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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Vergrößerungsbrillen blickten, die Kress vorsorglich bereitgelegt hatte, lieferten die Sandkönige einen glorreichen Kampf um die Abfälle. Er zählte fast sechzig tote Mobile, als der Kampf vorüber war. Die Roten und Weißen, die ein Bündnis eingegangen waren, konnten das meiste Fressen davonschleppen.
    »Kress, du bist ekelhaft«, sagte Cath m'Lane zu ihm. Vor zwei Jahren hatte sie eine kurze Zeit mit ihm zusammengelebt, bis ihm ihre rührselige Sentimentalität auf die Nerven gegangen war. »Ich war verrückt, nochmals hierher zu kommen. Ich dachte, du hättest dich geändert und wolltest dich entschuldigen.« Sie hatte ihm nie vergeben, daß sein Shambler einen niedlichen jungen Hund gefressen hatte, an dem sie sehr gehangen hatte. »Lade mich nie wieder hierher ein, Simon!« Sie stolzierte mit ihrem derzeitigen Liebhaber hinaus, begleitet von einem Riesengelächter.
    Kress' übrige Gäste hatten unzählige Fragen.
    »Woher kommen die Sandkönige?« wollten sie wissen.
    »Von Wo und Shade, Importeure«, erwiderte er, mit einer höflichen Geste auf Jala Wo deutend, die den ganzen Abend ruhig und abseits geblieben war.
    Warum verzierten sie ihre Burgen mit seinem Ebenbild?
    »Weil ich der Ursprung aller guten Dinge bin.
    Hoffentlich wißt ihr das alle!« Diese Erwiderung löste eine neue Woge von Gelächter aus.
    »Werden sie noch einmal kämpfen?«
»Sicher, aber nicht heute abend. Seien Sie nicht enttäuscht. Wir feiern bestimmt noch weitere Partys.«
    Jad Rakkis, ein Amateurxenologe, begann über andere Gesellschaftsinsekten und andere Kämpfe, die sie ausfochten, zu sprechen. »Diese Sandkönige sind amüsant, aber nichts Aufregendes. Ihr solltet zum Beispiel mal etwas über terranische Soldatenameisen lesen.«
»Sandkönige sind keine Insekten«, sagte Jala Wo scharf, aber Jad war in seinem Element, und niemand schenkte ihr die leiseste Beachtung. Kress lächelte sie an und zuckte die Achseln.
    Malada Blane schlug vor, daß man bei der nächsten Zusammenkunft, um einen Kampf zu beobachten, Wetten abschließen sollte, und jedermann war von der Idee begeistert. Eine hitzige Diskussion über Regeln und Einsätze entbrannte. Fast eine Stunde lang debattierten sie. Endlich begannen die Gäste zu gehen.
    Jala Wo war die letzte. »So«, sagte Kress zu ihr, als sie allein waren, »es scheint mir, als wären meine Sandkönige ein Volltreffer.«
»Es geht ihnen gut«, antwortete Wo. »Sie sind sogar schon größer als meine.«
»Ja«, sagte Kress, »außer den Orangefarbenen.«
»Das habe ich gesehen«, erwiderte Wo. »Es scheinen zwar viele zu sein, doch ihre Burg ist schäbig.«
»Nun, irgendeiner muß verlieren«, antwortete Kress. »Die Orangefarbenen waren zu spät dran, um größer zu werden und sich zu etablieren. Dafür werden sie bestraft.«
»Entschuldigen Sie«, sagte Wo, »aber darf ich fragen, ob Sie Ihre Sandkönige zur Genüge füttern?«
    Kress hob die Schultern. »Von Zeit zu Zeit bekommen sie magere Kost. Das macht sie wilder.«
    Sie runzelte die Stirn. »Es ist nicht nötig, sie hungern zu lassen. Lassen Sie sie zu ihrer Zeit kämpfen und aus ihren eigenen Gründen. Es ist ihre Natur, und Sie werden Konflikte erleben, die ergötzlich hinterlistig und komplex sind. Der dauernde Krieg, der durch Hunger hervorgerufen wird, ist einfallslos und erniedrigend.«
    Kress zahlte ihr das Stirnrunzeln mit starken Worten heim. »Sie befinden sich in meinem Haus, Wo, und hier bestimme ich, wer erniedrigt wird und wer nicht. Ich habe die Sandkönige so gefüttert, wie Sie es mir geraten haben, doch sie haben nicht gekämpft.«
»Sie müssen Geduld haben.«
»Nein«, antwortete Kress. »Schließlich bin ich ihr Herr und Gott. Warum sollte ich auf ihre Impulse warten? Sie kämpfen nicht oft genug, um mich zufriedenzustellen. Ich habe die Situation korrigiert.«
»Nun gut«, sagte Wo. »Darüber werde ich mit Shade sprechen.«
»Das ist weder Ihre noch seine Angelegenheit«, erwiderte Kress schroff.
    »Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht«, sagte Wo resignierend. Aber als sie in ihren Mantel schlüpfte, warf sie ihm einen letzten, mißbilligenden Blick zu. »Sehen Sie sich Ihre Gesichter an, Simon Kress«, warnte sie ihn. »Sehen Sie sich Ihre Gesichter an!« Dann ging sie.
    Verwirrt ging er zum Becken zurück und starrte auf die Burgen. Seine Gesichter waren noch da, wie immer, aber... Er nahm seine Vergrößerungsbrille, setzte sie auf und betrachtete die Gesichter eine geraume Weile, aber sogar damit war es

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