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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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stellten für eine bessere Sicht Sessel drum herum, säuberten das Becken und füllten es zwei Drittel mit Sand und Steinen. Dann installierten sie ein spezielles Beleuchtungssystem, zum einen, um die Sandkönige, die das matte rote Licht bevorzugten, zu bescheinen, zum anderen, um holographische Bilder in das Becken zu projizieren. Über das Becken stülpten sie eine drehbare Plastikabdeckung, in die eine Füttervorrichtung eingebaut war. »Damit können Sie Ihre Sandkönige füttern, ohne den Deckel vom Becken zu nehmen, erklärte Wo. »Sie wollen doch sicher nicht, daß die Mobilen entkommen.«
    Die Abdeckung enthielt auch eine Klimaanlage, die den Feuchtigkeitsgehalt der Luft konstant hielt. »Sie wollen es trocken, aber nicht zu trocken«, erklärte Wo.
    Zum Schluß kletterte einer der vierarmigen Arbeiter in das Becken und grub in jede der vier Ecken ein tiefes Loch. Einer seiner Kollegen reichte ihm die schlafenden Maws, die er, eine nach der anderen, aus ihren TiefkühlTransportbehältern holte.
    An den Maws war nichts Besonderes. Sie sahen aus wie Klumpen gesprenkeltes, halb verdorbenes rohes Fleisch mit einem Mund, sagte sich Kress.
    Die Arbeiter trugen eine in jede Ecke des Beckens. Dann wurde das Terrarium verschlossen, und die Arbeiter zogen ab.
    »Die Wärme wird die Maws aus ihrem Kälteschlaf wecken«, sagte Wo. »In knapp einer Wochen werden die ersten Mobilen ausschlüpfen und sich zur Oberfläche durchgraben. Seien Sie darauf bedacht, daß Sie ihnen genug Nahrung geben. Sie brauchen ihre ganze Kraft, sich zu entwickeln. Ich schätze, sie werden in ungefähr drei Wochen mit dem Bau der Burg beginnen.«
»Und mein Gesicht? Wann werden sie mein Gesicht formen?«
»Zeigen Sie ihnen Ihr Hologramm in ungefähr einem Monat«, riet sie ihm. »Und bleiben Sie freundlich. Wenn Sie irgendeine Frage haben, rufen Sie an. Wo und Shade stehen zu Ihrer Verfügung.« Sie verbeugte sich und ging.
    Kress schlenderte zum Bassin zurück und zündete sich einen Glücksstengel an. Die Wüste war still und leer. Er klopfte mit den Fingern ungeduldig gegen das Plastik und zuckte die Achseln.
    Am vierten Tag war es Kress, als sähe er Bewegungen im Sand — feine, unterirdische Bewegungen.
    Am fünften Tag sah er den ersten Mobilen, ein einfacher Weißer.
    Am sechsten Tag zählte er ein Dutzend, Weiße, Rote und Schwarze. Die Orangefarbenen kamen verspätet. Er warf ihnen eine Schüssel voll halb verfaulter Speisereste hinein. Die Mobilen sahen es sofort, krabbelten hin und begannen Stücke in ihre Ecken zu tragen. Jede Farbengruppe war für sich hoch entwickelt. Sie kämpften nicht. Kress war ein bißchen enttäuscht, sagte sich jedoch, daß man ihnen Zeit lassen müsse.
    Die Orangefarbenen kamen am achten Tag zum Vorschein. Zu diesem Zeitpunkt hatten die anderen Sandkönige bereits begonnen, kleine Steine zusammenzutragen und die ersten rohen Befestigungen zu errichten. Sie kämpften immer noch nicht. Jetzt hatten sie genau die Hälfte der Größe der Sandkönige, die Kress bei Wo und Shade gesehen hatte, aber er nahm an, sie würden schnell wachsen.
    In der zweiten Woche begann der Bau der Burgen zu stocken. Organisierte Gruppen von Mobilen schleppten schwere Sandsteine — und Granitbrocken in ihre Ecken, wo andere Mobile mit ihren Kiefern und Zangen den Sand verteilten. Kress hatte sich eine Vergrößerungsbrille gekauft, mit der er sie bei der Arbeit beobachten konnte, wo auch immer sie sich im Becken befanden. Er ging immer wieder um das Becken herum und beobachtete sie. Es war faszinierend.
    Für Kress' Geschmack waren die Burgen ein bißchen zu schmucklos, doch er hatte eine Idee. Am nächsten Tag warf er mit dem Fressen ein paar Obsidiane und farbige
    Glassplitter in das Becken. Innerhalb von ein paar Stunden waren sie in die Burgwände integriert.
    Die Burg der Schwarzen war zuerst fertig, gefolgt vom Bauwerk der Weißen und der Roten. Die Orangefarbenen waren wie gewöhnlich die letzten. Kress nahm seine Mahlzeiten nun regelmäßig im Wohnzimmer ein, er saß dabei auf der Couch und beobachtete sie. Er erwartete, daß der erste Krieg nun bald ausbrechen würde.
    Er wurde enttäuscht. Die Tage verstrichen, die Burgen wurden höher und höher, und Kress verließ das Becken nur, um Toilette zu machen und wichtige geschäftliche Anrufe zu beantworten. Aber die Sandkönige kämpften nicht. Kress wurde unruhig.
    Schließlich gab er ihnen nichts mehr zu fressen.
    Zwei Tage nachdem das Manna aufgehört hatte aus ihrem

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