Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe
Tage an.“
„Hmm. Er …“ Beth sprach nicht weiter, als eine Kutsche um die Wegbiegung kam und auf sie beide zurollte. Hinter ihrem eigenen Wagen hielt sie an, und eine ältere Frau, ein junges Mädchen sowie ein Mann, der wahrscheinlich ein paar Jahre jünger war als Radcliffe, schauten die beiden Schwestern aus dem Wageninneren heraus einen Moment neugierig an, bevor der Schlag geöffnet wurde und der junge Mann ausstieg.
Als Beth der Atem stockte, blickte Charlie sie an. Ihre Schwester schien bestürzt und benommen, Charlie zog die Augenbrauen hoch, kam auf die Füße, reichte ihrer Schwester die Hand, um Beth ebenfalls aufzuhelfen, und drehte sich dann zu dem Mann um, der inzwischen herangekommen war.
„Kann ich Ihnen irgendwie zu Diensten sein?“ erkundigte sich der Fremde freundlich und schenkte Beth ein bezauberndes Lächeln.
Obgleich diese Frage an ihre Schwester gerichtet war, antwortete Charlie, denn Beth schien im Moment nicht in der Lage dazu zu sein. Sie schaute den Mann reichlich verträumt an, doch Charlie begriff beim besten Willen nicht, warum. Mit seinem dunkelblonden Haar sowie den scharf geschnittenen Gesichtszügen sah er allerdings recht attraktiv aus und war groß und schlank. Nicht übel, dachte Charlie, aber nicht gerade mein Typ.
„Vielen Dank für Ihr Angebot“, sagte sie, „doch außer mit uns die Kutschen zu tauschen, können Sie leider nichts für uns tun.“
Der Fremde wirkte ein wenig ratlos, riss den Blick von ihrer Schwester los und schaute Charlie perplex an.
Diese verzog das Gesicht. „Wir reisen nämlich … mit unserem Vetter“, erklärte sie. „Unglücklicherweise ging unser eigener Wagen entzwei, und wir mussten uns diese Kutsche mieten, um Weiterreisen zu können.“
Der junge Mann betrachtete die Klapperkiste am Straßenrand, trat dann einen Schritt heran, lugte in das Innere und drehte sich wieder zu ihnen um. „Ist Ihr Vetter in dieser Kutsche geblieben?“
„Was? Oh! Nein. Er ist nur ein Stück weitergegangen, um frische Luft zu schöpfen. Zweifellos wird er gleich zurückkommen.“
„Aha.“ Der Fremde nickte und schaute Beth wieder an. Gerade wollte er etwas äußern, da kam das junge Mädchen aus seiner Kutsche gehüpft und fasste ihn beim Arm.
„Ach, Tomas, wir müssen ihnen anbieten, unseren Wagen mit ihnen zu teilen! Mit diesem da können sie doch nicht in die Stadt rumpeln. Das muss ja fürchterlich unbequem sein. Biete ihnen doch an, sie mitzunehmen – bitte!“ Sie lächelte Charlie strahlend an, und als sie dann noch kokett mit den Wimpern klimperte, trat Charlie verlegen von einem Fuß auf den anderen und fand plötzlich größtes Interesse an ihren Schuhen. Die Kleine kokettierte ganz offensichtlich mit ihr – wie erstaunlich!
„Würden Sie …“, begann Tomas, worauf Beth eifrig einen Schritt vorwärts trat.
„Oh, das wäre ja überaus reizend!“
Charlie verzog das Gesicht wegen der hauchigen Stimme ihrer Schwester, schaute auf und sah, dass die beiden einander strahlend anlächelten wie ein Liebespaar bei Vollmond.
Plötzlich merkte sie, dass das junge Mädchen ihren Arm gefasst hatte, sich an ihre Seite drängte und sie unter ihren langen Wimpern hervor anlächelte.
„Wollen wir nicht ein wenig die Straße entlang spazieren und Ihren Vetter suchen?“
Charlie fand, dass in den Augen des Mädchens etwas Raubtierhaftes lag, und sofort entzog sie sich den Klauen, die sie gepackt hielten. „Diese Mühe möchte ich Ihnen ersparen. Ich werde meinen Vetter selbst zurückholen.“
„Das dürfte nicht mehr nötig sein.“
Alle fuhren herum, als der in Rede stehende Mann seine Rückkehr bekannt gab.
„Radcliffe!“ Tomas’ Überraschung war ganz offensichtlich. „Ich ahnte ja nicht, dass Sie mit diesen Geschwistern verwandt sind.“ Er ging Radcliffe mit ausgestreckter Hand entgegen.
Dieser ergriff sie und nickte freundlich. „Mowbray. Ich freue mich, Sie zu sehen.“
„Wir trafen auf Ihre Kutsche und hielten an, um festzustellen, ob irgendetwas nicht stimmte. Ihre Verwandten erklärten, dass Ihr Wagen zusammengebrochen ist und Sie gezwungen waren, dieses klapperige Ding da anzumieten.“ Er deutete auf die alte Kutsche. „Wir boten an, unseren Wagen für den Rest der Reise mit Ihnen zu teilen, falls Sie mögen.“
Radcliffe schaute erst Charlie und dann das Mädchen an, das die Hand immer wieder auf den Arm des Burschen zurücklegte. Ferner bemerkte Radcliffe Charles’ Verärgerung. Er nickte ernst. „Darüber
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