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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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schwierig, es herauszufinden, doch es schien ihm, als ob sich der Ausdruck auf den Gesichtern ein wenig verändert hätte, sein Lächeln schien irgendwie verzerrter, boshafter. Aber es war eine sehr feine Veränderung — wenn es überhaupt eine Veränderung war. Schließlich schob Kress seiner Einbildungskraft die Schuld zu und entschloß sich, Jala Wo zu keiner Party mehr einzuladen.
    In den folgenden Monaten trafen sich Kress und ungefähr ein Dutzend seiner besten Freunde wöchentlich, um, wie er es auszudrücken beliebte, den >Kriegsspielen< beizuwohnen. Jetzt war seine frühere Faszination für die Sandkönige vorbei, Kress verbrachte weniger Zeit neben dem Becken und mehr mit geschäftlichen Dingen und gesellschaftlichem Leben, trotzdem freute er sich, ein paar Freunde zu haben, die gelegentlich gern bei einem Krieg zusahen. Er hielt die Kämpfer in einem konstanten Hungerzustand. Das hatte einen starken Einfluß auf die orangefarbenen Sandkönige, die sichtlich weniger wurden, daß Kress sich schon fragte, ob ihre Maw tot sei. Aber den anderen ging es gut.
    Manchmal in der Nacht, wenn er nicht schlafen konnte, nahm Kress eine Flasche Wein mit ins Wohnzimmer, wo der rote Schein seiner Miniaturwüste die einzige Lichtquelle darstellte. Er trank und beobachtete sie stundenlang. Gewöhnlich fand immer irgendwo ein Kampf statt; wenn nicht, konnte er leicht einen heraufbeschwören, indem er ein paar Speisereste ins Becken warf.
    Kress' Freunde begannen auf die wöchentlichen Kämpfe zu wetten, so wie es Malada Blane vorgeschlagen hatte. Kress gewann reichlich, da er auf die Weißen wettete, die zur kämpferisch und zahlenmäßig stärksten Kolonie im Becken geworden waren und die größte Burg besaßen. Einmal schob er die Abdeckung des Beckens beiseite und warf das Fressen direkt vor die Burg der Weißen, anstatt in die Mitte des Kampfplatzes, wo er gewöhnlich das Fressen hineinfallen ließ. So waren die anderen gezwungen, die Weißen in ihrer Festung anzugreifen, um überhaupt etwas zu fressen zu bekommen. Sie versuchten es auch. Doch die Weißen brillierten in ihrer Verteidigung. Kress gewann hundert Standards von Jad Rakkis.
    Rakkis verlor tatsächlich fast jede Woche immer eine beträchtliche Summe wegen der Sandkönige. Er gab vor, umfangreiches Wissen über sie und ihre Art zu haben, und behauptete, daß er sie nach der ersten Party genauestens studiert habe, doch er hatte kein Glück mit seinen Wetten. Kress nahm an, daß Jads Behauptungen nur großspurige Prahlereien waren. Er hatte selbst ein bißchen versucht, die Sandkönige zu studieren, und war in einem Moment eitler Wißbegierde in die Bibliothek gegangen, um herauszufinden, von welcher Welt seine Haustiere ursprünglich herkamen. Aber im Verzeichnis der Bibliothek war das Stichwort Sandkönige überhaupt nicht vermerkt. Er wollte bei Wo vorbeigehen und sie danach fragen, doch andere Verpflichtungen hielten ihn davon ab, und er verlor bald das Interesse an der Frage.
    Schließlich, nach einem Monat, in dem sein Verlust schon mehr als tausend Standards betrug, kam Rakkis mit einer kleinen Plastikschachtel unter dem Arm zu den Kriegsspielen. Darin befand sich ein spinnenähnliches Ding, mit feinen goldenen Haaren bedeckt.
    »Eine Sandspinne«, verkündete Rakkis. »Von Cathaday. Ich bekam sie heute nachmittag von t'Etherane, dem Tierhändler. Gewöhnlich werden die Giftsäcke entfernt, aber diese hier hat ihre noch. Bist du zum Spiel bereit, Simon? Ich will mein Geld zurück. Ich wette tausend Standards auf die Sandspinne gegen die Sandkönige.«
    Kress betrachtete die Spinne in ihrem Plastikgefängnis. Seine Sandkönige waren gewachsen — sie waren doppelt so groß wie die Wos, wie sie es prophezeit hatte —, aber sie wurden von diesem Ding in den Schatten gestellt. Das Biest war giftig und sie nicht. Dafür gab es natürlich furchtbar viele von ihnen. Andererseits, die endlosen Sandkönigkriege wurden langsam ermüdend. Die Neuheit des Spiels interessierte ihn.
    »In Ordnung«, sagte Kress. »Jad, du bist ein Narr. Die Sandkönige werden einfach so lange nicht zum Vorschein kommen, bis deine häßliche Kreatur tot ist.«
»Du wirst dich wundern, Simon«, erwiderte Rakkis lächelnd. »Die cathaday anische Sandspinne frißt gewöhnlich Höhlenbewohner, die sich in Ecken und Spalten verstecken, und ... Nun gut, beobachte selbst! Sie wird in die Burgen eindringen und die Maws fressen.«
    Kress blickte finster drein und erntete damit allgemeines

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