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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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sah Holt einen Linkellar vor dem Fenster vorbei trotten. Mit jedem Schritt hüpften seine hervorquellenden Augen auf und ab. Holt zupfte Rayma am Ärmel, machte sie auf den Fremden aufmerksam und sagte: »Sieh mal. Ein Neuer. Kennst du die Rasse?«
    Rayma zog den Arm zurück und schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete sie irritiert. Sie hatte eine ausgeprägte  Xenophobie, eine tiefe Abneigung gegen Fremde, die von ihrer Zeit auf Vess herrührte. Die Menschen dort waren Fremden gegenüber entweder extrem feindlich oder freundlich eingestellt. »Wahrscheinlich von einer Welt tiefer im Inneren. An deiner Stelle würde ich gar nicht erst versuchen, all die Rassen auseinanderzuhalten. Weiter drinnen gibts Millionen verschiedener Arten. Die verdammten Damos'll treiben mit allen möglichen Gestalten Handel.«
    Holt sah wieder neugierig nach draußen, aber das schwergewichtige Wesen mit der losen, grünen Haut war verschwunden. Holt mußte an Cain denken und spürte ein unerklärliches Prickeln im Nacken. Der alte Mann war über zweihundert Jahre lang durchs All gereist und womöglich nie einem Fremden der Rasse begegnet, die sie gerade gesehen hatten. Er sagte etwas in der Art zu Rayma-k-Tel.
    Sie ließ sich davon nicht beeindrucken. »Na und?« sagte sie. »Wir haben nie die Randzone oder einen Hrangan gesehen, und ich wüßte auch keinen Grund, warum wir es sollten.« Sie mußte über ihren eigenen Witz grinsen. »Fremde sind wie Geleefrüchte, Michael. Es gibt sie zwar in vielen verschiedenen Farben, aber von innen sind sie alle gleich.
    Also hör auf, Cain nachzueifern. Was hat er am Ende von seiner Sammelleidenschaft gehabt? Er ist auf einer Menge drittklassiger Schiffe durch die Gegend geflogen, hat aber nie den Außenarm oder die Mitte gesehen. Reich ist er auch nicht geworden. Du solltest irgendwo Fuß fassen und es zu was bringen.«
    Holt hörte ihr kaum zu. Er setzte das Glas ab und berührte mit den Fingerspitzen die kühle Fensterscheibe.
    Nachdem Rayma an diesem Abend aufgebrochen war, um zum Schiff zurückzukehren, verließ Holt die Hafenkneipe und schlenderte durch die Wohngegenden der Damoosh. Er zahlte die Hälfte seines Soldes von der letzten Fahrt für den Eintritt in die Untergrundkammer, wo der Weisheitspool der Damoosh stand: ein riesiger Lichtcomputer, der an die toten Gehirne der telepathisch begabten Alten angeschlossen war (das jedenfalls erklärte der Führer).
    In der schüsselförmigen Kammer hing dichter, aufgewühlter, grüner Nebel. In der Mitte, an der tiefsten Stelle, wallten Vorhänge aus farbigem Licht, die sich langsam auflösten. Holt blickte vom oberen Rand der Kammer hinunter und stellte seine Fragen. Als Antwort hörte er hallendes Gewisper. Es klang, als sprächen viele kleine Stimmchen auf einmal. Zuerst beschrieb Holt das Wesen, das er am Nachmittag gesehen hatte, fragte nach der Rasse und bekam das Wort Linkellar zur Antwort.
    »Woher kommen diese Wesen?« fragte er.
    »Aus einer Gegend, sechs Jahre mit Standardantrieb vom Menschengebiet entfernt«, klärte ihn das Gewisper auf, während der grüne Nebel hin und her wehte. »In Richtung Mittelpunkt. Möchten Sie die Koordinaten wissen?«
»Nein. Warum sieht man sie nicht öfters?«
»Sie kommen aus einer sehr fernen Welt«, kam die Antwort. »Zwischen dem Menschengebiet und den zwölf Welten der Linkellars liegen die Damoosh-Sonnen, die Kolonien der Nor T'alush und hundert anderer Welten, auf denen es noch keine Schiffe mit Sternenantrieb gibt. Die Linkellars treiben zwar mit den Damoosh Handel, dringen aber nur selten bis zu diesem Planeten vor, der für euch leichter zu erreichen ist als für sie.«
»Ja«, sagte Holt erschauernd, und ihm war, als bliese ein kalter Wind durch die Kammer und den wallenden Nebel. »Ich habe von den Nor T'alush gehört, aber nicht von den Linkellars. Was gibt es noch? Weiter drinnen?«
»Darüber liegen verschiedene Informationen vor«, flüsterte der Nebel. »Wir wissen von den toten Welten der verschollenen Rasse, die von den Nor T'alush die Ersten genannt werden, obwohl sie wohl kaum die Ersten gewesen sein können. Wir wissen vom weiten Reich der Kresh und von der verlorenen Kolonie einer gethsoiden Aathrasse, die aus dem heutigen Menschengebiet ins Innere aufgebrochen war, lange bevor es Menschen gab.«
»Und was liegt dahinter?«
» Die Kresh sprechen von einer Welt namens Cedris und einem Stellarsystem, das größer sein soll als das Menschengebiet, die Damoosh-Sonnen und das alte

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