Sandkönige - Geschichten
Ausbruch vorbei war, dann sagte sie sehr ruhig: »Aber wenn du Hal aufgegeben hast, warum bist du dann immer noch hier?«
Ehe Mayliss antworten konnte, öffnete sich die Tür. Hairy Hal und Golden Boy waren zurück. Hal grinste breit. Er griff unter sein Cape, zog ein Päckchen hervor und warf es auf den Tisch. Mayliss besah es sich, grinste und stieß einen Pfiff aus.
»Golden Boy hat wirklich gute Arbeit geleistet, unten an den Elfenbeinhallen«, strahlte Hal. Dann hielt er erstaunt inne und blickte zu Janey hinüber. Sie war zu Golden Boy gegangen und hatte die Arme um ihn geschlungen, und jetzt bemühte sie sich, nicht zu weinen.
So kamen die Dinge ins Rollen.
Unten in der Stadt, in den Elfenbeinhallen und in den Straßen, in den großen, kühlen Wohnungen am Central Square, ging die Neuigkeit um. Die Kunden kamen; schlanke, sanfte blonde Männer in handgearbeiteten Gewändern, Matronen in drachengeschmückten Kleidern, abenteuerlustige Mädchen in weichem Kunststoff. Andere schickten nach Golden Boy, und Hairy Hal brachte ihn zu ihnen, er spazierte durch die Straßen der Insider, als ob er dort geboren wäre. Er handelte leise und sauber und verkaufte Golden Boy nur gegen große Summen. Keiner der Jungs aus den Starslums durfte an ihn heran; Hal hatte seine großäugige Goldmine für Männer von Geschmack reserviert.
Golden Boy ging und tat, was man von ihm verlangte. Er sprach niemals, aber er schien zu verstehen, manchmal ohne daß Hal ein Wort sagte. Es war fast, als ob er wußte, was er tat.
Manchmal kauften die Insider ihn für eine ganze Nacht, so daß Janey allein in ihrem Schlafnetz schweben mußte. In einer dieser Nächte kam Hal allein von den Insidern zurück, ein schweres Buch unter seinen gesunden Arm geklemmt. Er saß blätternd am Tisch, als Janey und ein Kunde von der Silver Plaza heimkamen. Er beachtete sie nicht, sondern las weiter.
Als der Mann gegangen war, kam Janey auf ihn zu und sah ihn verwundert an. »Was ist das?« fragte sie.
Hal sah auf und lächelte. »He, Starlady, komm und sieh dir das an! Hal hat es heute abend für Golden Boy bekommen, von einem Insider. Es ist alt, siehst du, noch von vor dem Zusammenbruch. Tolles Ding!«
Janey ging um ihn herum, um ihm über die Schulter sehen zu können. Die Seiten waren groß und schimmerten, eng beschrieben, mit leuchtenden Holostrationen bedeckt, die seltsame Gestalten in bunten Kostümen zeigten.
»Sieh mal, da steht etwas über eine Rasse, zu der Golden Boy gehören könnte. Wo — ach ja, da, sieh mal. Bashii... Hast du schon mal was davon gehört? Sieh dir das Bild an, Starlady! Die gleiche Gestalt, nur das Haar hat eine andere Farbe. Trotzdem. Sie waren Sklaven der Hranganen, vor dem Krieg, beziehungsweise dem Zusammenbruch. Vielleicht ist Golden Boy ein kleiner Bashii. Es sei denn ...« Er schlug ein paar Seiten um. »Hier, der Teil über Genexperimente, Klonen und so 'n Zeug. Die Imperialen der Erde haben versucht, ihre besten Piloten und so zu klonen, sie zu verdoppeln. Es gab auch Alteraten wie Stumblecat, nur daß er fehlerhaft ist. Schau mal, Starlady, hier ist ein Abschnitt über ästhetische Alteraten auf der guten alten Erde, hübsche Knaben, die gemacht wurden. Vielleicht ist er einer von diesen. Von der guten alten Erde, das ist ein Ding! Thisrock hat schon lange nichts mehr aus solcher Entfernung gehört. Es macht dir etwas Angst, was, Janey?«
Sein Enthusiasmus war ansteckend. Janey merkte, daß sie ihn anlächelte. »Ich glaube nicht, daß er von der Erde stammt«, sagte sie. »Wenn er von dort wäre, könnte er mit uns sprechen. Wahrscheinlich ist er ein Bashii. Aber es ist auch völlig gleichgültig. Für mich ist er einfach bloß Golden Boy.«
»Bloß! Janey, du bist ein Schatz. Hör mal, er schafft es für uns, Starlady. Die Insider lieben ihn, sie lieben ihn heiß und innig, und vielleicht wollen sie ihn länger und öfter dahaben, nicht wahr? Aber er wird das nicht tun, wenn Hal es nicht will, und Janey natürlich. In einer Woche, Starlady, können wir uns bei den Insidern einkaufen, wir alle, weil Golden Boy eben Golden Boy ist. Und weil Hairy Hal sich ruhig verhält, klar?«
»Nicht ruhig genug, Hal«, sagte eine Stimme von der Türschwelle her. Dort stand Stumblecat, lächelnd, eine Hand an seinem Stachelstock. »Nicht ganz ruhig genug.«
Stumblecat schlenderte mit der ihm eigenen Schwerfälligkeit herein. Crawney folgte ihm, Mayliss vor sich her schiebend. Sie stolperte gegen den Tisch, schwankte
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