Sandkasten-Groupie
Zorn wurde schnell auf jemanden anderes gelenkt.
„ Du bist schwanger?“, rief Liam nun und Mia wurde soweit das überhaupt noch möglich gewesen war, noch blasser. Ihr Blick glitt augenblicklich zu Nic, der auf dem Rasen stand und den Kopf gesenkt hatte.
„ Verflucht noch mal, meine Schwester ist schwanger, alle wussten davon und nur dein trotteliger Bruder nicht?“
„ Liam!“, warnte Sophie ihn sanft aber bestimmt.
Es dauerte einen Moment ehe Mia sich rühren konnte. Doch ihr Bruder ließ nicht locker.
„ Deswegen willst du nach Frankreich? Ich fass es nicht!“
„ Du willst nach Frankreich?“, meldete sich nun Trix das erste Mal zu Wort.
Mia zog es nun vor, die Flucht anzutreten. Verdammte Scheiße, so sollte das Ganze sicher nicht besprochen werden.
„ Liam, deine Schwester hat ein paar schlimme Wochen hinter sich! Würdest du ihr bitte etwas Zeit lassen?“, versuchte nun Lizzy ihn zu beruhigen. Doch er hatte auch das Temperament seiner Mutter geerbt und ließ sich nicht so einfach bremsen.
„ Ich fass es nicht! Alle haben es gewusst und ich renn wie ein Volltrottel durch die Weltgeschichte!“ Betreten sahen sich alle an.
„ Oh entschuldige Bruderherz! Natürlich hätte ich mit meinen Sorgen als allererstes zu dir kommen müssen. Nicht weil du mich unterstützt hättest, sondern weil du sonst nicht informiert bist!“ Mia ging eiligen Schrittes auf ihre Tasche zu und schleuderte ihm ihren Mutterpass entgegen.
„ So, hier! Es steht alles drin, was du wissen musst!“ Damit verschwand sie im Haus.
„ Èmilia Soph…“
Doch bevor Liam weiter wettern konnte, wurde ihm das Wort abgeschnitten.
„ Halt den Mund, Liam!“ Nics Stimme war so fest und kühl, dass Liam ihn entgeistert anstarrte. Dann griff er zum Tisch, hob den Mutterpass auf und nahm ihn in seine leicht zitternden Hände.
„ Was?“
„ Du sollst aufhören Mia anzubrüllen! Reiß dich zusammen!“ Dann folgte er Mia ins Haus und alle starrten teils verwirrt, teils erstarrt hinter den beiden her, während nun alle eins und eins zusammen zählten und die ganze Geschichte plötzlich Sinn ergab.
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Domenic fand Mia schließlich in ihrem Zimmer und machte sich gar nicht erst die Mühe anzuklopfen. Er bebte vor Zorn, Enttäuschung und Unsicherheit. Nic konnte es nicht glauben, was er eben zu hören bekommen hatte. Und dennoch: Er hielt gerade den Beweis in seinen Händen. Sofort sah sie zu ihm hoch und ihr Gesicht war gezeichnet von Kummer, was Nic sofort milder stimmte. Sie nestelte unruhig an ein paar Ketten herum, die sie ungeschickt aufhängen wollte. Ihr ganzer Körper bebte vor Nervosität. So gut kannte er sie immerhin. Jedoch hielt ihn das nicht davon ab, sie mit den Dingen zu konfrontieren, die ihm so ungeheuerlich erschienen. „Du bist schwanger?!“ Mia sah ihn nicht an, nickte nur nach wenigen Augenblicken, in denen Nic hoffte, der Mutterpass in seiner Hand würde sich einfach in Luft auflösen und sie beide könnten endlich beginnen ihre Probleme zu lösen, bevor noch ein Baby hinzukam. Doch der Mutterpass löste sich nicht in Luft auf. Er hielt ihn fest in der Hand und das Gefühl, das er in ihm auslöste, war beinahe nicht zu ertragen. Das konnte alles nicht möglich sein.
„ Wann hattest du vor mir davon zu erzählen?“, fragte er scharf.
Mia antwortete nicht, sondern saß wie ein Häufchen Elend auf ihrem Fußboden und starrte aus dem Fenster.
„ Mia!“, rief er laut, sodass sie zusammenzuckte und ihn ansah, als hätte sie ihn gerade erst bemerkt.
„ Wann hattest du vor mir davon zu berichten?“
„ Davon?“, fragte sie leise.
„ Hiervon!“ er warf den Mutterpass vor ihre Füße.
„ Verdammt Mia, wie konnte das passieren?“ Sie hatte seine Anschuldigungen hervor gesehen und dennoch traf es sie härter als geahnt. Vielleicht weil sie es sich ebenso vorhielt. Sein Gesicht wirkte versteinert, als sei keine wirkliche Regung möglich, als wäre er erstarrt in diesem entsetzten Ausdruck. Doch seine Anschuldigungen trieben ihr nicht nur die Tränen in die Augen, sondern stachelten auch ihre Wut an. Sie hatte sie so lange zurückgehalten, dass es ihr leicht fiel, das Ventil zu öffnen.
„ Du fragst mich, wie das passieren konnte?“ Ihre Stimme war gefährlich ruhig, doch Nic wusste es besser. Es war ähnlich wie bei Lizzy. Normalerweise tobte ein kurzer Sturm und kurz darauf kam
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