.“ Liam brauchte einen Moment, während er eins und eins zusammenzählte. Dann wurde er blass, sehr blass. „Du glaubst doch nicht etwa…?“ Liam sah auf all die Briefe nieder und nahm sich einen nach dem anderen vor. „Nein!“ Fassungslosigkeit überfiel Liam. Im Hinblick dessen, was Liam Nic noch zu berichten hatte, musste er sich erst mal hinsetzen. „Glaubst du wirklich, jemand würde…? Ein Fan?“ „Nein, kein Fan. Etwas anderes!“ Nic begann: „Ich habe alles nach dem Poststempeldatum sortiert und irgendjemand hat uns scheinbar verfolgt. Es gibt einige Fotos, die es eigentlich nicht geben kann, Lee! Was soll ich jetzt nur tun? Die Polizei rufen? Mia anrufen? Was soll ich ihr nur sagen? Wie soll ich sie beschützen? Mit sowas habe ich nicht gerechnet. Ich dachte das Schlimmste was uns passieren kann ist, dass uns die Presse verfolgt, wir tausend Gerüchte ertragen müssen… oder, dass es einfach nicht funktioniert. Aber das… das ist so viel größer! Soviel schrecklicher!“ Nic stellte bestürzt seine Flasche Bier auf den Tisch. „Ich meine, wenn dieselbe Frau Mias Schlüssel geklaut hat und ihr Auto kaputt gefahren hat, zu was ist sie dann noch fähig?“ Das war nun Liams Stichwort. „Nic? Du solltest dich hinsetzen! Ich muss dir was sagen… ich bin nicht ohne Grund hier.“ Und dann erzählte er seinem Freund von Mias Telefonanruf und das sein erster Impuls gewesen war, wieder zurück zu fahren. Die beiden Freunde saßen sich auf dem Sofa gegenüber und Nic ließ den Kopf in seine Hände sinken. Liam war sich im Klaren darüber, wie verzweifelt Nic sein musste. Er fühlte sich ähnlich, doch ihn betraf es nicht so direkt. „Ich muss Mia anrufen! Sie wartet auf einen Anruf von uns, Nic.“, sagte Liam irgendwann. „Domenic!“, rief er etwas lauter, weil Nic nicht reagierte. Plötzlich sah er ihn aus roten Augen an. „Bitte Lee, du musst mir glauben. Das habe ich nie gewollt. Ich wusste es gibt krasse Fans, die seltsame Dinge tun, aber sowas hätte ich nie erwartet. Ich wollte Mia nie in Gefahr bringen. Niemals, eher würde ich mir das Bein und den Arm abhacken oder…“ Liam nahm neben Nic Platz und legte eine Hand auf seinen Rücken. „Bevor du mir noch mehrere Möglichkeiten nennst, wie du dich verstümmeln würdest, um Mia zu beschützen, sage ich dir: Du konntest das nicht wissen. Du bist nicht schuld an dem, was passiert ist.“ Nic schüttelte den Kopf, als glaube er ihm nicht. Sie hielten einen Moment inne. „Ich denke das Beste wird sein der Polizei all das zu geben. Dann sollen die diesen Dreckswixxer finden.“, überlegte Liam. „Und was wenn sie ihn nicht finden? Was, wenn ich Mia immer weiter in große Gefahr bringe? Einfach nur, weil ich sie liebe? Was, wenn diese
Weitere Kostenlose Bücher