Sandrine
Geschlechtertrennung stärker geworden denn je, aber das hatte sich inzwischen wieder verändert. Zumindest war die Veränderung inzwischen in Gang gekommen.
Der Bürgermeister war sehr ernst, und es konnte sich wirklich keiner erinnern, ob er nun mit dabei gewesen war bei der Orgie oder nicht. Und auch auf dem Dach gegenüber... Hatte man ihn einfach nur übersehen? Es wäre ja auch kein Wunder gewesen...
"Es geht da nicht mit rechten Dingen zu!" sagte der Bürgermeister mit Nachdruck. "Der Hotelbesitzer, der heute abend wohl aus Feigheit ausbleibt, hat es inzwischen zugegeben: Die Frauen wohnen zwar bei dem Gringo, aber sie werden vom Hotel nicht beköstigt."
Die Menschen schauten sich an. Was hatte denn das schon wieder zu bedeuten?
Der Bürgermeister fuhr fort: "Diese Frauen sind so perfekt, daß es einem schon wieder graust."
Das brachte ihm nicht nur Kopfschütteln ein, sondern auch ein paar lästerliche Zwischenrufe.
Er winkte mit beiden Händen ab. "Schon gut, schon gut! Aber weiter: Der Hotelbesitzer hat gebeten, alles so zu lassen, wie es ist, und ich habe dem halbwegs zugestimmt. Auch in Hinblick auf den neuen Wohlstand in unserer Stadt. Zwar ist es nicht christlich, daß das Hotel zu einer Art Puff entartete, aber es ist ja dennoch der sauberste und nobelste Ort in der Stadt, und der Stadt geht es von Tag zu Tag besser. Auch wenn da nicht alles mit rechten Dingen zugeht - mit diesen Frauen."
"Egal!" rief einer, und andere fielen ein: "Egal!" Es war die Mehrheit, und die Frauen schwiegen dazu.
Doch sie waren erstaunlich selbstbewußt und musterten die Männer, als wollten sie herausfinden, mit wem sie es jeweils in jener Nacht so toll getrieben hatten.
Es blieb nichts anderes letztlich, als mit überwältigender Mehrheit zu bestimmen: "Egal!" Also würde alles bleiben, wie es war.
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6
Die Hausbesitzer gegenüber dem Hotel allerdings verlangten neuerdings Gebühren. Erst behaupteten sie, das wäre nötig, weil ja die Gefahr bestünde, daß ihnen das Dach über dem Kopf einstürzen könnte, und sie müßten Vorsorge treffen, was wiederum Geld kosten würde... Es entwickelte sich zu einem guten Geschäft.
Die Wochen gingen ins Land, und längst schon waren die Dächer gegenüber komfortabler geworden, und es gab nicht nur Platz für lüsterne Männer, sondern auch für neugierige und beim Zuschauen sichtlich geil werdende Frauen. Schließlich wollten die Frauen der Stadt auch etwas davon haben.
Es gab nur wenige in der Stadt, die den allgemeinen Verfall der Sitten beklagten. Aber gegenüber auf den Dächern war es dunkel in manchen Nächten, so dunkel, daß man nicht genau sah, wer denn jetzt einem zwischen die Beine packte und wem nun der Schwanz gehörte, der einem geil von hinten in das zuckende Fötzchen geschoben wurde. Die Dächer waren der Treffpunkt lüsterner Pärchen, die diese Domäne längst den Katzen wirksam streitig gemacht hatten.
Den Gringo und seine Gäste störte das genauso wenig wie die geilen schönen Frauen, die zu ihm gehörten. Ganz im Gegenteil: Sie alle schienen es zusätzlich zu genießen.
Und dann kam der Tag der Eskalation!
Er begann wie jeder andere Tag, und er führte zu einer Nacht wie jede andere Nacht zunächst. Aber als der Gringo soeben mit einer der Frauen zugange war, was gut und gern beobachtet wurde, fiel ausgerechnet in diesem Zimmer das Licht aus. Ein Kurzschluß, wie sich später herausstellte, aber einer mit fatalen Folgen.
Der Bürgermeister hatte auf der vergangenen Versammlung eigentlich darauf hinweisen wollen, daß der Stromverbrauch des Gringos einfach unvorstellbar hoch war, und daß immer wieder seltsame Kisten angeliefert wurden mit der Aufschrift "zerbrechlich" oder "bitte nicht stürzen", aber er hatte es lieber bleiben lassen, denn es hätte niemanden wirklich interessiert.
Ja, zur Zeit der Versammlung hatte es wirklich niemanden interessiert, doch bei dem, was in dieser Nacht geschah...
Die Voyeure auf den Dächern hörten einen grausigen Schrei, gefolgt von einem Röcheln, und dann war es drüben still.
Schlagartig ging das Licht wieder an, aber den Gringo konnte man nicht mehr sehen, genauso wenig wie die Frau, mit der er es gerade getrieben hatte.
Und dann fiel überall, im ganzen Stockwerk, das Licht aus. Man hörte Schreie, aber die klangen ganz und gar nicht lustvoll, sondern ganz im Gegenteil voller Pein.
Was ging dort drüben vor?
Alle Voyeure waren wie gelähmt. Das blieben sie bis zum
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