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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Gelächter. Damit hatte er nicht gerechnet. »Mach voran damit!« sagte er zornig. Dann holte er sich einen neuen Drink.
    Die Spinne war zu groß, um sie bequem durch die Nahrungsklappe schieben zu können. Deshalb halfen zwei weitere Gäste Rakkis, die Abdeckplatte auf die Seite zu schieben, und Malada Blane gab ihm die Schachtel. Er schüttelte die Spinne heraus. Sie landete sanft auf einer Miniaturdüne vor der roten Burg und blieb einen Moment lang verwirrt stehen, ihre Kiefer arbeiteten, und die Beine zuckten bedrohlich.
    »Mach schon!« drängte Rakkis. Sie hatten sich alle um das Becken versammelt. Kress setzte seine Brille auf. Wenn er wirklich tausend Standards verlieren sollte, wollte er wenigstens einen guten Blick auf das Geschehen haben.
    Die Sandkönige hatten den Eindringling gesehen. Alle Aktivitäten im Bereich der roten Burg hatten aufgehört. Die kleinen roten Mobilen waren erstarrt und beobachteten.
    Die Spinne begann sich in Richtung der dunklen Toröffnung zu bewegen. Über dem Turm starrte Simon Kress' Konterfei leidenschaftslos herab.
    Plötzlich entwickelte sich eine verwirrende Aktivität. Die nächsten roten Mobilen gruppierten sich zu zwei Keilen und strömten über den Sand auf die Spinne zu. Noch mehr Krieger kamen aus der Burg und stellten sich in einer Dreierreihe auf, um den Einstieg in das unterirdische Gemach der Maw zu verteidigen. Weitere Krieger kamen über die Dünen geklettert, zurückgerufen zur Verteidigung der Burg.
    Der Kampf entbrannte.
    Die angreifenden Sandkönige krochen über die Spinne. Kiefer und Zangen schlossen sich um Beine und Leib und klammerten sich fest. Die Roten krabbelten die goldenen Beine hinauf auf den Rücken des Eindringlings. Sie bissen und rissen. Einer fand ein Auge und stach es mit seinen dünnen gelben Greifern aus. Kress lächelte spöttisch.
    Aber sie waren klein und hatten außerdem kein Gift, und die Spinne blieb nicht stehen. Ihre Beine fegten die Sandkönige auf beiden Seiten weg. Ihre geifernden Kiefer ergriffen die Kämpfer und ließen sie gebrochen und erstarrt zurück. Schon lag ein Dutzend Roter sterbend im Sand. Die Sandspinne kroch weiter und immer weiter. Sie bewegte sich geradewegs durch die Dreierformation der Verteidiger vor der Burg. Die Reihen schlossen sich um sie, bedeckten sie, kämpften einen verzweifelten Abwehrkampf. Eine Gruppe Sandkönige hatte ein Bein der Spinne durchgebissen. Verteidiger sprangen von der Turmspitze und landeten auf der zuckenden, schweren Masse.
    Von Sandkönigen bedeckt taumelte die Spinne irgendwie in die Dunkelheit der Burg und verschwand.
    Rakkis stieß einen tiefen Seufzer aus. Er sah blaß aus. »Wunderbar«, sagte irgend jemand. Malada Blane kicherte verhalten.
    »Schau her!« sagte Idi Noreddian und stupste Kress am Arm.
    Sie hatten sich so intensiv dem Gerangel in der Ecke gewidmet, daß keiner von ihnen die weiteren Aktivitäten im Becken beobachtet hatte. Nun war es in der Burg still, der Sand war wie leergefegt, abgesehen von den toten roten Mobilen — und plötzlich sahen sie es.
    Drei Armeen hatten sich vor der roten Burg aufgestellt. Sie standen still, in perfekter Ordnung, Reihe um Reihe, Orangefarbene, Weiße und Schwarze — und warteten auf das, was aus der Tiefe hervorkommen würde.
    Kress lächelte. »Ein cordon sanitaire«, sagte er. »Und schau dir mal die anderen Burgen an, Jad, wenn du willst!«
    Rakkis tat es und fluchte. Gruppen von Mobilen mauerten die Tore mit Sand und Steinen zu. Wenn die Spinne ihr Eindringen in die Burg der Roten irgendwie überleben sollte, würde sie nicht so leicht in die anderen Burgen hineinkommen. »Ich hätte vielleicht vier Spinnen mitbringen sollen«, sagte Rakkis. »Trotzdem habe ich gewonnen. Meine Spinne ist jetzt da unten und frißt deine verdammte Maw.«
    Kress erwiderte nichts. Er wartete. Er sah Bewegung in den Schatten.
    Auf einmal quollen rote Mobile aus dem Tor. Sie nahmen ihre Position auf der Burg wieder ein und begannen, den Schaden zu reparieren, den die Spinne angerichtet hatte. Die Schlachtreihen der Armeen lösten sich auf, und die Mobilen begannen, sich in ihre eigenen Ecken zurückzuziehen.
    »Jad«, sagte Kress. »Ich glaube, du weißt nicht so recht, wer jetzt wen frißt.«
    In der darauffolgenden Woche brachte Rakkis vier schlanke Silberschlangen mit. Die Sandkönige erledigten sie ohne viel Aufhebens.
    Das nächstemal versuchte er es mit einem schwarzen Vogel. Er fraß mehr als dreißig weiße Mobile, und sein

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