Sandkasten-Groupie
auffällig. Also steuerte sie auf die Bar zu und machte sich dran, ein Bier nach dem anderen zu zapfen. Sie verspürte nicht den geringsten Drang zu ihrem Tisch zurück zukehren. Jeff, der gerade aus dem Keller kam, sah sie irritiert an. „Was treibst du da, Kennedy?“, rief er quer durch den Raum, sodass alle aufmerksam wurden, auch Lizzy. Mia setzte ebenfalls zu einem Lächeln an: „Dir den Arsch retten, alter Mann! Ich dachte ich geb Kelly ein paar Tipps im Umgang mit dir!“ Sie holte tief Luft, schnürte sich eine Schürze über ihr kurzes Kleid und band sich ihr Haar im Nacken zusammen, sodass sie ihr über die linke Schulter fielen. Plötzlich lächelte Jeff breit, als könne er sein Glück kaum fassen. „Jesus, ich bin gerettet.“, stieß er aus und schob sich ebenfalls hinter den Tresen. Mia ignorierte alle fragenden Blicke ihrer Freunde und tat das, was sie gut konnte.
Nach einer Weile übernahm Kelly das Bierzapfen und Mia brachte die Getränke an den Tisch. Unter anderem bediente sie auch die Swores und erinnerte sich plötzlich an ein Gespräch zwischen ihr und Nic, worum es dabei ging, dass sie nicht in seine Welt gehörte. Er hatte es vehement bestritten. Sie brachte einige Biere und ein Mischgetränk für Lizzy, die Mia prüfend und eine Spur voller Mitleid ansah: „Was tust du hier?“, fragte sie halblaut. Nic beobachtete sie, ebenso wie John und Liam. Die anderen scherten sich nicht weiter um sie, sondern grölten und spielten Dart. Mia wich ihrer Freundin aus und sagte nur: „Bitte lass mich einfach.“, bat sie und stellte alle Getränke auf den Tisch. Angela kam Zigarette rauchend auf sie zu und legte beide Arme um Nic, der sich dieser Nähe sofort entzog. „Ist das dein Job?“, fragte Angie freundlich. Mia reckte sich zu ihrer gesamten Größe und hob stolz ihren Kopf. „Einer davon, ja.“, antwortete sie. „Mia geht noch zur Uni und ist eine angehende Designerin.“, erklärte Nic ungehalten, als durchschaue er Angela. Doch das machte Mia nur noch wütender. Sie brauchte sich für nichts zu schämen. „Lass gut sein, Domenic! Ich bin genau da, wo ich hingehöre und bediene Menschen wie euch!“, sagte sie bedeutungsschwer und reckte stolz ihre hübsche Nase in die Luft. Nic wirkte bestürzt, aber nur für einen Augenblick, dann stand er von seinem Hocker auf, als wäre ihm das alles zu blöd. Vielleicht war sie das ja und Nic hatte dieses ganze hin und her endgültig satt. Doch Mia war so müde… so müde zu warten, dass er ein Zeichen setzte, was sie von ihm zu erwarten hatte. Sie war einfach müde. Gestern war sie es gewesen, die ihn geküsst hatte… und heute hatte er keine Meinung darüber, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte, sobald andere dabei waren. Mia füllte ihr Tablett erneut und wollte sich gerade herum drehen um die Getränke zu verteilen, als sie einem Mann gegenüberstand, den sie hier am allerwenigsten erwartet hätte. „Hallo Mia!“, sagte Chris mit seltsam belegter Stimme. Mia war so überrascht, dass sie ihn nur mit großen Augen anstarrte. „Chris!“ Er lächelte und fuhr sich unsicher durch sein nach hinten gekämmtes Haar. Er trug Jeans und T-Shirt, also einfache Kleidung, die Mia an ihm noch nie gesehen hatte. „Wie… was machst du denn hier?“ Er deutete auf Nathan und Lizzy, die sich gerade in den Armen lagen. „Ich dachte, ich sollte vielleicht nicht so schnell aufgeben und wegen dieser Geschichte das alles hinwerfen.“ Er hielt inne, sah sie entschuldigend an und Mia wusste nicht, was sie denken sollte. War es Zufall, hatte Lizzy irgendwelche Fäden gezogen oder wollte ihr das Schicksal ein Zeichen geben? War die Lösung für ihr Problem vielleicht schon die ganze Zeit vor ihrer Nase gewesen? Mia seufzte und konnte nicht glauben, dass das alles an einem Tag zusammenkam. Wie war sowas nur möglich? Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, seit einer Woche. „Chris, ich bring das eben weg, dann hab ich Zeit für einen Drink!“, entschied sie. Das war sie ihm schuldig.
Somit nahm er an einem Tisch Platz und Mia brachte ihm und sich etwas zu trinken und setzte sich zu ihm.
„ Ich war wirklich nicht fair, am letzten Freitag. Ich weiß auch nicht, aber irgendwas fühlte sich nicht richtig an.“ Mia fühlte sich schuldig, weil er sich schuldig fühlte und sich rechtfertigte. Doch in Wahrheit hatte er mit allem Recht. Sie griff über den Tisch und sah ihn traurig an. „Hör zu Chris, ich weiß, du wünschst dir mehr…“, begann
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