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Sandkasten-Groupie

Sandkasten-Groupie

Titel: Sandkasten-Groupie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lichters
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war ihrem Gesicht abzulesen. Alles was sie nun wollte, war nach Hause in ihr Zimmer. Sie wollte Ruhe und brauchte ein wenig Zeit zum nachdenken.  
    Lizzy respektierte ihren Wunsch, sagte ihr aber, dass sie in der Nähe bleiben würde. Mia schleppte sich wortlos in ihr Dachgeschoßzimmer und legte sich ins Bett. Dort blieb sie auch - für ganze drei Tage. Lizzy kümmerte sich rührend um sie. Sie rief bei Jason, Mias Boss, an und meldete Mia krank, sie brachte ihr Essen, schirmte sie so gut es eben ging vor ihrer Familie ab und hielt ihre Hand, wenn sie sie brauchte. Es gab keinen Menschen auf der Welt, dem Mia dankbarer gewesen wäre. Doch in Wahrheit waren es all die kleinen Dinge, die sie eben nicht tat. Sie stellte keine Fragen, außer nach ihrem Wohlbefinden und einer beinahe schon traditionellen Frage am frühen Morgen: „Was meinst du, wie fühlen wir ‚uns’?“. Mit uns meinte sie Mia, sich selbst und das Baby.  
    Doch es fielen nicht einmal die Wörter Nic, Baby, Schwangerschaft oder ähnliches. Selbst wenn Mia in ihr Bad eilte, um das Essen zurückzubringen, selbst dann wartete sie geduldig vor der Badezimmertüre und scheuchte alle ihre Familienmitglieder fort. Eines Abends hörte Mia wie Celin Lizzy ausfragte, doch ihre Freundin war eisern und schwieg beharrlich. Die einzige Antwort, die ihre Mutter bekam: „Wenn Mia soweit ist, dann wird sie es dir erzählen!“  
    Am späten Abend des dritten Tages kramte Mia in ihrer Tasche nach dem Mutterpass und das erste Mal blickte sie nicht mehr voller Abscheu das Wesen auf dem Ultraschallbild an. Allerdings überkam sie eine Welle der Verzweiflung. Plötzlich hielt sie es nicht mehr in ihrem Zimmer aus. Alles an ihrem Bett und ihren privaten Dingen erinnerte sie plötzlich an Nic. Sie fragte sich, wie sie ernsthaft so viele Wochen darin verbringen konnte. Mia zog sich eine Jacke über und schlich leise aus der Haustüre.  
    Ihr Blick glitt zu dem Bild in ihrer Hand. Eine Träne löste sich aus ihren Wimpern. Wie sollte sie das nur alles meistern? Wie sollte sie ein Baby bekommen? Wie sollte sie es erziehen, eine gute Mutter sein? Was würde aus der Uni werden? Was würde aus ihr werden? Was würde sie dem Kind bieten können? Aber vor allem: Was sollte sie Nic sagen?  
    Sie dachte an ihre vergangenen gemeinsamen Momente. Sie sah ihn lachen, ihr zuwinken, sie sah ihn, wie er seinen Mund zu einem frechen Grinsen verzog, um sie zu necken.  
    Und dann brach alles aus ihr heraus. Sie weinte um ihren Vater, den sie so sehnlichst vermisste und genauso sehr hasste, weil er sie alle so früh zurück gelassen hatte. Sie weinte um ihre Mutter, die ihn ebenso schmerzlich vermisste, dass sie keinen vollen Monat in ihrem Zuhause aushielt. Und dann weinte sie um sich. Darum, dass sie Nic liebte und er immer so weit fort von ihr war. Es war genug! Vor einigen Wochen, bevor sie wirklich auf ein gemeinsames Leben mit Nic hoffen konnte, hatte sie sich für sich selbst entschieden. Wo war das nur geblieben? Nic hatte es mit sich genommen, erkannte Mia. Als ein Leben mit ihm in Aussicht gewesen war, hatte sie plötzlich nur noch ihn gewollt. Doch wieder war sie es gewesen, die auf der Strecke geblieben war.  
    ‚ Es wird langsam mal Zeit, dass sich jemand anderes darum kümmert! Es reicht für dich!’, hallten Lizzys Worte in ihren Gedanken wieder. Verdammt, sie hatte Recht! Sie war immer hier geblieben, hatte sich um alles gekümmert, während ihre Familie den großen Erdball umkreiste. Sie brauchte Abstand und etwas Ruhe! Es wurde Zeit auch für Mia etwas zurückzulassen. Eine Weile blieb sie noch in der vertrauten Umgebung sitzen, machte sich dann jedoch schnell daran, nach Hause zu kommen, um Lizzy und ihrer Familie ihren Plan zu schildern.  
    Damit begann alles und Mia wusste, dass wenn sie irgendwohin wollte, dann nur dort hin wo die Sonne schien und ihre düsteren und quälenden Gedanken vertrieb. Lilian war die engste Freundin ihrer Mutter und gleichzeitig ihre Patentante. Sie lebte seit 10 Jahren wieder in Frankreich, nachdem sie aus den USA geflohen war. Lilian war abgesehen von Mias Mutter und Großmutter, die beeindruckende Frau für Mia. Sie hatte viele Jahre in den USA gelebt mit ihrem Mann, der Künstler war. Er verließ sie für eine 19 jährige Studentin, mit der er nun mittlerweile 3 Kinder hatte. Lilian hatte alles in den USA aufgegeben und war in ihr Heimatland zurückgekehrt. Dort hatte sie eine Galerie eröffnet und war wahnsinnig erfolgreich

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