Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe
ich sagte Ihnen ja, dass am Ende alles gut werden würde. Sie können das Mädchen nun unverzüglich ehelichen.“
„Nein, das kann er nicht!“ Jedermann schaute auf den Schmied. „Ich werde sie heute nicht mit jemand anders trauen“, erklärte er.
„Und ob Sie das werden!“ Onkel Henry sah den Mann wütend an.
„Kommt überhaupt nicht infrage. Eine verheiratete Person kann ich nicht noch einmal trauen, und diese hier ist nun einmal bereits verheiratet.“
„Soll das heißen, dass das da Charlotte ist?“ Seguin erfasste langsam, was der Schmied gemeint hatte. „Sie sieht doch wie ein Knabe aus.“ Er blickte auf Charlie, und in seinen alten, lüsternen Augen leuchtete die Aussicht auf ganz neue Möglichkeiten auf. „Tragen Sie ebenfalls Kniehosen, meine Liebe?“
„Sie ist keinesfalls bereits verheiratet“, fauchte Onkel Henry ungehalten. Seguins schlüpfrigen Gesichtsausdruck ignorierte er.
Die wütend zusammengepressten Lippen des Schmieds bildeten nur noch eine schmale Linie. „Ist sie doch! Vor knapp zwanzig Minuten habe ich selbst die Trauung vollzogen.“
Charlie erschrak. Der Mann muss von Beth sprechen, dachte sie. Nur war das ganz und gar ausgeschlossen. Ihre Schwester müsste bereits vor einigen Tagen geheiratet haben und inzwischen nach London zurückgekehrt sein.
„Henry?“ Carlands leise Stimme klang drohend.
„Es ist einfach nicht so!“ keuchte ihr Onkel. „So kann es gar nicht sein.“
„Nein? Vor ungefähr zwanzig Minuten erfuhren wir doch, dass sie geflohen sei.“
„Schon, schon … Wen könnte sie geheiratet haben?“
„Mich.“
Entgeistert sah Charlie Radcliffe an, der die ganze Eingangstür des kleinen Hauses auszufüllen schien. Was machte er denn hier? Und wie kam der Schmied darauf, dass … oh, natürlich, er wurde dafür bezahlt, dachte sie und sah dann zu ihrem Erstaunen, dass Tomas und Stokes neben dem Lord standen, und dahinter erhaschte sie einen kurzen Blick auf einen schlanken Knaben.
„Das ist er!“ rief der Schmied. „Und vor einer Viertelstunde habe ich die beiden miteinander getraut. Das wurde hier ordnungsgemäß registriert.“
„Henry!“ knurrte Carland.
Als er die kalte Wut in Carlands Gesicht erkannte, drehte sich Henry zu Charlie um. „Du verdammtes …“, begann er und erhob die Faust gegen seine Nichte.
Doch bevor er seinen Satz vollenden oder den Schlag ausführen konnte, war Radcliffe zur Stelle und fing die Faust ab.
Der ältere Mann schwieg erschrocken.
„Sprechen Sie gefälligst nicht so mit meiner Gemahlin!“
Henry war zutiefst bestürzt, doch dann trat eine gewisse Verschlagenheit in seine Augen, und er brachte es sogar fertig, Carland versöhnlich zuzulächeln. „Es ist ja noch nicht alles verloren. Die beiden mögen getraut worden sein, doch die Ehe können sie unmöglich bereits vollzogen haben. Wir werden Charlotte nach London mitnehmen und die Ehe vom König auflösen lassen. Danach können Sie sie heiraten.“
„Sie werden sie nirgendwohin mitnehmen“, stellte Radcliffe klar und zerquetschte dabei die Hand, die er noch immer festhielt. „Und die Ehe wurde bereits früher vollzogen. Charlotte ist keine Jungfrau mehr.“
Onkel Henry muss das Geld schon ausgegeben haben, das Carland ihm für meine Hand versprochen hat, dachte Charlie, als sie sah, wie sich ihr Onkel wand. Trotzdem redete er weiter mit Carland. „Der lügt! Rufen Sie doch einfach Ihre Männer her, und …“
„Henry, Sie wissen ganz genau, ich brauche einen gottverdammten Erben! Ich werde nicht das Risiko eingehen, dass sie von einem anderen Mann geschwängert wurde. Ich will mein Geld zurück!“
Ihr Onkel sah aus, als würde ihm vor Panik gleich übel werden, doch da trat Symes heran und zog einen Beutel aus seiner Jackentasche.
„Dies gab mir wie vereinbart Lord Seguin, als ihm Lady Elizabeth überstellt wurde, Mylord.“
Onkel Henry wäre dem Mann beinahe um den Hals gefallen. „Ach, Symes! Wie klug, dass Sie jetzt daran dachten. Hier, Carland.“ Er nahm Symes den Geldbeutel ab und händigte ihn Carland aus. „Seguin wollte denselben Betrag für Elizabeth zahlen wie Sie für Charlotte. Somit sollte alles in Ordnung sein.“
„Das kann ich nur hoffen“, erwiderte Carland kalt und steckte den Geldbeutel ein.
„Hörte ich eben meinen Namen?“
Charlie drehte sich um und sah Beth jetzt im Eingang stehen. Sie trug das lavendelfarbene Gewand, welches Charlie ihr für die Hochzeit in die Reisetasche gepackt hatte. Falls es
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