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Sandkasten-Groupie

Sandkasten-Groupie

Titel: Sandkasten-Groupie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lichters
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einfach im Knast lassen sollen, um mir einen Denkzettel zu verpassen. So hätte Dad es getan!“ Lizzy blickte zu ihm auf und als er ihrem Blick begegnete, sah er ihre Sorge und Trauer. Sofort überkam ihm ein schlechtes Gewissen. Er hatte sich noch nie Gedanken über Lizzys Gefühlswelt gemacht. Über seine besorgte Mutter und seinem enttäuschten Vater und natürlich über Mia und Liam… doch Lizzy war stets über den Tellerrand gerutscht. Wie war das möglich? Schließlich war sie wichtig für ihn. Ein sehr wichtiger Rückhalt. Doch meist zeigte sie selten, was sie wirklich bewegte. Da war der ein oder andere Streit mit ihren Eltern gewesen, der Tod ihrer Großmutter vor einigen Jahren und natürlich der ein oder andere Liebeskummer. Aber was seine Schwester für eine Last mit sich trug, welche Sorgen sie nachts wach hielten, das war etwas, worüber er nie nachgedacht hatte.  
    Er war der Nachdenkliche gewesen- Lizzy die quirlige und ewig lächelnde, gute Schülerin. Er hatte Probleme in der Schule gehabt, war immer zu ruhig und meist ein Außenseiter. Man dachte stets, dass er der Sensible sei. Aber hier saß seine kleine Schwester mit den großen blauen Kulleraugen und sah ihn auf eine Weise an, die ihn erschreckte. Was hatte er nur getan, ohne es zu merken?  
    „ Du hast es versaut, ist dir das klar? Du hast da etwas sehr, sehr, etwas sehr Gutes versaut! Du hast es so einfach… Du steigst in ein Taxi, in deinen Tour-Bus oder ein Flugzeug und haust einfach ab. Du betrinkst dich jeden Abend, feierst von einer Party in die nächste und niemand stößt sich daran. Es gehört sich schließlich für einen verdammten Rockstar sich wie ein Arschloch zu benehmen. Nur weißt du was ich immer dachte? Dieser Typ mit der Gitarre, der einem von dem ein oder anderen Magazin entgegen lächelt und du, dass seien zwei verschiedene Typen. Mein Bruder kann nicht derselbe Mensch sein, den ich im Fernsehen sehe, volltrunken und zwei Frauen im Arm. Ich war mir immer sicher gewesen, dass dies zu deinem Job gehört. Dass du ein Image zu erfüllen hast. Doch ich habe mich getäuscht. Alles um dich herum hat sich verändert. Warum solltest du dich nicht auch verändert haben? Du bist nicht mehr derselbe, Nic! Du bist immer mein Fels gewesen. Egal wo du dich auf der verdammten Welt herumgetrieben hast, ich wusste, sobald ich dich brauche, wärst du da! Ich habe mich getäuscht. Dich interessiert nichts und niemand außer dir selber. Es ist dir egal. Aber vielleicht täusche ich mich auch jetzt. Vielleicht ist dieser Typ, der mich so sehr anwidert aus reinem Selbsthass geboren. Nur ich verstehe nicht warum…“ Ihre Hände krallten sich am Lenkrad fest, sodass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie verstummte, als hätte sie ihre Kraft verloren noch mehr zu sagen. Nach einer Weile fügte er mit leiser Stimme hinzu: „Es tut mir leid!“ Lizzy sah zu ihm auf. „Oh Domenic, du hast gar keine Ahnung, wie sehr es dir leid tun wird! Ich bin nicht die Richtige, dir das zu sagen. Aber eins kann ich dir versichern: Es wird der Moment kommen, an dem dir klar wird, was du alles verloren hast! Du wirst wissen, dass es einen Augenblick in deinem Leben gegeben hat, an dem du die falsche Weggablung gewählt hast und du wirst dich noch mehr dafür hassen, als du es ohnehin schon tust! Doch diesmal werde ich dir nicht dabei helfen! Du wirst diesen Moment brauchen, denn nur dann kannst du vielleicht gerettet werden!“ Lizzy seufzte, startete den Wagen neu und nach dem vierten Mal sprang er auch endlich wieder an. Nic fühlte sich, als hätte sie ihn geschlagen und er wünschte sie hätte es tatsächlich getan. Eine Weile schwiegen sie, während Lizzy den Wagen durch die leeren Straßen fuhr. Es dämmerte bereits und es versprach ein schöner Tag zu werden. „Wo willst du hin? In deine Wohnung? Oder ins Hotel?“ „Egal, was für dich kürzer ist!“, sagte er kleinlaut. Lizzy zuckte mit den Schultern. „Ist egal! Beides ist auf meinem Weg!“ „Vielleicht willst du dich bei mir ausruhen?!“ „Nein!“, sagte sie und wirkte mit den Gedanken weit, weit weg. „Ich werde Zuhause gebraucht!“ Nic wusste, was das bedeutete. „Wie geht es ihr?“ Lizzy lachte freudlos auf. „Ich werde auf keinen Fall mit dir über Mia reden. Sei froh, dass ich überhaupt mit dir rede!“ Diese Reaktion hatte er erwartet. Lizzy konnte ja nicht wissen, dass alles was er tat nur Mias Sicherheit gewährte. So hatte er es gewollt. Aber es fühlte sich nicht gut

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