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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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würden wir uns sehr freuen“, antwortete er, denn er fand, dem Jungen würde etwas weibliche Aufmerksamkeit gut tun.
    „Und deshalb ließ Maman für mein Debüt eine völlig neue Garderobe schneidern. Sie glaubt nämlich, ich würde im Handumdrehen verlobt sein. Was meinen Sie, Charles?“
    Charlie schaute das Mädchen ziemlich ausdruckslos an. Clarissa Mowbray war eine schlanke, hübsche, dunkelblonde junge Dame, und seit Radcliffe das Angebot ihres Bruders angenommen hatte, plapperte sie unaufhörlich. Während das Gepäck von dem Mietwagen in Mowbrays Kutsche umgeladen wurde, schwatzte sie pausenlos über lauter Nichtigkeiten und schwieg nur so lange, bis die Sitzordnung geregelt war. Sie hatte es so eingerichtet, dass sie auf einer Bank eingekeilt zwischen Radcliffe und Charlie saß, während ihr Bruder gegenüber den Platz zwischen Beth und der älteren Frau einnahm.
    Diese stellte sich als Lady Gladys Mowbray heraus, die verwitwete Mutter von Tomas und Clarissa. Sie war schwerhörig, was man daran merkte, dass Clarissa ihr die neuen Gäste fast brüllend vorstellte, und es erklärte auch, weshalb sie sich nicht an dem Geschwätz ihrer Tochter beteiligte. Charlie fühlte sich schon so elend, dass sie vermutete, die Lady sei taub geworden, um sich gegen den ständigen Redefluss ihrer Tochter zu wehren.
    Gewöhnlich hätte sich Charlie wegen solcher Gedanken geschämt, doch sie fand es auch ohne dieses ununterbrochene Gerede schwer genug, in der überfüllten Kutsche Luft zu bekommen, und bezweifelte nicht, dass sie bald wegen Mangels an Sauerstoff ohnmächtig werden würde.
    „Ich bin sicher, mein Bruder stimmt mit der Vorhersage Ihrer Mutter überein“, flüsterte Beth jetzt und sah ihre Schwester ärgerlich an, weil deren Antwort ausblieb. „Das stimmt doch, nicht wahr, Charles?“
    „Oh ja. Gewiss doch“, antwortete Charlie tonlos und schaute aus dem Fenster.
    „Ich erinnere mich nicht, gehört zu haben, dass Sie einen Vetter und eine Kusine haben.“
    Nach Lady Mowbrays Worten herrschte gespannte Stille. Die Dame hatte während mehrerer Stunden stumm wie ein Fisch dagesessen, und es wäre Charlie nur recht gewesen, wenn es auch dabei geblieben wäre. Nun trieb ihr die Bemerkung der Frau einen Angstschauder über den Rücken. Sie wandte sich um zu Radcliffe und wollte ergründen, wie er wohl auf diese Frage reagierte.
    Sehr zu ihrer Erleichterung blieb er völlig ungerührt und brachte sogar ein kleines Lächeln zu Stande. „Elizabeth und Charles sind Vetter und Kusine zweiten Grades durch Anheirat“, erklärte er.
    „Aha.“ Die ‚Weise, wie Lady Mowbray zwischen Radcliffe und ihr hin und her blickte, war Charlie unangenehm, und dabei blieb es auch für den Rest der Reise. Sie kämpfte noch gegen ihre Übelkeit an, wich Lady Mowbrays forschendem Blick aus, und unterdessen plapperte Clarissa unverdrossen weiter sinnloses Zeug.
    Es war eine sehr große Erleichterung, als der Wagen endlich in London eintraf und sie bei Radcliffes Stadthaus abgesetzt wurden.
    An der Tür wurden sie von einem hoch gewachsenen, schlanken grauhaarigen Mann in Empfang genommen, der ungeheuer distanziert und würdevoll war. Radcliffe stellte ihn als Stokes vor und beauftragte ihn, Beth in ein Zimmer zu bringen und ein Bad für sie zu richten. Danach bedeutete er Charlie, ihm zu folgen. Er führte sie in die Bibliothek, wies ihr einen Sessel an und erklärte dann minutenlang, was seiner Ansicht nach für Beth’ Debüt zu unternehmen sei.
    Charlie hörte ihm geduldig zu, während sie nur daran dachte, endlich die fürchterliche Perücke abzunehmen, sich der Kleidung zu entledigen, die lästige Brustbinde abzuwickeln und in eine Wanne mit heißem, wohltuendem Wasser zu sinken.
    Als Radcliffe seine Ausführungen beendete, stimmte sie seinen Vorschlägen bereitwilligst zu und flüchtete aus der Bibliothek. Draußen wartete bereits Stokes, um sie die Treppe hinauf zu ihrem Raum zu führen. Er teilte ihr mit, dass ihre Schwester sich im Nebenzimmer befinde, und ließ sie dann mit einer Wanne voller heißem Badewasser allein.
    Gerade hatte sie sämtliche Burschenkleidung abgestreift und wollte in die Wanne steigen, als die Tür geöffnet wurde. Mit einem leisen Aufschrei ließ Charlie sich ins Badewasser fallen und tauchte sofort unter, weil sie sich verbergen wollte vor jedem, der jetzt eintreten mochte. Ebenso schnell sprang sie wasserspritzend wieder hoch, weil ihr jemand leicht auf den Kopf klopfte. Sie wischte sich die

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