Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sandra und das Haus in den Hügeln

Sandra und das Haus in den Hügeln

Titel: Sandra und das Haus in den Hügeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kreuter
Vom Netzwerk:
tatsächlich in Gefahr war.
    „Was können wir anderes tun, als abzuwarten, bis Sandra sich meldet?“ sagte Herr Seibold mehr zu sich selbst. „Weißt du was, Joschi? Falls wir bis zum Abend nichts von Sandra hören, bespreche ich mich mit Herrn Kresser...“
    „Bitte, rufen Sie ihn jetzt an“, unterbrach ihn Joschi. „In der Nacht kann Herr Kresser wenig unternehmen. Vielleicht findet die Polizei den Kleinbus, wenn die Fahndung schnell anläuft.“
    Kriminalhauptkommissar Kresser war ein langjähriger Freund von Herrn Seibold, jedoch jünger als dieser und noch im Dienst.
    Sie kannten einander aus der Zeit, als Florian Seibold als Rechtsanwalt und Strafverteidiger tätig gewesen war.
    „Die Polizei wird nicht nach einem Mädchen fahnden, das erst seit zwei Stunden vermißt wird, und von dem wir nicht hundertprozentig wissen, ob es entführt worden ist oder sich nur spontan zu einer Spritztour entschlossen hat.“
    „Ich weiß es“, widersprach Joschi.
    Doch Herr Seibold fuhr ungerührt und als habe er Joschis Einwand nicht gehört, fort: „Gegen den Sektenführer selbst liegt vermutlich nichts vor, das eine polizeiliche Fahndung auszulösen erlaubte. Aber ich werde Herrn Kresser von deiner, oder besser unserer Besorgnis berichten. Er ist ein erfahrener Kriminalist und weiß, was zu tun nötig und möglich ist.“ Dann fuhr er fort: „Moment, ich hole meinen Füllhalter! So, und nun gib mir eine möglichst genaue Personenbeschreibung von dem Sektenführer und seiner Begleiterin. Erinnere dich, ob dir an dem Kleinbus etwas aufgefallen ist, was der Polizei helfen könnte, ihn zu finden. Vielleicht kommst du auch noch auf das Fabrikat, oder es fällt dir ein Teil des polizeilichen Kennzeichens ein.“
    Joschi erzählte ihm alles, woran er sich erinnerte. Und er wies Herrn Seibold auch nochmals auf den Parkwächter hin. Vielleicht würde der Mann sich besser an den Kleinbus erinnern, wenn er nüchtern war.
    „Hab alles notiert. Und nun gehst du besser heim und hörst auf, dir Sorgen zu machen, Junge“, schlug Herr Seibold Joschi vor. „Morgen lachst du über die ganze Sache. Und wenn die junge Dame auftaucht, dann rede ihr gründlich ins Gewissen, auch in meinem Namen. Bestelle ihr, daß ich mich zu alt für solche Späße fühle.“
    „Sie nehmen die Sache immer noch nicht ernst, nicht wahr?“ fragte Joschi mißtrauisch.
    „Doch, das tue ich“, versicherte ihm Herr Seibold. „Aber hilft es etwas, wenn wir uns jetzt vor Sorge verzehren? Wir müssen einen klaren Kopf behalten. Sollte Sandra verschwunden bleiben, dann haben wir genug damit zu tun, ihrer Mutter und ihrer Großmutter zu helfen.“
    Joschi sah das ein und verabschiedete sich von Herrn Seibold.
    Florian Seibold legte den Hörer auf und rief nach einer Weile seinen Freund Kresser an.
    Kressers Frau kam an den Apparat und erklärte, daß ihr Mann Wochenend-Bereitschaftsdienst habe und im Polizeipräsidium anzutreffen sei.
    Florian Seibold hielt das für einen günstigen Umstand.
    Er wählte die Nummer des Polizeipräsidiums und ließ sich mit dem Leiter des Morddezernats verbinden.
    Als Leiter des Morddezernats hatte der Hauptkommissar natürlich nichts mit diesem Fall zu tun. Doch Florian Seibold baute darauf, daß der Freund ihm erstens raten und zweitens seine zuständigen Kollegen darüber befragen würde, ob gegen die Sektenmitglieder ein Verfahren anhängig sei und ob bekannt war, wo sie wohnten.
    „Mischst du dich schon wieder in Sachen ein, die dich nichts angehen, Florian?“ fragte der Hauptkommissar, nachdem Herr Seibold ihm sein Anliegen vorgetragen hatte. „Weshalb läßt du deinen Sohn nicht selbständig werden? Schließlich hast du ihm deine Praxis übertragen. Und du tatest gut daran. Dein Egbert ist ein fähiger Rechtsanwalt, und es ist eine Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten“, betonte er.
    Kresser konnte es sich nie verkneifen, darauf anzuspielen, daß ihm der Freund früher manchen Ärger bereitet hatte durch die Art, wie er seine Mandanten vertrat und vor dem Richter die Schuldbeweise, die die Kriminalisten zusammengetragen hatten, temperamentvoll in Frage stellte.
    „Ich höre es nicht gern, wenn du meinen Sohn lobst, denn dann ist er zu nachgiebig. Euch muß man treten, damit ihr die Katze aus dem Sack laßt“, erwiderte Florian Seibold sarkastisch. Dann lachte er. „Egbert macht Karriere. Er ist ein gefragter Anwalt, nicht wahr?“ sagte er stolz. Doch er wurde rasch wieder ernst. „Ich rufe dich privat an.

Weitere Kostenlose Bücher