Sandrine
daß Mrs. Berg dazu gekommen wäre, auch nur eine einzige Silbe von sich zu geben."
"Mein Lieber, du hättest ein wenig genauer hingucken sollen, denn dann hättest du bemerkt, daß Iris an dem, was ich zu erzählen habe, mehr als brennend interessiert ist!"
Das fand ich zwar ein wenig übertrieben, denn Sandrine hätte sicher auch erzählt, wenn ich ganz und gar nicht interessiert gewesen wäre, aber ich hielt den Mund, um mich nicht Copyright 2001 by readersplanet
unnötig in einen sich offensichtlich anbahnenden Ehestreit einzumischen.
Sandrine legte spontan den Arm um mich und drückte mich fest an sich, ehe ich es verhindern konnte. "Wir sind innerhalb der kurzen Zeit die besten Freundinnen geworden!
Endlich mal jemand, der Verständnis für mich hat."
"Und dir zuhört, nicht wahr?" Er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder bedauernd an mich. "Meine Frau ist wirklich ein liebenswerter Mensch, was ich nur betonen kann. Wenn Sandrine Sie in irgendeiner Weise belästigt haben sollte..."
"Aber nein, ganz im Gegenteil!" hörte ich mich sagen, obwohl es nicht ganz der Wahrheit entsprach.
Er legte eine Hand auf Sandrines Schulter und lächelte jetzt seinerseits verkrampft. "Sie erzählt und erzählt, und es gibt für sie nur ein Thema: Sex! Aber ich liebe sie trotzdem."
"Du stehst mit beiden Beinen bis zum Oberschenkel im Fettnapf, mein Lieber, und ahnst es noch nicht einmal!" trumpfte Sandrine großspurig auf. "Dies hier ist Iris Berg, und sie ist nicht nur einfach ein Anhängsel von einem Mr. Berg, den du angeblich sehr schätzt, sondern sie hat eine wesentliche Eigenschaft mit mir gemeinsam!"
"Ach ja?" fragte er, ohne wirklich Interesse an einer Antwort zu haben.
"Ja, mein Lieber, denn Iris Berg ist genauso wie ich: Sie erzählt gern!"
"Deshalb hast du sie ja auch überhaupt nicht zu Wort kommen lassen, wie?"
Sandrine lachte trocken. "Das verstehst du auch mal wieder völlig falsch: Ich erzähle gern mit dem Mund und sie erzählt am liebsten... schreibend!"
Er schaute mich überrascht an und sagte nichts mehr.
Sandrine fügte hinzu: "Sie ist nämlich Journalistin und vor allem Schriftstellerin! Und wenn du dich immer so aufregst, weil ich gern erotische Geschichten erzähle: Sie tut das auch! Ich nur mündlich und sie schriftlich. Somit sind wir das ideale Team: Ich erzähle ihr alles mündlich und sie gibt es schriftlich weiter!"
Jetzt erschrak er und stammelte: "Im Ernst?"
Beinahe mußte ich lachen, aber nur beinahe, denn um wirklich lachen zu können, hätte mir die Situation weniger peinlich sein müssen.
"Keine Bange!" murmelte ich. "Wenn ich schreibe, verrate ich niemand."
"Moment mal!" Er hob wie beschwichtigend beide Hände. "Sie schreiben tatsächlich...
erotische Geschichten?"
"Ja, gewiß, als Iris Berg. - Iris Berg: Erotische Fantasien."
"Und das..." Er schüttelte den Kopf. "Bitte, entschuldigen Sie, aber... Das interessiert wirklich jemand?"
"Wie kommen Sie auf die Idee, es könnte nicht so sein?"
Sein Blick fuhr zwischen Sandrine hin und her. "Naja, ich würde nie..."
Sandrine knuffte ihm zwischen die Rippen und meinte schelmisch: "Dir ist die Praxis ja sowieso lieber, wie?"
Er winkte ab. "Mrs. Berg, Sie müssen wirklich meiner Frau nicht unbedingt zuhören, und vor allem dürfen Sie ihr kein einziges Wort glauben: Alles Fantasie, ganz ehrlich!"
"Deshalb nennt sie ja das, was sie schreibt, genauso, mein Lieber: Erotische Fantasien! Und was ich ihr erzähle und was sie niederschreiben wird, wie sie mir versprochen hat, weil ich selber natürlich besser reden als schreiben kann... Da kann sich jeder selber heraussuchen, ob er es nun glauben will oder nicht. Nicht wahr, Iris?"
"Ja, so ungefähr", antwortete ich ausweichend - und ein wenig gequält. Und ihm gegenüber betonte ich noch einmal: "Ich verrate niemanden!"
"Keine Namen?" vergewisserte er sich.
"Keine Namen und auch keine Ortsbezeichnungen, die auch nur das Geringste nachvollziehen lassen. Alle bleiben sozusagen anonym."
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"Außer mir natürlich!" trumpfte Sandrine auf. Sie schaute mich an. "Oder wirst du etwa meinen Namen auch weglassen? Dann wäre ich dir aber ernsthaft böse."
"Sie wollen doch nicht etwa Sandrine schreiben?" rief ihr Mann alarmiert.
"Doch, das wird sie!" Sandrine drängte ihren Mann in den Hintergrund und baute sich vor mir auf. "Das wirst du doch, nicht wahr?" fragte sie mich bang.
Ich nickte mechanisch. "Ja, natürlich. Was spricht auch dagegen? Es gibt
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