Sandkönige - Geschichten
andere sind grausam, sie wollen in Ruhe huren, und sie zahlen gut. Prometheaner kommen auch. Der Marquis ist selbst pervers, aber anders; er liebt Schmerzen, vielleicht auch Macht, vor allem aber Schmerzen. Er ist trotzdem gut mit dem Stachelstock, und er hat die Exoten. Daneben hat er noch eine Menge anderer Sachen: Freudenrauch, Überfälle, Prügeleien; er macht alles. Exoten sind immer noch ein großer Renner, und der Marquis hat sie alle.
Nun ja, er ist so laut, das wird ihn umbringen. Eines Tages wird er versuchen, den Traumboß zu schlagen oder einen Insider um Schweigegeld zu erpressen oder irgendwas. Vielleicht wird Stumblecat ihn ausbooten. Stumblecat redet leiser, Starlady, und Hal weiß, daß er zweitklassige Leute nicht ausstehen kann. Es war eine riesige Dummheit, Dark Edward auf der Plaza zu erschlagen. Der Marquis will jeden in Angst versetzen, aber so schafft er das nicht ganz.«
Er saß am Tisch und aß, während er sprach; seinen Umhang hatte er zurückgeworfen, seine klauengleiche rechte Hand hielt den Teller, mit der linken schnitt er sich die Bissen ab und spießte sie mit einem Küchenmesser auf. Janey saß ihm gegenüber. In der Ecke des Raumes saß Golden Boy auf der Couch und sah sie mit seinen riesigen blauen Augen an.
Golden Boy hatte es in dieser Zeit leichter als Janey. Hairy Hal hatte schon mit Knaben gearbeitet, behauptete er, aber er schicke Golden Boy nicht los, noch nicht. Er sagte immer nur, er habe Pläne. Der Junge saß den ganzen Tag in der Wohnung herum, aß und starrte die Leute an, aber niemals sagte er ein Wort. Irgendwie schien er zu wissen, was von ihm verlangt wurde, wenn irgend etwas los war. Nachdem sie ihn eine Woche lang bemuttert hatte, war Mayliss seiner müde geworden, da er immer ängstlich zurückwich, wenn sie sich ihm näherte. Sie richtete ihn mit ihren scharfen Fingernägeln übel zu und ließ ihn erst dann links liegen, nachdem Hairy Hal ihr eine Kostprobe mit dem Lichtdolch versprochen hatte, wenn sie so etwas noch einmal mache. »Golden Boy muß so schön bleiben!« ermahnte er sie, die Geisterklinge in der Hand. Sie stand mit dem Rücken an ihre Schlafzimmertür gelehnt, sie wirkte erschreckt, aber gleichzeitig merkwürdig ekstatisch. In jener Nacht hatten Hal und sie zusammen geschlafen; das erstemal, seit Janey Small und Golden Boy angekommen waren.
Meistens schlief Hal alleine. In jener ersten Nacht hatte er versucht, mit Janey zu schlafen, aber sie hatte sich ihm entzogen und ihn nur angestarrt. »Ich habe es den ganzen Tag für dich getan, dein Geld hast du bekommen!« rief sie. »Ich werde es nicht auch noch mit dir tun.«
Er ließ sie gehen und zuckte die Schultern. »Starlady, du bist schon eine seltene Marke«, sagte er. Dann ging er in sein Zimmer, allein. Janey saß bei Golden Boy auf der Couch, sah ihm in die Augen und strich ihm sein silbernes Haar zurück. Schließlich gingen sie zusammen in dem Schwerelosigkeitszimmer schlafen. Die Arme umeinandergeschlungen, kuschelten sie sich in das Schlafnetz. Golden Boy hielt sie einfach nur fest und schlief. Er wußte, was man von ihm verlangte.
So war es jede Nacht. Hairy Hal versuchte es noch einmal, nachdem er sie vor der Straßenbande gerettet hatte. Zurück in der Wohnung, setzte er sich neben sie auf die Couch und legte einen Arm um sie, bis sie aufhörte zu zittern. Dann stand er auf und ging in sein Schlafzimmer. Er blieb in der Tür stehen, sah sie fragend an und lächelte ihr auffordernd zu.
»Janey?«
»Nein«, sagte sie. Er zuckte die Schultern und gab seine Versuche auf.
Und trotzdem, er wollte Janey, und Janey gab es schon lange nicht mehr. Sie war Starlady, und sie hatte ihren Golden Boy.
Eines Tages, als Janey von der Silver Plaza zurückkam, war Golden Boy verschwunden. Sie durchsuchte die ganze Wohnung; er war noch nie weggegangen. Aber es war niemand zu Hause außer Mayliss und einem dickbäuchigen Außenweltler, die im Schwerelosigkeitsraum schwebten. Mayliss starrte sie an, als sie im Türrahmen stand, aber der Mann kicherte nur vergnügt und sagte: »Schön, schön, komm nur rein.«
Als er endlich gegangen war, zog Mayliss sich ein Kleid über, stürmte dann auf Janey zu und spuckte vor ihr aus. »Ich mach dich fertig, Starlady, und wenn Hal das nicht paßt, schlage ich ihm seinen verkrüppelten Arm ab! Was ist denn Großartiges passiert?«
»Golden Boy ist weg.«
»So? Hal bringt ihn an die Leute, Kindchen. Wach auf!«
Janey blinzelte. »Was?«
Mayliss schnaubte
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