Sandkönige - Geschichten
und wandte sich dann ihrem Schlafzimmer zu.
»Sie wollen dir einen Besuch abstatten«, erklärte sie. »Sie haben mich auf dem Concourse aufgegabelt und mir meinen Schlüssel abgenommen.«
Hairy Hal schloß sein Buch und erhob sich.
»Schießt los«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen.
»Du weißt es schon, Hal«, meinte Stumblecat. Er hatte solch eine sanfte Stimme, so einen kultivierten Tonfall. »Du hast es die ganze Zeit gewußt. Vor langer Zeit schon haben wir dir gesagt, daß wir immer an dich denken. Du kannst auf die Straße schicken, wen du willst, Mädchen, Knaben, alles. Aber Exoten, nun, du weißt ja. Der Marquis hat viel für Exoten übrig. Man könnte fast sagen, er sammelt sie.«
»Du hast uns hintergangen«, warf Crawney ein, grinste Hal an und zeigte dabei alle seine Zähne. »Aber du kannst es wieder gutmachen. Du brauchst uns nur deinen Exoten zu geben.«
»Golden Boy heißt er, glaube ich«, ergänzte Stumblecat.
»Ja«, antwortete Hal. »Nur daß Golden Boy kein Exote ist. Würde Hal euch dann verscheißern, he? Er ist nur menschlich, ein Alterat, du kannst dir das Buch ansehen.« Er tippte einladend darauf.
»Ich bin an keinem einzigen Buch interessiert, Hal«, sagte Stumblecat. »Ein Alterat ist exotisch für den Marquis. Und selbst wenn du recht hättest, nun, dann bleibt trotzdem die traurige Tatsache bestehen, daß wir ihn haben wollen. Dieser ganze Insiderrummel ist zu aufreibend.«
»Möchtest du deinen anderen Arm auch noch verkrüppelt haben?« erkundigte sich Crawney. »Nicht? Dann solltest du uns den Gefallen besser tun, Hal.«
Hal rührte sich nicht. Um so mehr jedoch Mayliss. Sie lief um den Tisch, schnappte ihn und zog ihn zu Crawney und Stumblecat. »Hal!« kreischte sie. »He, das ist deine Chance! Es sind nur zwei, und Crawney trägt niemals Waffen, und Stumblecat ist ein tapsiger Idiot mit seinem Stock. Gibt's ihnen!« Wieder gab sie ihm einen Stoß.
Er zögerte, wirbelte dann herum und ohrfeigte sie hart. »Du willst wohl gerne meine Leiche bewundern, Rotschopf«, fauchte er. »Vielleicht sind draußen noch mehr.«
Mayliss wich zurück und schwieg. Stumblecat und Crawney sahen lediglich zu und grinsten.
Janey runzelte die Stirn. »Hal«, sagte sie, »Du kannst dem Marquis Golden Boy nicht überlassen. Das kannst du einfach nicht, Hal, sie hat recht.«
Aber Hal beachtete sie nicht. »Golden Boy ist im Augenblick nicht hier«, sagte er, sich den beiden zuwendend. »Er wird zurückkommen, Ehrenwort! Ihr könnt ihn haben.«
»Wir warten«, antwortete Crawney.
»Ja«, stimmte Stumblecat zu. »Außerdem, Hal, du bist nicht sehr gastfreundlich, weißt du.«
Hals Lippen zitterten. »Ich — nein, Hal wird es euch bequem machen. Drinks?«
»Später«, sagte Stumblecat. »Das hatte ich eigentlich nicht im Sinn.« Er ging zu Janey hinüber, hob ihre Hand und strich ihr übers Haar. Sie zitterte.
Hal sah sie an. »Janey?« fragte er. »Meine Starlady? Wollt ihr wirklich ...?«
Aber sie war bereits mit Stumblecat im Schlafzimmer verschwunden.
Crawney, nicht zu vergessen, nahm Mayliss.
Sie sahen den pinkfarbenen Schatten zu. Die Leuchtkugel pulsierte.
Zwei von ihnen.
Allein zusammen.
Der Insider hatte Golden Boy letzte Nacht zurückgebracht, und die Schwarzschädel, die draußen gewesen waren, hatten ihn mitgenommen. Mayliss hatte sie ebenfalls verlassen, sie hatte in aller Stille ihre Sachen gepackt. Nun waren nur noch Hairy Hal und Starlady übrig.
Sie saß da, ruhig, kühl, und beobachtete ihn und die Schatten. Diesmal weinte Hal.
»Ich kann nicht, Janey«, sagte er immer und immer wieder mit gebrochener Stimme. »Ich kann es einfach nicht. Er droht mir, Janey, und ich habe ihn mit seinem Stock gesehen. Der Lichtdolch, sicher, er ist eine bessere Waffe, schneller und sauberer. Aber er, der Marquis, er ist einfach zu gut. Hairy Hal hätte es vielleicht schaffen können, und er hat auch geglaubt, er könnte es, einen nach dem anderen, Lichtdolch gegen Stachelstock. Aber trotzdem ... Keine Chance. Und dann wäre Hal völlig verkrüppelt. Der Marquis wird ihm nie alleine begegnen.«
»Du bist Hairy Hal«, sagte Janey bestimmt. »Wenn du den Marquis einmal besiegt hast, kannst du ihn jetzt auch besiegen. Du kannst Golden Boy nicht bei ihm lassen. Das kannst du einfach nicht. Ich liebe Golden Boy.«
Hal sah schmerzerfüllt auf. »He, Starlady«, sagte er, »ich habe das eben ernst gemeint. Willst du Hals Tod?«
»Wenn du nichts tust«, gab sie zurück. »Ja.«
Er
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