Sandra die Detektivin in Jeans
Hast um, rieb sich fluchend ihren linken Knöchel und humpelte auf Sandra zu.
„Was geht dich das an, wen ich rufe?“ sagte Sandra, obgleich sie ahnte, daß das Mädchen von Ruth oder Fedor geschickt worden war.
Nur keine Schwäche zeigen, Sandra! sagte sie sich. Die sollen gleich wissen, mit wem sie es zu tun haben.
„Verschwinde! Ich bin hier mit jemandem verabredet!“ sagte sie scharf.
Sandras Selbstbewußtsein zeigte Wirkung.
Das Mädchen blickte verblüfft.
„Sollst mitkommen“, sagte sie schließlich.
„Wie käme ich dazu? Wer bist du denn?“ fragte Sandra kühl.
„Fedor schickt mich. Ich bin Hortense“, sagte das Mädchen.
„Hortense... und weiter?“
„Nichts weiter“, erwiderte Hortense finster.
Das vereitelte fürs erste Sandras Bemühen, möglichst vollzählig die vollständigen Namen der Bandenmitglieder festzustellen.
Sie ärgerte sich darüber.
Doch dann sagte sie sich, daß die Polizei mit den Namen Ruth, Fedor und Hortense schon eine ganze Menge anfangen könne. Denn so häufig waren zumindest die beiden letzten recht ungewöhnlichen Namen selbst in einer Millionenstadt
nicht.
Sie folgte Hortense über den Straßengraben, den Hortense mit Sandras hilfreicher Hand überwinden mußte.
Im Weitergehen blickte Sandra sich vorsichtig nach Joschi um.
Sie konnte ihn nicht sehen.
Doch Hortense hatte mitbekommen, daß Sandra sich umdrehte.
Sie zog Sandra an ihre Seite. „Bist du allein?“ fragte sie mißtrauisch.
„Siehst du doch“, erwiderte Sandra knapp.
„Da war vorhin ein Junge auf der Straße.“
„Ist mir nicht begegnet. Oder meinst du den Radfahrer? Den kannte ich nicht. Ich hielt ihn zunächst für Fedor. Aber das war er wohl nicht?“
Mit diesen Bemerkungen war Hortenses aufgeflackertes Mißtrauen ausgeräumt. Denn Joschi war Sandra nicht entgegengekommen, sondern ihr vorausgegangen.
Da die Bande ihn offenbar beobachtet hatte, mußte Sandra Hortense ahnungslos erscheinen, da sie den Jungen angeblich von Torsten herkommend vermutete.
„Geh voraus“, befahl Hortense.
„Wohin? Ich weiß ja nicht, wo‚s lang geht.“
„Immer geradeaus. Ich sage es dir schon, wenn wir da sind“, erwiderte Hortense. „Los, geh schon! Ich will dich nicht in‚ meinem Rücken haben.“
Mann, war die mißtrauisch!
Doch Sandra fand es klüger, nicht mit ihr darüber zu streiten. Im Grunde war es ja auch egal, ob sie vorausging oder Hortense folgte.
Es würden sich ihr gewiß noch genügend Gelegenheiten bieten, so hoffte sie, Hortense klarzumachen, daß Sandra sich nicht herumkommandieren ließ.
Es kam jetzt vor allem darauf an, sich partnerschaftlich zu verhalten.
„Ich stoße dir schon kein Messer in den Rücken“, sagte sie lachend.
Doch Hortense schien das nicht lustig zu finden. Sie lachte nicht mit, sondern knurrte: „Möchte ich dir auch nicht raten.“
In der Hütte warteten Fedor, Roland und Klaudia.
Fedor war wie gewöhnlich mit dem Reinigen seiner Fingernägel beschäftigt.
Sandra kannte diese Übung mit dem langen Messer aus Wildwestfilmen.
Cowboy-Gangster praktizierten sie.
Sie diente zur Einschüchterung ihres Opfers.
Meistens wurde das Messer irgendwann im Verlaufe der Auseinandersetzung unverhofft haarscharf am Kopf des Gegners vorbei in eine Tür geschleudert, um zu demonstrieren, daß man keine weiteren Ausflüchte dulde — falls es sich nicht direkt in den Bauch des Gegners grub.
Sandra hoffte, Fedor versuchte nicht auch, sich als Westernheld zu beweisen.
Hoffentlich hat er lange genug geübt, um die Lattentür seitlich von mir zu treffen, dachte sie bei sich.
„Soll ich dir meine Nagelfeile leihen?“ fragte sie keß.
Die anderen erstarrten.
„Die war vorhin schon so frech“, sagte Hortense. „Soll ich...?“
Fedor hielt sie mit einer Handbewegung zurück.
Dann geschah eine Weile nichts.
„Dich kenne ich doch“, sagte Fedor, nachdem er sich lange genug schweigend seiner eindrucksvollen Beschäftigung gewidmet hatte.
Die Spitze des großen Messers zeigte auf Sandra.
„Von der Kneipe“, sagte der untersetzte, dunkelhaarige Roland. Er saß mit Klaudia, dem Mädchen mit der Zahnklammer auf der Matratze unter dem Fenster.
„Und wer seid ihr? Wie heißt ihr beiden?“ fragte Sandra.
„Was willst du von uns?“ fragte Fedor und verbot den beiden auf der Matratze mit einer Handbewegung, ihre Namen zu nennen.
„Wo ist Ruth?“ fragte Sandra.
„Antworte, wenn du gefragt wirst!“ herrschte Hortense sie an.
Im Kreise ihrer
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