Sandkasten-Groupie
vorher etwas geschehen. Dann war ihm etwas geschehen… er hatte selbst sein Leben beendet und seine Familie mit einem kurzen Brief zurückgelassen. Keiner wusste von Alans Selbstmord. Mia und Liam hatten schon genug darunter zu leiden gehabt, dass ihr Vater gestorben war. Die Umstände, die zu seinem Tod geführt hatten, wären für sie nur eine weitere Bürde gewesen. Celin und Sophie hatten damals gemeinsam diese Entscheidung getroffen. Liam war mit den Swores in London gewesen, während Mia und Lizzy gerade ihre eigene Wohnung auf der Uni bezogen hatten. Celin hatte ihren Ehemann in seinem Arbeitszimmer gefunden, wo er sich selbst ein Mittel gespritzt hatte, was einen sofortigen Herzstillstand hervorgerufen hatte. Als Arzt hatte er genau gewusst, was er tun musste, um sich möglichst einfach das Leben zu nehmen. Seither hatte Celin dieses Zimmer nie wieder betreten. Celin hasste ihren Mann ebenso sehr wie sie ihn liebte. Sie hasste ihn dafür, nicht genug gegen diese Krankheit gekämpft zu haben. Sie hasste ihn dafür, sie alle nicht genug geliebt zu haben, damit er dieses Leben länger ertragen hatte. Sie hasste ihn, dass er sie mit zwei erwachsenen Kindern zurückgelassen hatte und sie allein in diesem Haus versauern ließ. Sie hatten so viele Pläne gehabt. Sie wollten reisen und die Welt erkunden, wenn die Kinder aus dem Haus waren. Doch insgeheim glaubte Celin, dass er der Kinder wegen die Kraft gehabt hatte, weiterzukämpfen. Doch als beide flügge geworden waren, waren auch seine Depressionen schlimmer geworden. Celin hasste ihn dafür, dass sie nicht genug gewesen war. Doch am meisten hasste sie sich selbst, denn sie fürchtete nicht genug für ihn getan zu haben. Sie ertrug den Gedanken kaum, dass sie ihn nicht davor bewahrt hatte und noch mehr hasste sie sich selbst dafür, dass sie ihn hasste. Denn Alan war die Liebe ihres Lebens gewesen. Er war trotz oder gerade wegen seiner Melancholie das perfekte Gegenstück für Celin gewesen. Sie war quirlig und lebensfroh gewesen und er war stets ernst und wohlgesonnen, fast schon schwermütig durchs Leben gegangen. Sie hatten sich angezogen wie Magnete und nach ihren ersten zwei gemeinsamen Wochen hatte Celin genau gewusst, wo ihr Platz im Leben war. Sie wäre überall mit ihm hingegangen. In England hatten sie ein wahrlich erfülltes Leben geführt und sie hatte es nie bereut ihre Heimat verlassen zu haben. Die Französin war keine Träumerin mehr und wusste, dass man mehr Menschen in einem Leben lieben konnte. Vielleicht war dort draußen jemand, der mit ihr das Leben weiterführen konnte. Doch sie wusste, niemals würde er ihren Alan ersetzen können. So etwas, was sie beide miteinander gehabt hatten gab es nur einmal. Und Celin hatte wundervolle Jahre mit ihrem Ehemann gehabt. Er war an ihrer Seite gewesen und hatte ihr das Beste von ihm gegeben, Liam und Emilia. Mehr brauchte sie nicht. Das Haus war wirklich unglaublich leer geworden. Das die Jungs nicht da waren, daran hatten sich alle mittlerweile gewöhnt. Allerdings vermissten sie Mia und Lizzy, die Herzstücke der beiden Familien. Die beiden Mädchen waren seit beinahe drei Wochen in Frankreich und an eine Heimkehr war noch nicht zu denken.
„ Und wie! An Liams Abwesenheit hab ich mich schon mittlerweile gewöhnt. Doch ohne Mia ist es wirklich sehr leer und vor allem leise. Oft vermisse ich das leise Summen, was sie immer auf den Lippen hat, wenn sie Hausarbeit macht. Wenn die Tür aufgeht, dann glaube ich, dass jeden Moment das Klappern ihrer Absätze zu hören sein muss. Sie fehlt mir schrecklich!“
„ Ja, so geht es mir auch! Es war schon merkwürdig als Josslin endgültig nach Irland gezogen war und als Nic auch immer mehr umherreiste, blieb nur noch Lizzy. Dieser Wirbelwind hinterlässt ja wie du weißt überall Chaos. So oft wie ich mich deswegen mit ihr gestritten habe, so graut es mir vor der ständigen Ordnung zu Hause.“ Beide lachten und ein melancholischer Gedanke kam ihnen.
„ Wir werden uns damit abfinden müssen, dass unsere Häuser bald leer stehen werden. Doch du hast es ja noch gut, meine Liebe! Sophie, Trix und Haley sind ja noch bei euch.“
Ein trauriges Lächeln zeichnete sich auf Lynns Gesicht ab.
„ Mmmhhh, aber was wird sein, wenn Trix einen neuen Mann kennen lernt? Und Sophie ist auch nicht mehr die Jüngste.“ Schlagartig wurde Lynn bewusst, woran Celin dachte.
„ Ich verstehe dich Celin! Wir vermissen Alan auch… Aber was ist denn mit dir?
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