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Sandkasten-Groupie

Sandkasten-Groupie

Titel: Sandkasten-Groupie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lichters
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Mensch von dem er absolute Offenheit erwarten durfte. Doch manchmal gab sie ihren Senf zu Dingen, die sie einfach nichts anging und Nic hasste ihre Neugier. Sie war einfach eine sehr nervige, liebenswerte, kleine Schwester. Er hätte durchaus erwartet an Ort und Stelle so richtig zusammengefaltet zu werden. Schließlich war Diskretion nicht gerade Lizzys Stärke. Doch seine hübsche Schwester ging einfach Voraus, ohne sich noch einmal um zudrehen und sich zu vergewissern, dass er ihr auch folgte. Er folgte ihr in einem geringen Sicherheitsabstand – nur um sicher zu gehen, dass sie nicht auf dem Parkplatz über ihn herfiel. Sie hatte sicherlich mehrere Hühnchen mit ihm zu rupfen.  
    Doch sie ging einfach zielsicher zu ihrem kleinen Auto, welches sie den Terminator nannte. Dieser Namensgebung war ironisch gemeint. Ihr kleiner Ford hatte schon einige Jahre überlebt und wenn Lizzy nicht den einen oder anderen Kfz-Schrauber zu ihren Affären zählen hätte können, hätte der Terminator sicher seine letzte Ruhe auf dem Schrottplatz gefunden. Sie schloss die Tür auf, warf ihre Handtasche auf den Rücksitz und bedeutete Nic einzusteigen. Bevor er auch nur angeschnallt war, fuhr sie rasant wie eh und je an. Das musste seine persönliche Strafe sein, dass er nach dieser durchzechten Nacht, mit einem Kater, so groß wie einer Wildkatze und einem rebellierenden Magen, in Lizzys Auto heimfahren musste. Rasant war nicht das richtige Wort für ihren Fahrstil. Lizzy hatte mit ach und Krach, viel Geheule und der reinen Frustration ihres Fahrlehrers nach einigen Versuchen ihren Führerschein bestanden. Nur der liebe Gott wusste, wie sie bislang ohne größere Komplikationen durch den Straßenverkehr gekommen war. Er hatte so oft überlegt ihr endlich ein neues Auto zu kaufen, doch immer wenn er wieder einmal kurz davor gewesen war, hatte sie einen Pfeiler mitgenommen oder einem Baum den Lebensraum genommen. Oft dachte er, dass sie gar kein neues Auto wollte. Sie liebte dieses einfach zu sehr.  
    Sicherheitshalber zog er den Sicherheitsgurt strammer und klammerte sich an die Tür fest. Es war beängstigend still im Auto. Einzig das Quietschen der Scheibenwischer war zu hören. Nic wurde übel. Eine stille Elizabeth war wesentlich besorgniserregender, als eine vor Wut schäumenden Lizzy. Doch sie starrte nur geradeaus, als säße er gar nicht neben ihr. Um sich von der Übelkeit abzulenken, fragte er vorsichtig: „Seit wann bist du in London?“ Lizzy antwortete zuerst einmal gar nicht. Erst als er schon dachte, sie würde weiter schweigen, da sagte sie: „Bin ich nicht!“ Verblüfft blickte er auf die prasselnden Regentropfen auf der Scheibe.  
    „ Und wieso bist du hier? Wie haben sie dich erreicht?“ Der junge Mann konnte sich keinen Reim daraus machen. Lizzy seufzte. „Liam hat mich angerufen, nachdem sie dich mitgenommen hatten! Er wusste nicht, wen er sonst hätte anrufen können, ohne dass die Presse davon Wind bekommen hätte! Deine Kumpels sind wohl alle Sternhagelvoll.“ In Nics Oberstübchen ratterte es und so nach und nach dämmerte ihm, dass Lizzy seit Stunden im Auto sitzen musste.  
    „ Du kommst von zu Hause?“ Lizzy nickte stumm. „Und Mom und Dad?“ „Schlafen!“, sagte sie kurz angebunden. Nic atmete tief durch. „Lizzy, ich…“, begann er nach einer Weile, doch sie unterbrach ihn rigoros. „Lass es einfach!“ „Ich wollte nur danke sagen!“ „Du wolltest danke sagen? Danke?“, brüllte sie nun, fuhr abrupt rechts ran ohne groß auf den Verkehr zu achten, was Nic ins Schwitzen brachte. Sie standen in der Einfahrt eines billigen Hostel. Das Blinken der grellen Lichtanlage, tat dem Musiker in den Augen weh. Seine Schwester starrte sprachlos auf die prasselnde Windschutzscheibe. So langsam machte Lizzy ihm Angst. Eine brüllende, tobende Elizabeth war einfacher zu ertragen. Das Gewitter war meist ebenso schnell wieder überstanden, wie es gekommen war. Doch dieses sich brodelnde Unwetter, was sich scheinbar bei ihr zusammenbraute, machte ihm Sorge. Leise, beinahe tonlos begann sie: „Was denkst du dir eigentlich? Ich meine denkst du überhaupt jemals wirklich nach?“ Das war etwas, was scheinbar jeder von ihm dachte. „Weißt du eigentlich, was hier los ist? Hast du eine Ahnung, was ich deinetwegen durchmache? Jedes Mal…“ Nic fiel es schwer sich einfach nur beschuldigen zu lassen. Was tat er ihr denn an? „Du hättest nicht kommen sollen!“, sagte er laut. „Du hättest mich

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